Need for Speed Unbound hat, wie viele seiner Vorgänger, einen Reflex in der NfS-Community angestoßen: Direkt nach der Ankündigung im Oktober wurden die Kommentare unter dem Trailer geflutet mit ein- und derselben Frage: “Warum bringt ihr nicht einfach Underground 2 zurück?”.
Ein großer Teil der Need for Speed-Fans scheint sich einig zu sein, dass der Serienteil von 2004 so etwas wie der Heilige Gral des Franchises ist. Es ist ein Spiel, das alle in guter Erinnerung haben. Doch obwohl ich Underground 2 genauso gespielt, geatmet und geliebt habe wie viele Menschen da draußen, bin ich mir ziemlich sicher, dass ein Remake enttäuschend wäre.
Über den Autor: Max hat nicht nur damals viel Underground 2 gespielt, sondern schaut auch heutzutage regelmäßig in ältere Spiele-Klassiker rein, um sich von der Nostalgiewelle noch einmal mitreißen zu lassen. Im konkreten Fall von Need for Speed würde die Rechnung für ihn aber nicht aufgehen, obwohl er sehr positiv an das Rennspiel zurückdenkt.
Was macht Underground 2 eigentlich aus?
Wenn es nach mir persönlich geht, fußt meine Faszination für Underground 2 auf folgenden Eigenschaften: Es hatte eine Open World, die Neon-Nacht-Grafik war echt schick, das Tuning war super und der Soundtrack sucht bis heute seinesgleichen.
Das klingt erstmal alles super, aber es zeigt auch schon ein Problem auf: All das haben aktuelle Need for Speed-Spiele auch. Abgesehen vom Soundtrack natürlich. Den neumodischen Kram will sich ja niemand anhören, aber das ist ein anderes Thema.
Was damals gut war, ist es heute nicht unbedingt
Offene Welten sind weiterhin beliebt. Allerdings ist das Schema mittlerweile im besten Fall nichts Besonderes und im schlimmsten Fall ausgelutscht. Schauen wir uns dann die Original-Map von Underground 2 an, fällt außerdem auf, dass die Karte für heutige Gewohnheiten wirklich klein war und sich die Orte in den Rennen dementsprechend oft wiederholten.
Dazu kommt, dass es auf dieser Map gar nichts zu tun gab, außer von der Garage zum nächsten Rennen zu fahren. Das war damals cool, weil die Bewegungsfreiheit einer Open World noch etwas Besonderes an sich hatte. Dass ich heute Open World-müde bin, sehe ich an NfS: Unbound. Denn auch im neuen Teil wünsche ich mir eine Schnellreise-Funktion. Die damalige “Faszination Open World” gibt es für mich nicht mehr.
Beim Tuning nichts Neues. Ein weiterer wichtiger Bestandteil war das Tuning der Autos. Wie gerne habe ich drehende Spinners auf meine viel zu großen Alu-Felgen geklebt, weil ich dachte, das sei cool. Schön war’s! Nur habe ich das Tuning seitdem gar nicht vermisst. Need for Speed hatte mit 2015, Heat und jetzt Unbound ziemlich gute Auto-Baukästen, bei denen ich mich wunderbar austoben konnte.
Und auch der Neon-Bei-Nacht-Look ist nichts, was es nur in Underground 2 gab. Die drei letzten Serien-Teile boten diese Optik ebenfalls. Mit der Underground-Reihe war der Look für mich neu und aufregend. Cool aussehen tut es auch heute noch, aber wie schon bei der Open World ist der besondere Zauber von damals für mich verflogen.
Ein für mich sehr wichtiges Gameplay-Element fehlt außerdem: In Underground 2 gab es keine Polizeiverfolgungsjagden. Die würde ich heute aber vermissen, denn spätestens nach Most Wanted und Carbon dürfen die Ordnungshüter für mich nicht mehr fehlen, weil sie den ansonsten schnell drögen Renn-Alltag sinnvoll auflockern. Das galt schon für einige NfS-Teile vor Underground 2 und hat sich bis heute nicht geändert.
Die Sache mit dem Soundtrack
Ein nicht zu unterschätzender Grund für die nostalgischen Gefühle ist natürlich die Musik. Genau genommen glaube ich sogar, dass ein Großteil der positiven Erinnerungen darauf basiert. Überraschend wäre das nicht, immerhin schafft es kaum ein anderes Medium Gefühle so gut zu konservieren, wie Lieder, die man mit einem bestimmten Moment oder einem Ort verknüpft.
Hier eine Erinnerung, damit ihr heute wenigstens ein Mal gute Musik gehört habt
Sollte EA jemals ein Underground 2-Remake veröffentlichen, ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass nur ein Bruchteil dieser originalen Playlist wirklich wieder zurückkehrt. Lizenzvereinbarungen sind in der Videospielwelt leider ein regelmäßiges Thema. Das gilt nicht nur für Spiele wie GTA IV, wo zehn Jahre nach Release per Patch ein halber Radiosender entfernt wurde.
Es gilt ebenso für Remakes, wie Tony Hawk's Pro Skater 1+2 gezeigt hat. Auch diese beiden Klassiker leben unter anderem von ihren Soundtracks. Aus den genannten Lizenzgründen fanden sich aber nicht alle Songs im Remake wieder. Stattdessen mussten sie durch alternative Stücke ersetzt werden.
Die Zeiten sind vorbei
Need for Speed Underground 2 ist an seine Zeit gefesselt. Wir erinnern uns an das Jahr 2004: Die ersten Fast and Furious-Filme gingen durch die Decke, Menschen hörten Linkin Park oder Limp Bizkit und das französische Örtchen Lille wurde zur europäischen Kulturhauptstadt erklärt.
Ich selbst ging damals in die vierte Klasse und war gerade dabei die Welt zu entdecken. Nicht zuletzt deshalb wirkte der Musik-Mix aus HipHop- und Nu Metal-Songs auf mich cool und erwachsen. Illegale Straßenrennen hatten etwas Verruchtes an sich, genau wie getunte Autos mit Unterbodenbeleuchtung. Dieser Emotions-Cocktail, den ich bis heute in mein Herz geschlossen habe, lässt sich nicht mehr so einfach reproduzieren.
Was von Need for Speed Underground 2 Remake übrig bleiben würde, wäre eine kleine, leere Open World. Auf der Map gäbe es nichts zu tun, außer von Event zu Event zu fahren, was mich nerven würde, weil ich Open Worlds nicht mehr sehen kann. Die Rennen selbst würden durch fehlende Polizeiverfolgungsjagden einiges vermissen lassen und der Soundtrack wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit unvollständig.
Ich glaube deswegen als großer Fan des Originals nicht, dass ein Remake die oft geforderte “Rettung” für das Need for Speed-Franchise wäre. Dafür war das Spiel viel zu sehr an seine Zeit geknüpft und die ist nunmal vorbei.
Was denkt ihr: Seht ihr das ähnlich, oder lasst ihr euch von meinem Gejammere nicht vom wahren Glauben abbringen?
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