Wo soll ich anfangen? Einfallslose Waffen, eine lahme Story, Menü-Overkill und Missionen, die sich nur geringfügig voneinander unterscheiden - gemeinsam mit Kollege Mirco habe ich Tom Clancy's The Division auf einem Preview-Event in Malmö mehrere Stunden angespielt und bin gleich auf mehrere schwerwiegende Probleme gestoßen, die dem MMO-Shooter zu schaffen machen. Trotzdem sagt mir mein Bauchgefühl eines ganz deutlich: The Division hat das Zeug zum Hit.
Die größte Schwäche betrifft ausgerechnet das zentrale Spielelement von The Division, die Kämpfe. Die Gefechte laufen nämlich immer nach dem gleichen Schema ab: Meine Gruppe betritt einen Raum oder einen Straßenzug und entdeckt einen Haufen Feinde. Sofort teilen wir uns auf und gehen in Stellung. Besonders leise oder vorsichtig müssen wir dabei nicht vorgehen, denn die KI-Soldaten besitzen die Wahrnehmung eines altersschwachen Maulwurfs.
Über den Autor
Johannes Rohe ist mit gemischten Gefühlen zum Preview-Event von The Division geflogen: Seit der Ankündigung im Jahr 2013 fiebert er dem Release entgegen, doch die vielen Verzögerungen, Downgrade-Diskussionen und negative Berichte der Kollegen machten ihn skeptisch. Nach dem Anspielen ist er jetzt aber wieder überzeugt: Wir werden viel Spaß mit The Divison haben.
Nachdem wir uns in Stellung gebracht haben, aktivieren wir unsere Geschütztürme, Heilstationen, Minen oder was wir sonst gerade an Skills im Gepäck haben - dann beginnt die Ballerei. Weil die Gegner wie in einem waschechten Rollenspiel ordentlich Schaden einstecken können, holzen wir Magazin um Magazin in unsere Ziele, bis sie schließlich aus den Latschen kippen.
Damit ist der Kampf allerdings noch nicht überstanden. Mit höchster Wahrscheinlichkeit kommt nun Verstärkung um die Ecke gestürmt oder bricht durch die nächstbeste Tür. Im ersten Gefecht erwischen uns die neuen Gegner noch auf dem falschen Fuß, doch schon beim dritten Mal entlockt uns der vermeintliche Überraschungsangriff nur noch ein müdes Gähnen.
Wo sind die coolen Ideen?
Zudem verlangen nur wenige Feinde meiner Gruppe spezielle Taktiken ab. Okay, Sniper sollten wir schnellstmöglich mit MG-Feuer belegen und sie in Deckung zwingen. Andere Feinde sind dick gepanzert, haben aber eine Schwachstelle an ihrem Rücken. Das war's dann aber auch schon. Besonders enttäuschend war der von uns gespielte Bosskampf in einer fortgeschrittenen Mission (Stufe 20 von 30). Die Bandenführerin, der wir gegenüberstanden, hielt zwar noch mehr aus als ihre normalen Kollegen und besaß eine starke Eskorte, sie selbst hatte aber keinerlei tolle Tricks auf Lager.
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Andere MMOs bieten da deutlich mehr: In World of Warcraft verlangen uns die Bosse teilweise sehr spezielle Taktiken ab, und auch der direkte Division-Konkurrent Destiny fährt viel größere Kaliber auf. Das heißt nicht, dass The Division kein taktisches Spiel sei, doch die Kämpfe beschränken sich eben stets auf Deckungssuche und den cleveren Einsatz von Skills. Natürlich wissen wir noch nicht, ob wirklich jeder Bosskampf in The Division so einfallslos ausfällt, aber warum sollte uns das Entwicklerstudio Massive auf dem Event ausgerechnet den langweiligsten Kampf präsentieren, wenn sie echte Kracher auf Lager haben?
Und es packt mich doch!
Wie kann ich da dennoch behaupten, The Division habe Hit-Potenzial? Tja, das liegt - oh Wunder - ausgerechnet an den Kämpfen. Die Gefechte bieten zwar nicht allzu viel Abwechslung, doch sie sind unheimlich spannend. Noch besser: Sie zwingen mich zu echtem Teamplay. Nur Gruppen, die ihre Skills gut aufeinander abstimmen, haben gegen die zähen Gegner eine Chance.
Weil meine eigene Spielfigur nicht viele Treffer einstecken kann, muss ich zudem jede Deckung clever nutzen. Ich kann es kaum erwarten, mich gemeinsam mit Dimi, Mirco und Tobi durch die Straßen Manhattans zu kämpfen, während wir unser Vorgehen über den Voicechat genau abstimmen - das ist eine Koop-Erfahrung, wie ich sie liebe.
Die PvP-Dark-Zone setzt diesem intensiven Erlebnis die Krone auf. An Spieler kann man sich nämlich nicht so leicht anschleichen, wie an künstlich dumme Computergegner. Außerdem entwickeln die Kämpfe gegen Menschen, die auf die gleichen Skills zurückgreifen können wie ich, eine ganz andere Dynamik. Und um die Beute, die wir im PvP-Gebiet gemacht haben, mitnehmen zu dürfen, muss mein Team am Ende eine Leuchtrakete zünden - und auf den Abhol-Hubschrauber warten. Was allen Spielern im Umkreis unsere Position verrät und uns zum perfekten Ziel macht - welch grandioses, intensives Finale!
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Außerdem hat mich die Suchtspirale von der ersten Minute an voll im Griff. The Division hält mir immer eine Karotte vor die Nase: Ich bin stets auf der Jagd nach neuen und besseren Waffen und Ausrüstungsteilen. Ein Level-Up oder die Möglichkeit meine Basis weiter auszubauen, um neue Fertigkeiten freizuschalten, ist immer nur eine Mission entfernt.
Ein erfolgreicher Rumpelstart
Ich prophezeie The Division einen rumpligen Start. Viele Spieler werden sich über die von mir genannten Schwächen aufregen. Vielleicht gibt es auch Server-Probleme oder eine schlechte Balance im PvP-Gebiet. Wichtig ist, dass sich Massive solcher Fehler schnell annimmt und einen guten Draht zu den Spielern hat.
Dann traue ich The Division mit seiner tollen Kombination aus Item-Sammelei und genialer Koop-Erfahrung zu, eine feste Community um sich zu scharen, wie sie für ein Online-Spiel so wichtig ist. Im zweiten Schritt können die Entwickler dann mit den bereits angekündigten kostenlosen Updates und DLCs für die dringend benötigte Abwechslung sorgen. Eins ist auf jeden Fall klar: Ich werde die Entwicklung gespannt verfolgen.
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