Es gab eine Zeit, da hat ein richtig gutes Wochenende mit einem Haufen Snacks und dem Trip zur Videothek begonnen. In meinem Falle außerdem mit der simplen aber folgenschweren Frage "Ey, Bock auf Champions?"
Seit meine beste Freundin das erste Mal das im Jahr 2004 erschienene Action-RPG Champions of Norrath vollkommen zufällig im PS2-Regal entdeckte, war es sofort um uns beide geschehen. Monster-Metzelei, Charakter-Editor und Loot über Loot über Loot - nie hat mir Hack 'n' Slay auf der Konsole mehr Spaß gemacht.
Klar hatten wir auch andere Spiele in der Art, Baldur's Gate: Dark Alliance vom gleichen Entwickler Snowblind Studios beispielsweise. Champions of Norrath konnte uns aber mehr packen. Nachdem wir uns mit Chips und Energydrinks eingedeckt hatten, konnte nur eine bestimmte Disc die ganze Nacht lang Laufwerk unserer PS2 rotieren.
"Ich habe kein Mana mehr!"
Mit blutunterlaufenen Augen versuchten wir so immer die ersten Feuerkäfer-Augen abzustauben, die meisten EXP zu kassieren und die besten Waffen einzusammeln. "Hey, da liegt was mit blauer/gelber Schrift!" gehörte bald genauso zu unserem Wortschatz wie das dezent genervte "Ich habe kein Mana mehr". Mit einem monotonen "Ich kann nicht noch mehr tragen" äfften wir schließlich unsere eigenen Charaktere nach. Gleichzeitig ärgerten wir uns regelmäßig darüber, nicht von Anfang an mehr Punkte in Konstitution gesteckt zu haben.
Um uns wach zu halten, ließen wir außerdem die besten Skatepunk- und Deutschrap-Tracks der frühen 2000er durch's Zimmer laufen. Aber auch entspannt über Gott und die Welt reden, ging beim Ork-Metzeln überraschend gut. So habe ich unsere Champions-Sessions immer als gesunden Mix aus Party und munteren Gesprächen in Erinnerung.
Lang lebe die Totschlag-Taktik
Wie so oft legten wir uns im Laufe der Jahre auf bestimmte Charakterklassen fest: Während meine Freundin als filigrane Elfe mit Pfeil und Bogen die Landen unsicher machte, blieb ich irgendwann beim grobschlächtigen Barbaren mit Morgenstern hängen. Champions of Norrath ist eines dieser Old School-Spiele, das uns noch so richtig schön plump sein lässt, und das ließ ich mir natürlich nicht nehmen.
Das spiegelte sich übrigens auch in unserer wortwörtlichen "Totschlag"-Taktik wider. Sollte sich ein Boss als zu stark erwiesen haben, schien abwechselnd in Kreisen um ihn herum zu laufen und das perfekte Zeitfenster für einen Hit abzuwarten, immer eine gute Lösung zu sein. Ein Spaziergang war Champions of Norrath trotz ausgefuchster Taktiken nicht, schon gar nicht nachts um 2 Uhr mit vor Energy-Drinks zitternder Hand. Und seien wir mal ehrlich: Jeder hat die gute Kreis-Taktik ab und an mal ausgenutzt.
Das perfekte Koop-Spiel
Champions war einfach das perfekte Spiel zum Nebenbei-Zocken, aber verlor für mich und meine Freundin dennoch nie an Anspruch oder Reiz. Kurzum: Das perfekte Koop-Spiel, das immer für eine Session gut war und nie langweilig wurde.
Einer meiner schönsten Gaming-Momente ist bis heute der Tag, an dem ich meinem kleinen Bruder feierlich den PS2-Controller samt Champions Norrath und dem Sequel Champions: Return to Arms in die Hände drückte, während ich an meine schöne Zeit mit meinem Barbaren zurückdachte.
Einige Jahre später konnte er so mit seinen eigenen Freunden durch Norrath streifen und hatte dabei mindestens genau so viel Spaß wie wir damals. Doch das Beste: Wenn ich jetzt meine Familie besuchen gehe, kann ich eigentlich immer mit einer ganz bestimmten Frage rechnen..."Ey Lea, Bock auf Champions?"
Dieser Artikel ist Teil unserer großen Koop-Themenwoche auf GamePro.de
Alle Artikel zur Themenwoche findet ihr in unserer Übersicht.
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