Microsoft-Deal: Initiative für Kauf ging angeblich von Activision aus, nicht umgekehrt

Offenbar hat Activision Blizzard den eigenen Verkauf forciert. Die Führungsriege soll den Publisher selbst bei Microsoft angeboten haben, und das sind die Gründe.

Wollten Activision Blizzard den eigenen Verkauf? Wollten Activision Blizzard den eigenen Verkauf?

Update vom 20. Januar: Die GamesBeat-Darstellung, dass Activision Blizzard bezüglich einer Übernahme auf Microsoft zukam, widerspricht den Recherchen von Wall Street Journal und Bloomberg. In den entsprechenden Artikeln ist zu lesen, dass Microsoft Ende letzten Jahres den ersten Schritt machte. Ziel war es dabei angeblich zunächst, dem angeschlagenen Publisher Hilfe anzubieten, gleichzeitig aber auch abzuklopfen, ob die Führungsebene um Bobby Kotick bereit sei, das Unternehmen zu verkaufen. Da es widersprüchliche Aussagen zu diesem Thema gibt, haben wir die Headline des Artikels angepasst.

Originalmeldung: Microsoft wird im Laufe des kommenden Jahres aller Voraussicht nach Activision für knapp 70 Milliarden US-Dollar übernehmen. Da Xbox-Chef Phil Spencer immer wieder davon spricht, neue Studios für sein Team gewinnen zu wollen, wirkte Microsoft auf den ersten Blick wie der Initiator des Deals, der nur auf einen guten Zeitpunkt gewartet hatte. Laut einem Bericht von GamesBeat stellt sich die Sache jedoch anders dar: Activision wollte aktiv einen Verkauf des Unternehmens und bot sich Microsoft an.

Warum forciert ein erfolgreicher Publisher seinen Verkauf?

Activision Blizzard ist einer der größten Publisher der Welt und besitzt mit Call of Duty eine der wertvollsten Spiele-Marken, die Jahr für Jahr in Verkaufscharts weit oben landet. Aber auch wenn der Absatz weiterhin stimmt hätte die Zukunft für den Publisher ohne die Übernahme aus mehreren Gründen wohl wenig rosig ausgesehen.

Schlechtes Image: Toxisches Arbeitsklima, sexuelle Übergriffe, keine Gleichberechtigung – das sind die Schlagzeilen, die Activision und Blizzard seit mehreren Monaten immer wieder schreiben. Auch wenn die Anwaltskosten auf Grund von Klagen der Mitarbeiter dem Unternehmen wohl nur ein müdes Lächeln entlocken können, ist es der Imageschaden, der auf Dauer seine Pranke in die Kassen schlagen könnte. In den Sozialen Medien wird immer wieder zum Boykott des Publishers aufgerufen, und die Talente der Gaming-Branche machen häufig einen großen Bogen um den wenig attraktiven Arbeitgeber.

Mehr zu der Klage gegen Activision-Blizzard, lest ihr hier:

Schwächelnde Marken: Dass selbst die eigentlich starken Franchises von Activision nicht mehr ganz so gut laufen, hat aber auch mit den Spielen selbst zu tun. Call of Duty liefert in jedem Jahr ein ähnliches Produkt in neuem Gewand, und für ihre anderen Marken scheint Activision keine großen Ideen oder Ambitionen zu haben. Als positive Ausnahme kann man an dieser Stelle Crash Bandicoot anführen, und Tony Hawk bekam zumindest ein Remake spendiert.

Bei Blizzard sieht es nicht viel besser aus. World of Warcraft rennen die Leute davon, und mit Warcraft 3: Reforged verprellte man langjährige Fans. Und sonst? Von Starcraft ist nichts zu hören, Hearthstone hat inzwischen etliche Konkurrenten auf Augenhöhe und Overwatch 2 lässt noch immer auf sich warten. Diablo 4 ist sicherlich ein vielversprechendes Projekt, doch das einstige Vertrauen der Community hat Blizzard längst verspielt.

Keine Zukunftsvision: Laut dem Bericht fehle es Activision Blizzard an einem Plan für die Zukunft. AAA-Spiele werden in der Produktion immer teurer und müssen sich neu erfinden. In einem Interview mit GamesBeat gibt Kotick zu Protokoll, dass es seinem Unternehmen in den Bereichen AI, Machine-Learning, Daten-Analyse, Cloud-Technologie und Cybersecurity an Expertise und Angestellten fehle. Aspekte, die bald von Microsoft übernommen werden können.

Bobby Kotick gibt selbst zu, dass es bei Activision im Moment nicht besonders gut läuft. Bobby Kotick gibt selbst zu, dass es bei Activision im Moment nicht besonders gut läuft.

Ist der Microsoft-Deal die Reißleine? Es sieht also ganz so aus, als würde Activision-Blizzard schlechter dastehen als von vielen vermutet. Ein Flugzeug, kurz vor dem Absturz, dessen Insassen von einem großen Fallschirm mit einem Xbox-Logo gerettet werden. Es wird spannend zu sehen, wie sich die einzelnen Studios und Franchises unter der neuen Schirmherrschaft machen werden.

Auch Activisions Schwesterunternehmen Blizzard hat große Probleme, die von den Kollegen der Gamestar näher beleuchtet wurden:

Wird der Blizzard-Schock endlich was ändern? Video starten 56:56 Wird der Blizzard-Schock endlich was ändern?

Weitere Artikel rund um die Übernahme:

So geht es jetzt mit der Übernahme weiter

Noch ist der Deal nicht durch. Bis alles offiziell ist, muss Microsoft einige Hürden überspringen, an denen die Übernahme scheitern könnte. Letztendlich stehen die Chancen auf einen Abbruch jedoch eher gering.

Es stellt sich natürlich die Frage, was mit Activision-Chef Bobby Kotick passiert, sobald die Tinte auf dem Vertrag trocken ist. Angeblich muss er gehen, da seine Rolle in den Verantwortungsbereich von Phil Spencer übergeht. Ohnehin wäre es für Microsoft keine gute PR, einen Mann wie Kotick in den eigenen Reihen zu behalten. Seinen Abschied wird sich der langjährige Boss von Activision aber wohl vergolden lassen.

Wir wissen, dass es sich beim Kauf von Activision Blizzard um ein hitzig diskutiertes Thema handelt. Wir bitten euch, trotzdem immer respektvoll und konstruktiv miteinander zu diskutieren.

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