Nexomon ist eine detailgetreue Kopie der Pokémon-Reihe und übernimmt alle Elemente des Originals völlig skrupellos, seien es Pokébälle, rundenbasierte Kämpfe, Arenaleiter oder Entwicklungen. Originell ist das nicht, trotzdem funktioniert das Prinzip "Monster fangen, trainieren, und kämpfen lassen" auch bei Nexomon wunderbar. Nur die Liebe zum Detail hätte man sich bei Pokémon noch etwas genauer abschauen sollen.
Die Kerninfos der Konsolenversion:
Genre: RPG
Plattformen: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
Release: 17. September 2021
Preis: 9,99 Euro
Von Nex kommt Nex!
Vor langer Zeit beherrschten die Menschen die Welt. Doch eines Tages kam Omnicron, König der Nexomon, vom Himmel herab und ließ seine Monsterarmee auf die Erde los. Offenbar waren die Nexomon aber gar nicht so übel: Sie verbündeten sich mit den Menschen gegen ihren teuflischen Arbeitgeber, und seitdem leben Mensch und Nexomon friedlich zusammen.
Einen guten ersten Eindruck verschafft euch der Trailer:
Soweit die Hintergrundgeschichte. In der Gegenwart erwacht ihr in eurem Bett und entdeckt, dass der niederträchtige Nexolord sich für eine Erfindung eurer Eltern interessiert. Mithilfe eurer Freundin Ellie und ihrem Roboter Altas vertreibt ihr Nexolords fiesen Handlanger, der vor lauter Schreck einen Container fallen lässt, in dem euer erstes Nexomon steckt.
Ihr wählt aus sieben Kandidaten ein Monster - zum Beispiel das Elektrokätzchen Velokitti oder das feurige Stinktier Sprunk. Nun müsst ihr herausfinden, was es mit dem bösen Nexolord und der Maschine eurer Eltern auf sich hat.
Unterwegs trefft ihr viele andere "Bändiger", trainiert euer Nexomon, das in bester Pokémon-Manier stärker wird, neue Attacken lernt und sich weiterentwickelt.
Tolle Inszenierung, aber öde Story
Hier zeigt sich der große Pluspunkt von Nexomon: Die Welt ist charmant, die Grafik schlicht, aber atmosphärisch, und die Mischung aus Pixelwelt und gezeichneten Figurenmodellen funktioniert. Die Landschaft ist abwechslungsreich; jede Stadt, die ihr auf eurer Reise besucht, hat ein eigenes Thema. Ein Bergdorf, das ihr früh im Spiel erreicht, lädt beispielsweise zum Bad in einer heißen Quelle ein.
Auch die Designs sind originell. Die Monster in Nexomon sind ganz sicher kein Pokémon-Abklatsch, sondern eigene Persönlichkeiten, zu denen man schnell eine Verbindung aufbaut. Die Vielfalt der 300 verschiedenen Monster motiviert zum Sammeln und gibt euch sofort das Pokémon-typische "Das muss ich im Team haben"-Gefühl.
Die Kämpfe sind ebenfalls stimmungsvoll inszeniert. Die Attacken haben eigene Animationen, die zwar simpel sind, aber dennoch für Dynamik sorgen. Allein beim Sounddesign hätten wir uns etwas mehr Feinschliff gewünscht. Kampfgeräusche sind nicht so satt wie sie sein könnten, der Reißverschluss klingt seltsam metallisch - Kleinigkeiten, die aber dafür sorgen, dass sich Nexomons Welt kulissenhaft anfühlt.
Leider wurde sich auch die Story bei Pokémon abgeguckt. Das Original ist bekannt für eindimensionale Figuren und dünne Handlungsstränge - und auch bei Nexomon trägt das Rätsel um den generischen Bösewicht nicht lange. Astra führt euch zudem lange an der Hand; das Abenteuer, in ein wildes und unerforschtes Areal vorzudringen, geht durch die strenge Linearität verloren.
Ein kompetenter, aber seelenloser Klon
Der Reiz von Nexomon liegt vor allem in der guten Lernkurve. Die Trainerkämpfe sind beispielsweise schon früh herausfordernd und zwingen euch zu weiteren Trainingseinheiten. Nach einem verlorenen Kampf motiviert es ungemein, zu trainieren und zu entwickeln, um es dem Bändiger beim nächsten Mal so richtig zu zeigen.
Nexomon macht sogar manches besser als das Vorbild. Lernt euer Nexomon eine neue Attacke, muss diese nicht "erlernt" und dafür eine andere "vergessen" werden (das war in der ersten Pokémon-Generation schon unlogisch und wurde seitdem nicht geändert). Stattdessen verfügt jedes Nexomon über einen Fähigkeitenbaum, aus dem ihr eure Attacken zusammenstellt.
Aber viele kleine Unstimmigkeiten sorgen dafür, dass Nexomon sich insgesamt nicht so lebendig anfühlt wie das Vorbild. Wird euer Nexomon im Kampf besiegt, verschwindet es ganz ohne Animation. Nach verlorenem Duell landet ihr nicht im Poké-Center, sondern einfach beim letzten Checkpunkt. Die Details, die eine Spielwelt glaubhaft machen, fehlen bei Nexomon. Die deutschen Texte sind zudem voller Rechtschreibfehler und seltsamer Formulierungen. Eure epische Quest beginnt mit "einem jungen und normalen menschlichen Kind" - was auch immer das heißen mag.
Die Nähe zu Pokémon ist auch Nexomons größte Schwäche. Die Ähnlichkeit provoziert den Vergleich zum Original und macht den fehlenden Feinschliff umso deutlicher.
Eine gute Pokémon-Alternative für zwischendurch
Alle Spieler*innen auf der Suche nach einem kompetenten Monster-Adventure werden mit Nexomon zufrieden sein. Das Spiel geht keine Experimente ein, sondern weiß genau, was es ist: ein solider, ehrlicher Pokémon-Klon - nicht mehr und nicht weniger. Tatsächlich macht Nexomon immer dann am meisten Spaß, wenn man seine Ansprüche herunterschraubt und hier nicht "das nächste große Ding" erwartet, sondern ein kurzweiliges Monsterhäppchen mit Pokémon-Glasur.
Aber das Herz fehlt. Die Monsterdesigns sind zwar sympathisch, aber die Welt von Nexomon fühlt sich seelenlos an. Die Zutaten sind alle da, das Rezept ist bewährt, und am Ende wird man satt - aber am besten schmeckt es eben doch, wenn auch mit Liebe zubereitet wurde.
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