Der beste aller Gegner
Auf der Erde landet Kal-El im kleinen Dörfchen Smallville, wo sich die freundlichen Farmer der Familie Kent des außerirdischen Waisen annehmen. Im Lauf der Jahre wird Clarke von seinem Vater vor allem dazu angehalten, seine speziellen Fähigkeiten zu verstecken. Sein Vater (gespielt von Kevin Costner, der auf aufrechte Familienväter abonniert zu sein scheint) fürchtet, dass die Erde noch nicht reif ist, um die Frage nach dem »Sind wir alleine im Universum?« mit Ja zu beantworten und einen Außerirdischen in ihren Reihen zu ertragen, der über unmenschliche Kräfte verfügt, nahezu unverwundbar ist und fliegen kann.
Der Weg zum Superhelden ist daher mit vielen kleinen Anekdoten gesäumt, in denen sich Clark gezwungen sieht, seine Kräfte zum Wohle seiner Mitmenschen einzusetzen. Natürlich dauert es nicht lange, bis Clarke Kent durch die Rückkehr von General Zod (der keine 30 Jahre gebraucht hat, um sich aus der Phantom-Zone zu befreien) auf die Erde dazu gezwungen wird, sich zu offenbaren und seine Rolle auch öffentlich wahrzunehmen.
Damit entscheiden sich Nolan und Goya glücklicherweise für die beste Geschichte, die man im Superman-Universum erzählen kann: Den Kampf zweier gleichstarker Figuren.
Das Wort Kryptonit, das in vielen älteren Geschichten stets als Story-Element herhalten musste, um Superman wieder normalsterblich zu machen, fällt im ganzen Film zum Glück kein einziges Mal.
Ungesehene Materialschlacht
Der Kollateralschaden dieses Kampfes der Titanen ist allerdings riesig: Die Prügeleien zwischen Superman und Zod erinnern zuerst an das Duell von Neo und Agent Smith in »Matrix - Revolutions« und spielen dann im späteren Verlauf immer mehr mit Bildern, die wir aus 9/11-Beiträgen kennen. Auch wenn gerade in den USA Zuschauer mit gemischten Gefühlen auf staubbedeckte Menschen blicken werden, die panisch vor zusammenstürzenden Häusern fliehen, gelingt es Regisseur Synder mit dieser Dramaturgie jedoch, den wahren Umfang des Konflikts und die Stärke der beiden Helden zu zeigen.
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Bisherige Superman-Filme hatten immer Schwierigkeiten, die Macht des Helds auch in entsprechende Bilder zu fassen. Die Action ist dabei derart spektakulär, dass man sich teilweise schon nach Ruhepausen sehnt.
Besonders erfreulich: Selbst wer bereits einige Trailer des Films gesehen hat, dürfte im Kino noch mit zahlreichen Wow-Momenten aus dem Stuhl gefegt werden. Dass dieser Umstand mittlerweile schon erwähnenswert ist, stimmt zwar traurig, aber aktuelle Beispiele wie »Star Trek Into Darkness« und »Fast and Furious 6« zeigen leider, wie man so gut wie jedes Highlight schon vorab in Trailern verfeuern kann.
Super-Team
Die Tradition, eher »kindliche« Comic-Vorlagen mit erstklassigen Schauspielern aufzuwerten, begann bereits 1978 mit der Verpflichtung von Marlon Brando als Jor-El, und Gene Hackman als Lex Luthor.
Man of Steel fährt gleich eine ganze Handvoll hervorragender Mimen auf: Der bisher am wenigsten bekannte Schauspieler, Henry Cavill, liefert sogar mit die eindrucksvollste Leistung ab. Zum einen verfügt er dank ausgiebigem Training über die passende Figur für einen Superhelden, zum anderen bietet sein Gesicht die perfekte Mischung aus verschmitzter Jugendlichkeit und bestimmter Härte - gerade Letzteres fehlte Brandon Routh leider völlig.
Michael Shannon überzeugt mit seiner Darstellung des fanatischen Militärbefehlshabers General Zod, der seine Brutalität auf die erschreckend realistische Rechtfertigung zurückführt, doch nur zum Besten seines Volkes zu handeln.
Der wahre Star ist allerdings Russel Crowe, der nicht nur wie einst Marlon Brando einige Lebensweisheiten in der Festung der Einsamkeit vor sich hin brabbeln muss, sondern in zahlreichen Szenen aktiv den Badass-Modus fahren darf. That`s the krypton way!
Amy Adams überzeugt zwar als selbstbewusste Reporterin Louis Lane, die auch das erste Mal das Wort »Superman« in den Mund nehmen darf, bewegt sich aber mit ihrer Rolle genau in ihrer Stammkategorie, so dass man nur schwerlich beeindruckt sein kann.
Ganz anders die in Deutschland aufgewachsene Antje Traue, die General Zods Sidekick »Faora-Ul« spielt und Michael Shannon nicht nur durch ihre faszinierend schönen Augen oft die Show stiehlt. Auch in den zahlreichen Kampfszenen macht sie oft den überzeugendsten Eindruck.
Laurence »Morpheus« Fishburne wird hingegen von seiner Rolle als Chefredakteur des Daily Planets auch nicht mehr gefordert als in seinen vergangenen Jahren als CSI-Chef.
Fazit
Alexander Voigt: Das »S« bedeutet Hoffnung: Man of Steel ist ein gigantisches Comic-Spektakel, das den bisher treuherzigen, stets etwas naiven und langweiligen Superhelden endlich neu interpretiert und ihn damit für eine neue Generation von Kinozuschauern attraktiv macht.
Zack Snyder nimmt die Figur von Kal-El ernst und verzichtet auf jede Art von launigen »Es ist ja nur ein Comic«-Anspielungen. Stattdessen wird die Geschichte von Superman durch die Augen eines einsamen Außenseiters präsentiert, der auf der Erde erst noch seine Rolle finden muss und den Menschen zunächst mit einer gesunden Portion Misstrauen begegnet. Der Weg vom Landjungen zum Superhelden wird dabei mit viel Gefühl erzählt und von einer grandiosen Zahl toller Schauspieler begleitet - allen voran Russel Crowe und Kevin Costner.
Im finalen Akt bekommen die Zuschauer dann noch ein Effektspektakel präsentiert, dass sogar die Avengers-Verfilmung des Vorjahres übertrifft und sich dabei traut, mit Bildern zu arbeiten, die schmerzhafte Erinnerungen an die Terroranschläge des 11. September auslösen dürften. Diese Symbolik nutzt der Film aber genau wie sein ausgesprochen gutes Schauspieler-Ensemble, um den Blau tragenden Superhelden in einen ernst zu nehmenden Super-Helden zu verwandeln, der nur wenig mit der oft albernen Version von Christopher Reeves gemeinsam hat.
»Man of Steel« sollte damit in diesem Sommer Pflichtprogramm für alle Kinogänger sein, auch wenn sie bisher um Kryptons ersten Sohn einen großen Bogen gemacht haben. Superman ist endlich erwachsen geworden.
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