NHL 17 im Test - Schöne neue Scheibenwelt

Bei jährlich erscheinenden Sportspielen sucht man Neuerungen oft mit dem Elektronenmikroskop. NHL 17 bittet erneut zum Eistanz, und wir klären im Test, ob Liebhaber des Vorgängers die Neuauflage brauchen.

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NHL 17 im Test für PS4 und Xbox One. NHL 17 im Test für PS4 und Xbox One.

Die Gretchenfrage bei jedem Sportspiel-Update: Was ist neu? Den größten Sprung hat in NHL 17 der »Be a GM«-Modus gemacht, in dem man die Rolle des General Managers übernimmt. Er heißt jetzt Franchise-Modus und bietet mehr Tiefgang. Wir sind nicht mehr nur Team-Manager, sondern bestimmen unter anderem die Preise für Eintrittskarten, Imbissbuden, Merchandising und Parktickets.

Außerdem sorgt der GM für Ausbau und Instandhaltung des Stadions - wenn etwa die Toiletten wegen ihres hygienisch fragwürdigen Zustands einer Sanierung bedürfen. Auch Werbeaktionen sind wichtig: Während der Spiele gibt's für die Zuschauer dann beispielsweise Gratis-Shirts, Pucks oder Wackelkopffiguren der Starspieler.

Hinter all dem steht der Eigentümer des Vereins, der seinen Geschäftsführer jederzeit feuern kann. Insofern ist es ratsam, die Wünsche des Big Boss zu erfüllen. Der erwartet etwa eine bestimmte Zahl an Heimsiegen, mehr Sitzplätze oder eine höhere Fan-Zufriedenheit.

Wer nicht über profundes Hintergrundwissen zur NHL verfügt, tut sich allerdings schwer, weil das Spiel ihn nicht an die Hand nimmt. Es erklärt zum Beispiel nicht, was ein Draft ist - die nordamerikanische Form des Sozialismus nämlich, bei der die besten Nachwuchsspieler an die schwächsten Teams verlost werden. Alle, die den Begriffe One Way und Two Way mit dem Thema Flaschenpfand assoziieren, werden ebenfalls nur Bahnhof verstehen.

Spannung à la carte

Deutlich erweitert haben die Entwickler auch Hockey Ultimate Team (HUT). In diesem Modus stellt man über Trading Cards eine möglichst schlagkräftige Mannschaft zusammen. Mit der treten wir offline an oder messen uns online. Es gilt, sich in einem Ligasystem hochzuarbeiten und bestenfalls in die 1. Division aufzusteigen. NHL 17 bietet sehr viel mehr Möglichkeiten, an die begehrtesten Sammelobjekte zu kommen.

Außerdem haben die Entwickler den neuen Modus Draft Champions mit Hockey Ultimate Team verzahnt; dort erspielte Belohnungen sind in HUT einlösbar. Draft Champions ist darüber hinaus quasi eine Fastfood-Variante von Hockey Ultimate Team, die auch für sich spaßig ist. Sie erlaubt es, auch mal mit echten Eishockey-Legenden an den Start zu gehen, ohne sich in die komplexen HUT-Spielmechaniken reinfummeln zu müssen. Das Team bei diesem feinen Sammelkarten-Quickie zu bilden, dauert nur Minuten.

Glückshormone für Vereinsmeier

Schön, dass auch Nationalmannschaften vertreten sind. Dumm nur, wenn ein dazu passender Turniermodus fehlt. Schön, dass auch Nationalmannschaften vertreten sind. Dumm nur, wenn ein dazu passender Turniermodus fehlt.

Ebenfalls neu ist World Cup of Hockey, ein 2016 erst zum dritten Mal ausgetragenes internationales Eishockeyturnier in Toronto. Teilnehmer sind Kanada, Schweden, Russland, Tschechien, USA, Finnland, Team Europa und Team Nordamerika (eine U23 mit Profis aus den USA und Kanada). Dahinter verbirgt sich also keine WM, die lässt sich nämlich trotz der Nationalteams in NHL 17 nicht authentisch nachspielen, weil es wie schon im Vorgänger keinen Turniermodus mehr gibt.

Gestrichen hat EA außerdem NHL Moments, das damit das gleiche Schicksal erfährt wie in den vergangenen Jahren Be a GM Connected, Live the Life und Winter Classic. Dafür begeistert die EASHL mehr als zuvor: Vereinsgründer beginnen mit einem mickrigen Provinzstadion, das es auszubauen gilt. Der Clubchef und seine Mitstreiter müssen bei Onlinepartien (maximal 6 vs. 6) größere Hallen ebenso freischalten wie neue Anzeigentafeln, Beleuchtung, Pyroeffekte und vieles mehr.

Der springende Puck

Auf dem Eis hat sich wenig getan, weder bei der hübschen Grafik und dem stimmungsvollen Sound noch beim insgesamt fluffigen Gameplay. Am auffälligsten ist noch, dass technisch weniger versierten Puckschubsern die schwarze Hartgummischeibe häufiger von der Kelle hüpft. So, als würde NHL 17 Unebenheiten auf dem Eis simulieren. Die künstliche Intelligenz geht im Angriff aggressiver vor, sodass auch die neuen Torraumduelle Sinn ergeben: Hier kann ein Verteidiger einen gegnerischen Stürmer gezielt beharken und mit fairen Mitteln aus dem Spiel nehmen, wenn dieser etwa versucht, dem Goalie die Sicht zu versperren.

NHL17 ist eine Simulation, die für Adrenalin sorgt. Hier eine Torraumszene beim Spiel zwischen San Jose und Pittsburgh. NHL17 ist eine Simulation, die für Adrenalin sorgt. Hier eine Torraumszene beim Spiel zwischen San Jose und Pittsburgh.

Der Einzelspielermodus ist einen Tick herausfordernder, auch für NHL-Veteranen. Fünf statt vier Schwierigkeitsgrade (es gibt nun die Stufe »Halbprofi«) sorgen für eine bessere Balance. Im Rollenspiel-Modus Be a Pro stellt der Trainer manchmal bestimmte Aufgaben. Erfüllen wir sie, gibt's doppelt so viele Erfahrungspunkte, zum Beispiel für eine gelungene Abwehraktion.

Doctor Octopus

Eine Baustelle bleibt die künstliche Intelligenz. Böse Zungen unken, dass die KI nicht immer mit fairen Mitteln zu Toren kommt. Vorsichtig formuliert hat sie bei engen Spielständen plötzlich auffällig viel Glück. So fallen dann statistisch gesehen zu viele Gegentreffer. Während der Torhüter des Konkurrenten hält, als sei er ein achtarmiger Krake, entpuppt sich der eigene Keeper während solcher Phasen gelegentlich als mutmaßlicher Hirnspender.

Das gilt auch für die Verteidiger in Be a Pro, die beim Spielaufbau regelmäßig katastrophale Fehlpässe produzieren oder sich immer wieder an der Bande einklemmen lassen. Hin und wieder erweisen sich selbst Stürmer als geistige Bremsleuchten, wenn sie sich nur träge nach vorn bewegen oder blöde im Weg stehen. Hier jammert der Eishockeyfan allerdings auf hohem Niveau, denn in der Summe ist NHL 17 eine tolle Simulation, die viele Stunden fesselt.

Im Manager-Modus legen wir unter anderem Preise fest, sanieren und erweitern z.B. Imbissbuden und starten Werbeaktionen. Im Manager-Modus legen wir unter anderem Preise fest, sanieren und erweitern z.B. Imbissbuden und starten Werbeaktionen.

Sie bildet nicht nur die Dynamik des schnellsten Mannschaftssports (Polospieler: Klappe halten!) erstklassig ab, sondern auch die Stadionatmosphäre. Denn auch abseits des Eises ist eine Menge los. Liebe zum Detail zeigt sich etwa, wenn zwischen Zuschauern, Fotografen und Kameraleuten mal wieder das Maskottchen durchdreht und wie blöde auf die Plexiverglasung eindrischt. Witzig!

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