Die Diskussion um das Grafik-Downgrade von The Witcher 3: Wild Hunt füllt Foren und Kommentarbereiche, auch auf GameStar.de. Die Aufregung ist nicht aus der Luft gegriffen, noch auf der E3 2014 hat CD Projekt Videoszenen gezeigt und später veröffentlicht, die deutlich schöner aussehen als nun die fertige PC-Version: Die Sichtweite war höher und der Himmel schöner, die Texturen waren schärfer, die Nebel- und Wassereffekte realistischer.
Nun ließe sich diese Diskussion schnell beenden: Witcher 3 sieht dennoch hervorragend aus und erschafft eine einladende und echt wirkende Spielwelt, die auf dem PC nochmals deutlich (wirklich: deutlich!) schicker ausfällt als auf den Konsolen. Es gibt sogar ein paar Dinge, die in der finalen Version schöner sind als in den früher Trailern, etwa die Schatteneffekte und einige Animationen wie Geralts Kopfsprung.
Na prima, Diskussion vorbei, alle glücklich. Ein paar Details sind doch keine große Sache, sollte man denken. Doch darum geht es nicht. Mich überrascht die Downgrade-Diskussion nicht. Mehr noch, ich kann sie sogar nachvollziehen. Und das hat mit dem Verhalten der Entwickler zu tun.
Der Autor
Michael Graf hat The Witcher 3 getestet und ist froh, dass er keine Haustiere hat. Die wären nämlich längst verhungert, weil er inzwischen locker über 100 Stunden ins Hexer-Abenteuer versenkt hat, auf unterschiedlichen Plattformen. Bereut hat er keine einzige Sekunde davon, und schön fand er das Spiel auch noch. Zugleich ist er aber ein Freund offener Kommunikation. Und da hat's in diesem Fall eben mal wieder gehakt.
Eine kleine, große Sache
Natürlich kann man darüber streiten, ob Nebel- und Beleuchtungseffekte wirklich wichtiger sind als eine mit Liebe gebaute, atmosphärische Spielwelt. Natürlich kann man darüber streiten, ob man die Backsteine einer Stadtmauer nachzählen und Grasbüschel pixelgenau heranzoomen muss, während sich drumherum mitreißende Geschichten entfalten.
Kurzum: Natürlich kann man darüber streiten, ob die Technik die Seele eines Spiels ausmachen soll und darf. Bei unserer Wertungssystem-Umfrage hatten sich die Teilnehmer letzten November noch mit überwältigender Mehrheit dafür ausgesprochen, dass Story und Atmosphäre wichtiger seien die reine Grafikqualität.
Aber das ist hier nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass CD Projekt versprochen hat, ein schöneres Spiel abzuliefern. Ein Spiel, das so aussieht, wie es vor einem Jahr in Trailern ausgesehen hat. Ein Spiel, von dem sie auch danach immer wieder betont haben - etwa in Forenbeiträgen -, dass es den Optiklevel der Demos halten wird. Dieses Versprechen konnten die Entwickler nicht halten.
Und genau das ist der Haken an der Sache. Viele der Spieler, die sich nun über das Grafik-Downgrade ärgern, fühlen sich von CD Projekt betrogen. Das ist kein gutes Gefühl. Und es ist ein Gefühl, das sehr schnell zu Ärger führt, und das nicht erst seit gestern. Ob man The Witcher 3 deshalb gleich komplett verteufeln und als »Fiasko« bezeichnen muss, steht auf einem anderen Blatt und hat mit einer grauenhaften Empörungs- und Trollkultur zu tun, die ich an dieser Stelle nicht weiter diskutieren möchte. Dennoch: Die Wurzeln des Ärgers sind zumindest nachvollziehbar.
Offenheit siegt
Da frage ich mich, warum die Entwickler nicht offen mit den Spielern gesprochen haben. Ich glaube ihnen ja, dass sie ein schöneres Spiel abliefern wollten. Und ich glaube auch nicht, dass die Konsolen schuld am Downgrade sind, sondern dass CD Projekt eine Welt mit diesem Detailgrad nicht mal auf einem Nasa-Supercomputer zum Laufen brächte.
Denn schon die »normalen« Ultra-Details erfordern einen Highend-Rechner. Mehr kann die Witcher-Engine wohl kaum flüssig darstellen, zumindest nicht mit dem aktuellen Stand der Technik. Ich kenne CD Projekt inzwischen gut und lange genug, um zu wissen, dass sie das selbst am meisten ärgert. Wer derart viel Mühe alleine in die mickrigsten Details einer Spielwelt steckt, möchte eben, dass sein »Baby« hinterher perfekt ist.
Außerdem weiß ich, dass CD Projekt noch immer an der Grafik bastelt, neue Effekte einbaut. Unsere PC-Testversion etwa sieht schon wieder etwas besser aus als die letzte Fassung, die wir gespielt haben, sie hat bessere Wasser- und Nebeleffekte, außerdem bevölkern in der Metropole Novigrad mehr NPCs die Straßen. Die Anzahl der Bürger lässt sich sogar im Grafikmenü einstellen. Weitere Verbesserungen sollen noch folgen. Selbst wenn The Witcher 3 wohl dennoch nicht so gut aussehen wird wie in der E3-Präsentation: Es wird immer schöner.
Doch warum geben das die Entwickler nicht bereits vor Release offen zu, warum sagen sie nicht: »Leute, wir tun unser Bestes und schrauben noch an der Grafik, es kann aber sein, dass wir's nicht ganz hinbekommen. Wir entschuldigen uns bei allen, die nach den Videoszenen ein noch schöneres Spiel erwartet hätten, werden aber weiter daran arbeiten und versuchen, die Superultra-Details in einer Enhanced Edition nachzuliefern.« Wobei der letzte Teil des Satzes natürlich davon abhinge, ob das technisch überhaupt möglich ist.
Dennoch: Warum reden sie nicht offen mit uns? Womöglich einfach aus Stress, CD Projekt dürfte derzeit alle Hände voll zu tun haben. Womöglich auch, weil sie befürchten, dass The Witcher 3 dann in einem schlechten Licht dasteht. Dabei ist das Hexer-Rollenspiel doch kein Aliens: Colonial Marines! Es ist kein Spiel, das sich verstecken muss, weder inhaltlich noch optisch. Im Gegenteil: The Witcher 3 ist herausragend, in allen Belangen. Na ja, in fast allen, mehr dazu im Witcher-3-Test.
So oder so ist The Witcher 3 definitiv kein Spiel, für das man lügen muss. Und wer offen und ehrlich mit seinen Spielern, Fans - und letztlich ja: Kunden - umgeht, ist eben immer sympathischer als ein vermeintlich marketinggetriebener Geheimniskrämer. Und gerade dieses Image hatte CD Projekt bislang ja nicht! Verglichen mit etablierten US-Studios, die zunehmend von den Marketingplänen ihrer Publishers gegängelt werden und nicht mal über Dinge sprechen dürfen, die nur einen Tag später enthüllt werden – verglichen damit waren die Polen stets erfreulich offen. Und das soll bitte so bleiben. Auch, wenn es um die Grafik geht.
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