Ein ehrlicher Cop? Sowas gibt's doch nur im Film! Und in Videospielen wie L.A. Noire von Rockstar Games. Ohne den ganzen Berufsstand verunglimpfen zu wollen: Die Kollegen des jungen Polizisten Cole Phelps haben gern mal Dreck am Stecken. Aber gut, der Zweite Weltkrieg ist gerade erst vorbei und Cole arbeitet in Los Angeles, die Umstände sind also hart. Phelps kommt als Veteran aus dem Krieg zurück und versucht, sich als Cop ein neues Leben aufzubauen. Am Anfang geht er ganz profan auf Streife, später tut er nacheinander in den Dezernaten für Verkehr, Mord, Sitte und Brandstiftung Gutes. Dabei lässt sich Cole anders als seine Mitarbeiter nicht auf Korruption und andere Verbrechen ein, er bleibt sauber. L.A. Noire ist aber kein GTA mit umgekehrten Vorzeichen, wie man vielleicht meinen könnte. Zwar gibt es durchaus Auto-Verfolgungsjagden, Prügeleien und Schusswechsel - die meiste Zeit über ist das Spieltempo aber ziemlich niedrig und erinnert eher an Titel wie Heavy Rain. Das mag GTA-Fans enttäuschen, Liebhaber von Filmen wie „L.A. Confidential“ kommen aber voll auf ihre Kosten. Was genau Cole im korrupten Los Angeles erwartet, haben wir beim Probespielen von L.A. Noire herausgefunden.
Die schwarze Dahlie
Das Kapitel „Der Seidenstrumpf-Mord“ beginnt eigentlich ganz gemütlich in einem Diner. Captain Donelly setzt Phelps und dessen Kollegen Galloway auf den Fall einer jungen Frau an, die ermordet aufgefunden wurde. Seine Befürchtung: Hinter der Tat steckt die „Schwarze Dahlie“, ein Massenmörder der das L.A. Police Department seit Monaten foppt. Am Tatort angekommen untersuchen wir die Leiche der Frau und die Umgebung nach Indizien. Praktisch: Wenn wir uns einem Hinweis nähern, gibt’s ein akustisches Signal und das Gamepad vibriert leicht. Diese Hilfe brauchen wir aber erst mal gar nicht, die blutrote Schrift auf der Leiche weist auf den Serientäter hin. Gewissenhaft suchen wir trotzdem die Umgebung ab (fast schon wie in einem klassischen Grafikadventure) und finden neben einigen leeren Kaffeebechern und Zeitungen (solcher Müll liegt überall im Spiel herum) auch Blutspuren. Die führen etwas langatmig über mehrere Stationen schließlich auf das Flachdach eines Gebäudes, wo wir einen Hinweis auf die Identität der Toten und ihr Zuhause finden: Die junge Dame heißt Antonia Maldonado und wohnt zur Untermiete bei einer gewissen Mrs. Lapenti. Die werden wir mal besuchen ...
Die lügt doch!
Für die Fahrt zur Zimmerwirtin haben wir die Wahl: Entweder wir klemmen uns selbst hinter das Steuer und fahren durch das hübsch gestaltete L.A. der 40er-Jahre, oder wir bestimmen den Kollegen Galloway zum Chauffeur – das ist dann die Schnellreisefunktion. Beim Verhör mit Mr. Lapenti lohnt es sich – wie bei allen Gesprächen in L.A. Noire – auf das Gesicht der alten Dame zu achten. Denn jede Antwort wird von passender, hervorragend dargestellter Mimik begleitet. Die sollten wir aufmerksam lesen, um zu entscheiden, ob wir Aussagen Glauben schenken. Falls nicht, können wir weiter bohren oder das Gegenüber einfach der Lüge bezichtigen. Dann sollten Phelps aber auch einen Beleg dafür zur Hand haben. Mrs. Lapenti will uns zum Beispiel erzählen, nichts von Antonia Maldonados Eheproblemen gewusst zu haben. In deren Zimmer lagen aber offen Scheidungspapiere herum, und die Vermieterin muss erst noch geboren werden, die nicht in den Zimmern ihrer Gäste herumschnüffelt. Außerdem hat die alte Dame so ein nervöses Zucken um die Augen. Erst als Phelps sie auf einen Tastendruck hin anschreit („Neugierige alte Schreckschraube“) knickt Mrs. Lapenti ein und erzählt von Antonias Lieblingsbar El Dorado und ihrem eifersüchtigen Ehemann Angel. Den werden wir mal besuchen ...
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