In Marvel’s Spider-Man 2 gehen Peter Parker und sein Schützling Miles Morales jetzt im Doppelpack auf Verbrecherjagd in New York City. Denn mit Kraven the Hunter taucht plötzlich ein neuer Superbösewicht aus dem tiefgrünen Dickicht des Dschungels auf, um ein ganz besonderes Wild zu jagen. Und der terrorisiert mit seiner Jäger- und Roboter-Armee die ganze Stadt, indem er New Yorks berüchtigte Schurken wie Martin Lee alias Mr. Negative und Scorpion mir nichts, dir nichts aus dem Knast befreit.
Zu allem Überfluss haben die beiden Strumpfhosenträger auch noch mit ihren eigenen persönlichen Problemen zu kämpfen: Peter sucht energisch nach einem Heilmittel für seinen todkranken Freund Harry Osborn, und Jungspinne Miles muss Mr. Negative nun ganz schnell wieder einfangen. Der Elektro-Schurke hat bekanntlich den Vater des Teenagers auf dem Gewissen und bedroht nun die restliche Morales-Familie.
Das klingt nach einer Menge Aufregung im Alltag der Wandkrabbler. Und nicht nur in Sachen Story liefert Marvel’s Spider-Man 2 die passenden Zutaten für einen fesselnden Action-Blockbuster, sondern auch – und insbesondere – auf spielerischer Ebene. Denn mit dem Sequel kickt Insomniac fast alle Kritikpunkte des Erstlings kräftig vom Dach des Empire State Buildings und lässt uns kopfüber in ein adrenalinbefeuerndes Superhelden-Abenteuer springen, das uns frische Gameplay-Ideen nur so um die Ohren schleudert. Zumindest größtenteils.
Marvel’s Spider-Man 2 - Die Kerninfos:
- Release: 20. Oktober 2023
- Plattform: PS5
- Spielzeit: 20 Stunden für die Story
Das Ganze lieber in Videoform? Hier ist unser Test-Video zum Spiel:
Schnellreise? Ist überbewertet!
Wie im ersten Marvel’s Spider-Man sowie dessen Erweiterung Miles Morales schwingen wir erneut durch New York City, diesmal hat Insomniac die Open World um zwei weitere Stadtteile (Queens und Brooklyn) erweitert.
Erschlagend weitläufig kommt uns die Spielwelt dadurch allerdings nicht vor, vielmehr hat sie nun die perfekte Größe. Denn jetzt können wir uns so richtig schön mit unseren neuen Webwings austoben. Dabei handelt es sich um kleine Spinnennetzflügel, die Miles und Peter auf Knopfdruck unter ihren Achseln ausfahren, um damit geschmeidig wie mit einem Wingsuit durch die Häuserschluchten oder quer über den weitläufigen Hudson River zu gleiten.
Das erfordert wegen der invertierten Steuerung je nach eigener Vorliebe zwar etwas Eingewöhnungszeit, wer will, kann das in den Einstellungen aber auch ändern. Haben wir das Manövrieren mit unseren Flügelchen erst einmal verinnerlicht, dann legen wir hier weite Strecken besonders flink zurück. Steuern wir die Spinnenhelden dabei durch horizontale Luftströme, düsen wir dank des Boosts so pfeilschnell durch die Lüfte, dass uns das Adrenalin so richtig durch die Adern schießt. Mehr Platz auf der Superheldenspielwiese ergibt da also durchaus Sinn.
Freier Wechsel zwischen Miles und Peter
Ähnlich wie in GTA 5 können wir beim Erkunden der Open World frei zwischen Peter und Miles hin und her wechseln, indem wir unser Ingame-Smartphone zücken. Dank PS5-SSD dauert es nur wenige Sekunden, bis wir ins Kostüm des jeweils anderen Spidey schlüpfen. Allerdings können wir nicht immer frei zwischen den Helden wechseln, im Laufe der Story ist es phasenweise festgelegt, wen von den beiden wir gerade spielen müssen, um weiter in der Geschichte voranschreiten zu können.
Das Schwingen haben die beiden Spideys im Sequel natürlich nicht verlernt, im Gegenteil: Es fühlt sich dank der adaptiven Trigger des DualSense jetzt sogar noch besser an als im ersten Teil, weil wir beim Abschießen eines Netzes jedes Mal einen kleinen Widerstand in den Triggern spüren, was unsere Moves im wahrsten Sinne greifbarer macht.
Außerdem schalten wir neue coole Fähigkeiten frei: Zum Beispiel können wir uns nun direkt auf dem Boden per Netzkatapult wie ein Düsenjet in die Lüfte schießen und uns damit einen kräftigen Schub verpassen, der unsere Schwing-Geschwindigkeit ordentlich erhöht.
Das Schwingen beziehungsweise Gleiten durch die Open World ist eine der größten Stärken von Marvel’s Spider-Man 2, und falls ihr jetzt immer noch nicht überzeugt seid: Während des gesamten Spieldurchlaufs haben wir die Schnellreise nicht einmal genutzt, einfach weil wir so viel Spaß an unseren stylischen Netzakrobatikeinlagen hatten.
Ihr könnt Marvel’s Spider-Man 2 in drei unterschiedlichen Grafik-Modi spielen:
- Wiedergabetreue (Qualität): 30 fps und alle Raytracing-Einstellungen sind aktiviert
- Wiedergabetreue (Qualität) + 120 Hertz: 40 fps und alle Raytracing-Einstellungen
- Performance (Leistung): 60 fps und vereinfachte Raytracing-Funktionen
Das Spiel läuft in beiden Grafikmodi reibungslos und sieht obendrein einfach nur fantastisch aus. Bugs hatten wir während des Spieldurchlaufs keine.
Prügeln mit Stil und neuen Fähigkeiten
Aber wir sind ja nicht ausschließlich zum Toben und Abhängen in New York City, sondern müssen im Laufe der Story natürlich auch ordentlich Verbrecherfressen polieren. Prügeleien funktionieren dabei im Grunde genauso wie in den Vorgängern. Wie ein Flummi springen wir von Feind zu Feind, teilen Schläge und Tritte aus oder weben unsere Widersacher mit dem Netzschießer ein.
Kreative Spinnenschläger*innen nutzen außerdem die Umgebung und wirbeln Gullideckel, Stromkästen, Betonklötze und alles andere, was in New York gerade so auf der Straße liegt, Gegnern gepflegt ins Gesicht oder lassen ganze Baugerüste auf sie stürzen. So weit so bekannt: Neu ist unter anderem, dass wir feindliche Angriffe jetzt parieren können, was uns gerade bei stärkeren Elite-Gegnern oder Bossen einen großen Vorteil verschafft, weil wir deren mächtigen Angriffen nicht immer ausweichen können.
Die größte Neuerung des Kampfsystems: Peter und Miles verfügen jeweils über individuelle Spezialfähigkeiten, von denen wir einige nach Level-Ups auf dem Skilltree freischalten und andere im Verlauf der Kampagne automatisch erhalten. Die Fähigkeiten hängen dabei natürlich mit den unterschiedlichen Anzügen der Netzspinner zusammen:
- Peter erhält früh im Spiel ein komplett neues Kostüm: den schwarzen Symbiontenanzug, der nicht nur eine zentrale Rolle in der Geschichte spielt, sondern dem Helden auch brandneue, mächtige Fähigkeiten verleiht.
- Miles trägt standardmäßig seinen klassischen Anzug setzt im Kampf auf seine Elektrofähigkeiten.
Freischaltbare Anzüge
Peter und Miles tragen aber nicht nur ihre storyrelevanten Kostüme: Insgesamt können wir 65 Anzüge für beide Helden freischalten, indem wir Aktivitäten in der Open World erledigen und dadurch bestimmte Materialien und Tokens sammeln. Jeder Anzug kommt zusätzlich in unterschiedlichen Stilen bzw. Farben. Die individuellen Fähigkeiten der Spideys bleiben nach einem Kostümwechsel aber erhalten.
Die beiden Helden spielen sich im Kampf komplett unterschiedlich: Peter ist mit seinen durchschlagkräftigen Symbionten-Moves eher der Mann fürs Grobe, Miles setzt dank seiner Elektro-Attacken hingegen eher auf Geschwindigkeit und flächendeckenden Schaden.
Besagte Fähigkeiten aktivieren wir mit L1 in Kombination mit einem der vier Buttons: Mit Miles’ Venom-Schmetter schlagen wir einmal kräftig zu Boden, wodurch Gegner in der Nähe einen Elektroschock erleiden und dadurch zurückgeworfen werden. Mit seinem Venom-Sprung hüpfen wir hingegen hoch in die Luft und reißen umherstehende Feinde mit uns hoch, um sie anschließend hoch oben weiter zu malträtieren.
Peters Venom-Stoß lässt etliche Stacheln aus seinem Anzug hervorsprießen, der Widersacher in der Nähe mächtig Schaden zufügt und sie von den Füßen reißt. Und mit Venom-Schlag schmettern wir Gegner mit einem riesigen Tentakel an die Wand und kleben sie dort fest.
Das alles sieht dank toller Effekte nicht nur fantastisch aus, sondern fühlt sich dank des hervorragenden Trefferfeedbacks auch richtig mächtig an. Die Spezialfähigkeiten verleihen dem ohnehin schon abwechslungsreichen Kampfsystem zusätzliche Tiefe und liefern noch mehr Möglichkeiten, uns wie ein richtiger Superheld fühlen zu lassen.
Hauptstory voller Highlights
Bei der Fortbewegung durch die Open World und bei den Prügeleien legt Marvel’s Spider-Man 2 im Vergleich zu den beiden Vorgängern also eine ordentliche Schippe drauf, aber wie sieht’s in Sachen Missionsqualität aus? Hier mangelte es im Erstling deutlich an spielerischer Abwechslung – und genau daran hat Insomniac Games diesmal ordentlich geschraubt!
In einem Moment krabbeln wir mit unserem fernsteuerbaren Spider-Bot durch eine Lagerhalle, um ein gestohlenes Musikinstrument zu orten und es aus den Klauen einer Verbrecherbande zu befreien. In einem anderen Moment liefern wir uns eine rasante Verfolgungsjagd mit Kravens Schergen über den Hudson River und müssen zuerst mit Miles die Jetskis unserer Feinde nach und nach ausschalten. Anschließend jagen wir mit Peter einem Helikopter hinterher, den wir vom Himmel holen müssen. Und wenig später schleichen wir mit MJ durch ein von Kravens Jägern bewachtes Lager und schalten Feinde von hinten mit unserer Elektroschockpistole aus.
Actionreiche Sequenzen werden dabei immer wieder von ruhigen Momenten abgelöst, die zumindest kurzzeitig komplett ohne Kämpfe auskommen. So bummeln wir in einer Mission beispielsweise gemeinsam mit Peter, MJ und Harry über den Jahrmarkt von Coney Island, fahren Achterbahn oder messen unsere Kräfte in Minispielen wie Hau den Lukas.
Dabei erinnert Marvel’s Spider-Man 2 stark an die kampflosen Szenen aus The Last of Us Part 2, die Naughty Dog clever nutzt, um uns Charaktere und deren Beziehungen zueinander auf einer ganz persönlichen Ebene näher zu bringen. Und genau das funktioniert auch in Spidey 2: Gerade dank der ruhigen Sequenzen wachsen uns die Figuren so richtig ans Herz und bekommt die Story zusätzliche Tiefe.
Peters neuer Symbiotenanzug spielt dabei eine besonders wichtige Rolle. Der verändert im Laufe der Zeit die Persönlichkeit des Helden und stellt damit nicht nur seine Beziehung zu MJ, Miles und Co. ordentlich auf die Probe, sondern dient auch als Anlass, um einen der bekanntesten Bösewichte aus dem Spider-Man-Universum einzuführen, nämlich Venom!
Der schwarze Alien ist ein wirklich spannender Antagonist, der aufgrund seiner puren Macht ein starkes Bedrohungsgefühl in uns hervorruft. Und natürlich ist hier nicht alles schwarz und weiß: Venoms komplexe Hintergrundgeschichte lässt uns richtig mitfiebern, weil seine Motive stets nachvollziehbar sind. Aber hier wollen wir nicht viel mehr verraten!
Schade nur: Richtung Finale geht Spidey 2 spielerisch etwas die Luft aus, weil sich langwierige Rangeleien mit den immergleichen Standardgegnern häufen, aber das fällt am Ende nicht groß ins Gewicht. Während der rund 20 Stunden langen Hauptstory saßen wir wie gefesselt am Bildschirm und fühlten uns am Ende so, als seien wir gerade nach einer wilden Achterbahnfahrt zurück auf dem Boden der Realität angekommen: freudestrahlend, aufgedreht, etwas zerzaust und bereit für eine weitere Fahrt. Denn die Kampagne bietet so viele Highlights, dass wir sie gleich noch einmal erleben wollten (einen New Game Plus-Modus gibt’s zum Launch allerdings noch nicht).
Abwechslungsreiche Nebenmissionen, teils schwache Open World-Aktivitäten
Ein großer Kritikpunkt aus dem Erstling bleibt aber auch im Sequel bestehen: Die Open World-Nebenaktivitäten sind größtenteils langweilig. Wir räumen feindliche Lager aus, schießen Fotos von besonderen Orten und Ereignissen in New York City oder absolvieren zufällig auf der Map aufploppende Crime-Events. Diese bestehen wie im Erstling allerdings größtenteils nur aus Kämpfen gegen kleinere Gegnergruppen.
Bloße Beschäftigungstherapie ohne spielerischen Anspruch also, die wir kopflos abhaken, weil wir damit immerhin spezielle Tokens erhalten, die wir zum Freischalten neuer Anzüge, Gadgets und Abilities benötigen. Schade, hier hätten wir uns mehr Kreativität gewünscht.
Immerhin die Drohnenverfolgungsjagden sind cool: Hier düsen wir mithilfe unserer Webwings Kravens blitzschnellen Fluggeräten hinterher und müssen dabei möglichst in deren Windschatten bleiben, um eine bestimmte Menge an Daten zu sammeln. Hier wird also unser Geschick beim Gleiten auf die Probe gestellt und das macht wirklich Spaß.
Abseits der Open World-Aktivitäten können wir außerdem eine Vielzahl an Nebenmissionen bestreiten, bei denen sich Insomniac deutlich mehr Mühe gegeben hat und mit frischen Gameplay-Ideen punktet.
So schlüpfen wir beispielsweise in die Rolle von Miles’ gehörloser Freundin Hailey und müssen mit hässlichen Graffitis verschmierte Häuserwände in einem Minispiel mit unseren eigenen Kunstwerken übersprühen. Dabei schütteln wir den DualSense zunächst, um die Farbe in unserer Sprühdose zu verteilen, und malen dann Linien, indem wir den Analogstick in die angezeigte Richtung bewegen. Eine süße kleine Idee, die uns nicht nur Hailey als Charakter näherbringt, sondern auch zeigt, dass es nicht immer knallharte Superhelden-Action braucht, um uns zu unterhalten.
Darum solltet ihr Marvel’s Spider-Man 2 nicht verpassen
Trotz schwacher Open World-Aktivitäten entpuppt sich Marvel’s Spider-Man 2 als ideenreiches Superheldenspektakel mit einer emotionalen Story voller magischer Momente und Überraschungen. Das Sequel übertrumpft den ersten Teil dank des verfeinerten Kampfsystems und den abwechslungsreichen Haupt- und Nebenmissionen deutlich und ist am Ende die Fortsetzung, die sich Fans gewünscht haben.
Hier könnt ihr übrigens noch einmal einen Blick auf Venom werfen:
Und auch wenn ihr mit Marvel und Spider-Man überhaupt nichts anfangen könnt, ist das PS5-Abenteuer definitiv einen Blick wert, da ihr die Geschichte auch ohne tiefgehende Comic-Kenntnisse versteht. Wer Lust auf ein durchgestyltes, fantastisch inszeniertes Action-Spiel hat, sollte sich ohne Zögern die Spinnenstrumpfhose überstreifen und den Kopfsprung in New York Citys Häuserschluchten wagen.
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