Driver lässt grüßen
Nach einigen Missionen mit Text-Einleitung wird uns schmerzlich bewusst, wovon die Mafia-Serie lebt: Von dichter Erzählung, filmreifen Zwischensequenzen und lebendigen Dialogen. Genau das fehlt Joe’s Adventures. Was bleibt, ist eine Aneinanderreihung von Aufträgen, die ihren Charme einbüßen und bei denen man sich schnell bewusst wird, wie redundant der Spielverlauf eigentlich ist.
Ein besonders exemplarisches Beispiel ist folgende Mission: Marty, Joes jugendlicher Kumpel (den wir bereits aus Mafia 2 kennen), ist in Schwierigkeiten. Er wurde von einer Bande in die U-Bahn verfolgt. Dort angekommen, räumen wir auf, um unseren Freund zu befreien. Statt einem witzigen Dialog zwischen Marty und Joe erwartet uns allerdings ein bewusstloser Marty, den wir dann ins Auto zerren und zum Mafia-Arzt El Greco fahren. Ohne Dialoge oder Sequenzen verliert die Mission jeglichen Reiz, der Mafia ausmachen sollte.
Der sich wiederholende und eher träge Spielverlauf wird an einer Sache besonders deutlich: Die meisten Zeit verbringen wir im Auto. Missionen wie »Gehe zu Ort A und klaue ein Auto, bringe es anschließend an Ort X« bestimmen Joes Gangster-Alltag. Kreative Abwechslung gibt es höchstens durch Einschränkungen wie: »Fahre das Auto den Berg hinab, die Bremsen sind allerdings kaputt« oder »Bringe das Auto zur Werkstatt, aber Vorsicht: Fährst du langsamer als 25 Meilen, explodiert eine Bombe«. Serientypische Schießereien gibt es zwar, aber leider viel zu selten und meist unspektakulär inszeniert. Unterm Strich wirkt Joe’s Adventure dadurch eher wie eine Neuauflage von Driver als ein Mini-Addon zu Mafia 2.
Lediglich die Missionen, die die Geschichte vorantreiben, verstehen es, den gewohnten Mafia-Charme zu wecken. Nicht nur, weil sie Zwischensequenzen enthalten, sondern weil sie besser choreografiert sind. Zum Beispiel überfallen wir in einer Mission einen Supermarkt, in dem sämtliches Inventar zerschossen und auf dem Boden verteilt wird.
Spielzeit Top – Spielspaß Flop
Objektiv betrachtet muss man Joe’s Adventure auch etwas zugute halten: Die vergleichsweise lange Spielzeit. Wenn wir uns nicht wirklich beeilen und einen höheren Schwierigkeitsgrad wählen, sind wir gut sechs bis acht Stunden lang beschäftigt. Besonders schnelle Spieler werden die Spielzeit vermutlich auf gut vier Stunden reduzieren können.
Allerdings erschließt sich durch Joe’s Adventures eine wichtige Erkenntnis: Die reine Spielzeit ist kein wichtiges Kriterium, wenn der Spielspaß bereits nach einem Drittel der Zeit auf der Strecke bleibt. Zumal die Spielzeit durch das Highscore-System künstlich in die Länge getrieben wird. Denn jede Mission hat einen Timer; je schneller sie abgeschlossen wird, desto mehr Punkte winken am Ende. Eigentlich eine nette Idee, allerdings bleiben genau deshalb automatische Speicherpunkte eine Rarität. Das bedeutet: Scheitern oder sterben wir während eines Auftrags, müssen wir wieder von vorne anfangen. Besonders bei langen Aufträgen ist das auf Dauer sehr frustrierend, zumal wir ab dem Schwierigkeitsgrad »Normal« teilweise wirklich gefordert sind.
Den DLC gibt es für 800 MS-Points (7,99 €). Große Mafia-Fans, die sich von der eher schwachen Präsentation nicht abschrecken lassen, können zwar zuschlagen, allerdings solltet ihr keine zu hohen Erwartungen stellen.
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