Lollipop Chainsaw im Test - Stupide, aber brillant

In dem Kettensägen-Massaker für PlayStation 3 und Xbox 360 nehmen Suda 51 (No more Heroes) und Hollywood-Drehbuchautor James Gunn (Dawn of the Dead) das Horrorgenre gehörig auf die Schippe. Große Spielspaßoffenbarung oder bloß Trash?

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Juliet Starling, die Heldin von Lollipop Chainsawfür PlayStation 3 und Xbox 360, ist blond, üppig gebaut, steht auf Lollies und erfüllt mit ihrem wohl gerade so zweistelligen IQ wahrscheinlich alle Klischees, die es über amerikanische Cheerleader gibt. Bis auf eine Sache: Juliets Haupthandwerkszeug sind nicht die Pompons des San Romero Knights Footballteams (Horrorfans wissen sofort Bescheid: eine Anspielung auf Zombie-Regisseur George A. Romero), sondern eine riesige Kettensäge -- in pink und mit ausgefrästen Herzchen im Sägeblatt.

Ihrem Freund Nick musste Juliet den Kopf absägen, um ihn zu retten. Nun fristet er sein Dasein als schickes Accessoire an ihrem Gürtel. Ihrem Freund Nick musste Juliet den Kopf absägen, um ihn zu retten. Nun fristet er sein Dasein als schickes Accessoire an ihrem Gürtel.

Juliet ist eine Zombiejägerin. Ungemein praktisch, weil sich ausgerechnet an ihrer Highschool eine Untotenplage ausbreitet. Und ausgerechnet Juliets Freund Nick von einem Zombie gebissen wird. Um sein Leben zu retten, sägt sie ihm den infizierten Rumpf vom Kopf. Klingt komisch, ist aber so. Dank eines magischen Rituals hält sie den körperlosen Nick am Leben und trägt ihn fortan als sprechendes Accessoire am Gürtel. Zusammen müssen das seltsame Heldenduo vier Oberzombies vernichten, die aus einer Höllendimension gekrochen sind, um die Welt zu erobern.

Großangriff der Zombies

Kettensäge, Zombies, Höllendimension? Klingt nach einer deftigen Portion Splatter! Ja und nein. Abgetrennte Gliedmaßen und gespaltene Körper gibt es in Lollipop Chainsaw zwar zu Hauf, doch wer von dem Third-Person-Gesäge eine bluttriefende Metzelorgie erwartet, wähnt sich schnell im falschen Spiel.

»SOS« signalisiert euch, dass hier Mitschüler in Bedrängnis geraten sind. »SOS« signalisiert euch, dass hier Mitschüler in Bedrängnis geraten sind.

Der neueste Streich des japanischen Spieldesigner Suda 51 (No more Heroes) nimmt sich zu keiner Zeit ernst und verwirrt das Splatter-gestählte Spielerauge mit Glitzersternchen und bunten Herzchen, die statt Blutfontänen aus abgetrennten Gliedmaßen sprudeln. Das passt wunderbar zum locker-flockigen Ton, den die Mischung aus »Girls United«, »Buffy«, »Tanz der Teufel« und »Dawn of the Dead« anschlägt.

Juliet kommentiert das von Punk- und Rockmusik unterlegte Geschehen mit den aberwitzigsten Bemerkungen im typischen US-Teenie-Slang (Englisch mit deutschen Untertiteln). Dabei zitiert sie gar einen Spruch von Arnold Schwarzenegger aus »Predator« und vergleicht den armen Nick in ihrer naiven Art mit einem schicken Handtäschchen oder einem süßen Haustier.

Es glitzert so schön!

Das Highschool-Kettensägenmassaker steuert sich in etwa wie No more Heroes. Ihr rennt also durch die Levels und stolpert alle paar Meter über Pulks der fiesen Zombies, denen ihr mit Pompons und Kettensäge zusetzt. Die Puschelbälle einer Cheerleaderin sind kein geeignetes Mittel, um Zombies zurück unter die Erde zu bringen, doch immerhin könnt ihr die Gehirnfresser damit betäuben und ihnen anschließend mit einem Streich den Kopf absägen.

Juliet hat eine große Säge, ist aber nicht die hellste Leuchte ... ob sie wirklich weiß, wer Stephen Hawking ist? Juliet hat eine große Säge, ist aber nicht die hellste Leuchte ... ob sie wirklich weiß, wer Stephen Hawking ist?

Geht man nur mit der Säge zu Werke, ist das Filettieren der untoten Brut ungleich aufwändiger, da man sie Stück für Stück auseinandernehmen muss. Doch ist die Schar der Angreifer zu groß, bleibt gar keine andere Wahl, als mit den verschiedensten Kettensägen-Kombos um sich zu schnetzeln. Wenn man von allen Seiten bedrängt wird, ist nun mal keine Zeit für coole Pompon-Gefuchtel.

Wohl aber für die Aktivierung des Sparkle-Modus: Wenn ihr Zombies erledigt, füllt sich langsam eine Energieleiste auf. Ist sie voll, genügt ein Tastendruck, um Juliet kurzzeitig zur glitzernden Zombievernichterin zu machen, die den Untoten zu cooler Musik mit einem einzigen Streich die modrigen Birnen abschnippelt. Davon sollte man regen Gebrauch machen, denn die Superkraft entschärft das etwas unpräzise Kampfsystem und obendrein gibt’s dafür reichlich Münzen. In diesem Kontext vielleicht etwas überraschend: Die deutsche Version ist trotz USK-16-Freigabe völlig ungeschnitten.

Kampf mit Köpfchen

Das Kampfsystem scheint zu Beginn des Spiels etwas behäbig und steif, doch Juliet kann in Läden die im Kampf verdienten Münzen gegen Statusverbesserungen, schärfere Outfits und neue Kombo eintauschen. Außerdem erlangt Juliet in jedem Level neue Funktionen für ihre Säge. So verwandelt ihr das Werkzeug etwa in einen Blaster, reitet auf dem Fichtenmoped durch die Gegend oder verwandelt das Ding in eine Nick-Kanone, mit der ihr den behelmten Kopf auf die Gegner ballert, um sie zu betäuben und anschließend mit der Säge abzuernten.

Dank blau leuchtendem Zombie-Körper kann Nick seine Juliet tatkräftig unterstützen. Dank blau leuchtendem Zombie-Körper kann Nick seine Juliet tatkräftig unterstützen.

Auch für Nick finden sich in den Shops coole Fähigkeiten, die ihr auslöst, indem ihr den linken Analogstick nach unten drückt (was im Eifer des Gefechts durchaus auch mal ungewollt passieren kann). Bevor ihr Nick aber als Morgenstern, alles vernichtenden Fußball oder gar münzenspuckendes Sparschweinchen einsetzen könnt, braucht ihr sogenannte »Nick Tickets«. Die findet man unterwegs oder ersteht sie ebenfalls im Laden.

Nicks Kopf müsst ihr an vorgegebenen Stellen übrigens auch auf den Körper eines blau leuchtenden Zombies pflanzen, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. In einer Quicktime-Sequenz feuert Juliet ihren Freund Pompon wirbelnd an, während der versucht, Wände einzureißen. Ganz schön gaga!

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