Böser blauer Panzer
Die neuen Items fügen sich durch die Bank prima ein, einmal mehr stimmt auch die Balance zwischen den einzelnen Waffen - abgeschlagene Spieler im Fahrerfeld bekommen so zum Beispiel deutlich öfter stärkere Items wie die riesige Kanonenkugel (Kugelwilli), die dem Kart einen mächtigen Turboschub gibt. Oder den Blitz, der alle Fahrer in winzige Miniaturen verwandelt. Ohne Fehl und Tadel ist das System allerdings nicht, denn der bei vielen Fans verhasste blaue Stachelpanzer (fliegt ganz nach vorn und erledigt den ersten Fahrer und alles in dessen Nähe) ist wieder dabei und kommt in Mario Kart 8 gefühlt sogar leider häufiger vor als je zuvor. Teilweise mussten wir in einem Rennen vier (!) Treffer des übermächtigen Items einstecken - das ist eindeutig zu viel und nervt irgendwann nur noch.
Bisher klingt das alles ziemlich klassisch. Gibt's denn gar keine echten Neuerungen in Mario Kart 8? Doch. Oder besser, so halb. Denn die Karts und Motorräder können neuerdings dank frischer Antigravitationsabschnitte auch Wände und Decken entlangfahren. Erreichen wir einen entsprechenden Streckenteil, drehen sich die Räder unseres Untersatzes automatisch in die Hover-Position und wir gleiten ähnlich wie die F-Zero-Flitzer aus der gleichnamigen Nintendo-Rennserie über die Piste. Große Auswirkungen auf das Fahrgefühl hat das zwar nicht, allerdings gibt es durch die Neuerung teils nackenverrenkende Streckenkonstruktionen wie Loopings, Korkenzieher oder Schussfahrten an steilen Abhängen.
Pistenparade
Womit wir bei den Strecken wären - die sind ein echtes Highlight von Mario Kart 8! Insgesamt brettern wir über 32 unterschiedliche Kurse, die in 16 komplett neue und 16 Klassikstrecken aus alten Serienteilen unterteilt sind. Besonders die neuen Kurse strotzen nur so vor Charme und guten Ideen. Ein paar Beispiele: Auf dem Sonnenflughafen schlängeln wir uns zum Beispiel zuerst durch einen riesigen Terminal, donnern dann über das Rollfeld und müssen kurz vor Rundenende einem startenden Passagierflugzeug ausweichen. An den Shy-Guy-Wasserfällen stürzen wir uns dank Hover-Modus senkrecht an den donnernden Wasserwänden in die Tiefe.
Und wer im zuckersüßen Canyon nicht aufpasst, bekommt wegen der komplett aus Süßigkeiten bestehenden Umgebung samt Schokoseen und Kuchenbergen Spontan-Karies und Blitz-Diabetes. Auch die Auswahl der Klassikstrecken ist gelungen, der Mix aus SNES-, N64-, 3DS-, Wii- und Cube-Pisten dürfte vor allem Nostalgiker freuen. Dabei handelt es sich nicht zwangsläufig um komplette 1:1-Umsetzungen, die Entwickler haben hier und da ein paar Kleinigkeiten verändert. So gibt es in der staubtrockenen Wüste (GameCube) zum Beispiel einen neuen wassergefluteten Streckenabschnitt, und auf Toads Autobahn (aus Mario Kart 64) flitzen wir wahlweise auf Wunsch den Wänden entlang.
Schon die Einzelspielerkarriere sorgt für stundenlange Unterhaltung, im Mehrspieler-Modusgeht es dann so richtig ab. Bis zu vier Fahrer kabbeln sich lokal auf einem Splitscreen, online funktioniert Mario Kart 8 sogar mit bis zu zwölf Zockern. Anders als allein erreicht der Schadenfreude-Pegel in einem Multiplayer-Match ungeahnte Höhen. Hämisches Kichern bei Roter-Panzer-Treffern oder wütendes Geschrei bei einem Überholmanöver in letzter Sekunde sind da vorprogrammiert. Worte können an dieser Stelle ohnehin nicht ausdrücken, was sich beim Test teilweise vor dem großen Redaktionsfernseher abgespielt hat. Unbedingt selbst ausprobieren!
Online-Modus
Neben dem klassischen Splitscreen-Mehrspieler gibt es in Mario Kart 8 auch einen umfangreichen Onlinemodus. Hier treten bis zu zwölf Spieler aus aller Welt gegeneinander an, alle Modi sind dabei verfügbar. Außerdem lassen sich dank des neuen »Mario Kart TV« gespeicherte Wiederholungen uploaden und präsentieren oder alternativ auch auf Youtube veröffentlichen. In unserer Testversion konnten wir den Onlinemodus aufgrund der noch nicht geöffneten Server noch nicht testen.
Alle Modi, Strecken und Fahrer stehen auch im Mehrspielermodus zur Verfügung; auf Wunsch stellen wir sogar Parameter wie Anzahl der Rennen, verfügbare Items oder Gegnerschwierigkeit ein - eine Option, um die Rundenzahl eines Rennens festzulegen, vermissen wir dagegen schmerzlich. Und auch für den überarbeiteten Schlachtmodus müssen wir Nintendo schimpfen.
Hier geht es zwar immer noch darum, die Ballons der gegnerischen Fahrer abzuschießen, allerdings finden die Duelle in Mario Kart 8 nicht mehr in kleinen abgesteckten Arenen, sondern auf normalen Rennstrecken statt - Skandal! Denn so dauert es teilweise extrem lange, bis wir auf andere Fahrer treffen. Ganz allgemein verliert der Modus durch die weitläufigen Kurse sehr viel Intensität und Hektik - schwach!
Auf der technischen Seite gibt sich Mario Kart 8 keine Blöße: Die kunterbunten Strecken sind nicht nur optisch und thematisch abwechslungsreich, sondern wirken dank der HD-Auflösung plastischer und herausgeputzter denn je. Überall lassen sich kleine Details bestaunen, an der königlichen Rennpiste wuselt zum Beispiel ein Toad-Übertragungsteam herum und am Cheep-Cheep-Strand hüpfen fliegende Fische über den Sand.
Die Fahreranimationen stehen dem in nichts nach, besonders in den schicken Wiederholungen freut man sich über vermeintliche Nichtigkeiten wie den wippenden Bart von Mario. Hier und da herrscht zwar etwas Kantenflimmern, insgesamt lässt uns Mario Kart 8 aber fragend zurück, wie man jemals ein Nicht-HD-Mario-Kart schick finden konnte.
Zumal auch die Bildrate bei erfreulichen und konstanten 60 Bildern in der Sekunde bleibt - zumindest wenn wir allein oder im Zweispieler-Splitscreen unterwegs sind. Ab drei Spielern halbiert sich die Framerate, was zwar deutlich bemerkbar ist, den Spielspaß aber nicht mindert.
Auf die Ohren gibt's die volle Nintendo-Dröhnung. Die einen dürften mit den eingängigen Dudelmelodien auch in Mario Kart 8 nicht warm werden, alle anderen werden sich vor Ohrwürmern kaum retten können. Vor allem die neu aufgelegten Tracks der Klassikstrecken sind sehr gut getroffen und veredeln den Nostalgie-Effekt. Die quietschigen Sprachsamples der Charaktere brennen sich da eher negativ ins Gehör, weil sie sich viel zu schnell wiederholen. Andere Effekte wie das Alarmschrillen vor dem Einschlag eines blauen Panzers können dagegen auf lange Sicht sogar für ein Trauma sorgen. Zumindest solange, bis man sich gerächt hat.
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