Motorradspiele hatten im Rennspiel-Genre schon immer einen schweren Stand. Wo pompöse Auto-Simulationen wie Gran Turismo 5 oder Forza Motorsport 3 die Massen problemlos erreichen, ist die Zielgruppe bei den Zweirad-Kollegen scheinbar wesentlich kleiner. Große Verkaufhits waren bei Motorrad-Titeln bislang Fehlanzeige – und daran dürfte auch Capcoms neues Moto GP 10/11 für PS3 und Xbox 360 kaum etwas ändern. Zwar bekommen Hobby-Biker mit einem Faible für knackige Simulationen ein rundes PS-Paket mit Original-Lizenzen, reichhaltigen Spielmodi und gutem Online-Part geschnürt, zu viele Detailmängel, die staubtrockene Präsentation und vor allem die oft frustrierend-sensible Steuerung verhindern aber Spielspaß-Höhenflüge
Und täglich grüßt das Kiesbett
Auf dem Papier macht sich MotoGP 10/11 sehr gut: Fünf Spielmodi (Weltmeisterschaft, Karriere, Herausforderung, Zeitrennen, Multiplayer), ein großes Fahrerfeld von bis zu 27 Bikern, drei Leistungsklassen (125ccm, Moto 2 und MotoGP) und ausschließlich originale Strecken und Fahrer lassen kaum Wünsche offen. Die gewöhnungsbedürftige Steuerung hingegen schon: Wo die kleineren Maschinen noch mit etwas Übung gut beherrschbar sind, solltet ihr euch ab der MotoGP-Klasse schon mal auf etliche Übungsrunden einstellen. Es ist unglaublich schwer, die PS-Monster von Ducati, Yamaha und Co. zu bändigen und auf der Piste zu halten. Ein kleiner Schlenker, der zu hektisch ausgeführt wurde, kann euch schon aus einer scheinbar harmlosen Schikane heraus ins nächste Kiesbett befördern.
Zwar könnt ihr optional die Rückspul-Funktion nutzen und so Fahrfehler ausbügeln, allerdings besteht der Sinn eines Rennspiels ja nicht darin, ständig zu pausieren und eine Passage immer wieder aufs Neue zu fahren. Verzichtet ihr auf die »Zweite Chance«-Option (die ihr trotz des Namens aber unendlich oft nutzen dürft), werdet ihr nach einem Unfall schnell wieder zurück auf die Piste gesetzt. Jedoch leider nicht immer auf dem Asphalt, sondern ab und zu auch etwas abseits der Strecke, was unnötig viel Zeit kostet und frustrierend sein kann.
Verzichtet ihr auf Fahrhilfen wie ABS, Traktionskontrolle oder den Wheelie-Stopp und schaltet obendrein manuell, dann spielt sich MotoGP 10/11 extrem realistisch. Einsteiger freuen sich hingegen über zuschaltbare Fahrhilfen und die optionale Ideallinie. Passend zum realistischen Ansatz gibt’s ein Strafsystem, dass euch für Ausflüge abseits der Strecke zu Zusatz-Sekunden verdonnert. In den normalen Rennen spielt dieses aber kaum eine Rolle, lediglich in den Zeitrennen schmerzen die Strafsekunden. Ebenfalls positiv auf den Realismus wirken sich die überarbeiteten Setup-Otionen aus: Hier könnt ihr nicht nur die Fahrhilfen nach Wunsch einstellen, sondern auch an der Reifenmischung, dem Getriebe und Differenzial sowie der Federung (inklusive Radstand) tüfteln. Die KI lässt sich in vier Stufen einstellen, rempelt aber mit Vorliebe und verhält sich auch sonst ziemlich unfair und rücksichtslos. Kommt es zu einer Kollision mit einem anderen Motorrad, fällt der »Gummieffekt« negativ auf, den man schon im Vorgänger hinnehmen musste.
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