Update (13. März 2015): Und es geht weiter mit der kuriosen Verbotsdebatte rund um Minecraft in der Türkei. Zwischenzeitlich hat sich der türkische Diplomat Fatih Oke aus der türkischen Botschaft in Washington D.C. zu Wort gemeldet und dem Ministerium für Familie und Soziales in der Türkei die Zuständigkeit für ein solches Verbotsverfahren abgesprochen. Die Ministerin und ihre Mitarbeiter würden gar nicht über die entsprechenden Rechtsmittel verfügen, so Oke.
Allerdings, so musste auch Oke einschränken, sei es durchaus möglich, dass die Behörde dem Hersteller von Minecraft gewisse Richtlinien auferlegten, an die dieser sich dann zu halten habe. Beispielsweise könnte Mojang also dazu gebracht werden, eine speziell für den türkischen Markt angepasste Version seines Spiels zu veröffentlichen. Sollte man sich dieser Auflage verweigern, ließe sich ein Verbot wahrscheinlich doch noch durchsetzen.
Update (11. März 2015): Mittlerweile hat das zuständige Entwicklerstudio Mojang auf die Verbotsdebatte in der Türkei reagiert und seinem Spiel Minecraft das entsprechende Gewaltpotenzial abgesprochen, mit dem das türkische Familienministerium seinen Verbotsantrag unter anderem rechtfertigt.
Zwar sei das Töten von Monstern und Tieren im Spiel ein normaler Teil des Spielgeschehens, keineswegs jedoch ein notwendiger, heißt es in der Stellungnahme:
»Die Welt von Minecraft kann ein gefährlicher Ort sein: Sie wird von furcheinflößenden, geschlechtsneutralen Monstern bewohnt, die insbesondere in der Nacht auftauchen. Es kann notwendig sein, sich gegen sie zu verteidigen, um überleben zu können. Falls einige Menschen diesen Grad an Fantasie-Konflikt schlimm finden sollten, dann würden wir ihnen empfehlen, einfach den Creative-Modus zu spielen oder eine friedliche Einstellung in den Optionen auszuwählen. Beides hält Monster von der Spielwelt fern.«
Im Mittelpunkt von Minecraft stehe viel mehr die Erkundung und Entdeckung der virtuellen und grenzenlosen Spielwelt, so das Entwicklerteam. Außerdem rege man stets auch eine kooperative Zusammenarbeit der Spieler an und fördere sie sogar durch bestimmte Spielmechaniken.
Ursprüngliche Meldung: Minecraft ist zu brutal und kann die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen durch seine Gewaltdarstellungen nachhaltig stören. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des türkischen Familienministeriums. Bereits im Februar 2015 hatte Familien- und Sozial-Ministerin der Türkei, Aysenur Islam, eine umfassende Untersuchung des vom Microsoft-Studio Mojang entwickelten Titels angeordnet.
»Auch wenn das Spiel durchaus als förderlich für die Kreativität von Kindern angesehen werden kann, da es sie Häuser, Farmen und Brücken errichten lässt, so müssen doch feindliche Kreaturen getötet werden, um diese Strukturen zu verteidigen. Kurz gesagt: Das Spiel basiert auf Gewalt«, heißt es im Abschlussbericht des Familienministeriums.
Es bestehe die reale Gefahr, dass einige Kinder die reale Welt mit jener von Minecraft verwechselten, nachdem sie das Spiel genutzt hätten, heißt es weiter. Und das wiederum könne dazu führen, dass diese Kinder glauben würden, dass das Quälen von Tieren okay sei und den »Opfern« keine Schmerzen bereite. Der Bericht bezieht sich dabei beispielhaft auf die potentielle Spielerfahrung eines neunjährigen Kindes.
Darüber hinaus könne das Spielen von Minecraft auch zu sozialer Isolation führen und setze die Kinder im Mehrspieler-Part gleichzeitig der Gefahr von Mobbing und Missbrauch aus.
Das Ministerium hat seine Rechtsabteilung nun angewiesen, möglichst zügig ein Gerichtsverfahren zum Verbot des populären Indie-Titels in Gang zu bringen. Es wird erwartet, dass in den kommenden Wochen eine entsprechende Strafanzeige gestellt wird.
In der türkischen Bevölkerung regt sich allerdings erster zaghafter Widerstand. Önder Kaplan von der Vereinigung der Internet Cafes in Ankara wird von der Lokalzeitung Habertürk mit den Worten zitiert, dass es neben der Türkei wohl kein Land gebe, dass ein Verbot von Minecraft in Betracht ziehe:
»Es gibt kein einziges Land, in dem Minecraft verboten wurde«, so Kaplan.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.