Es ist 1992. Waffen, Gokarts oder verrückte Kurse gab's zwar vorher schon in anderen Rennspielen, aber Super Mario Kart verknüpft alles zu etwas Neuartigem: Auf den Strecken ist viel los, der Positionskampf heftig! Überall Geräusche, Animationen, Fallen, Items kreuz und quer! Trotzdem ist es zugänglich, denn jeder kann den Controller in die Hand nehmen und hat es nach spätestens einer Runde kapiert.
Die Feinheiten beherrscht man aber erst nach einiger Übung, zum Beispiel das Driften: Mit einem Sprung kann man sein Kart in die Seitenlage bringen, um Kurven scharf zu nehmen. Diese und viele andere Mechaniken übernehmen Kart Racer selbst drei Jahrzehnte später. Ja, Super Mario Kart hat im Alleingang ein ganzes Genre gegründet.
I'll be back!
Ein weiterer Aspekt: Die sogenannten "Comeback"-Mechaniken in Form von Power-ups. Fahrer auf den vorderen Plätzen erhalten beim Überfahren von Fragezeichen schwache Items, während die Schlusslichter mit starken gesegnet werden. Zum Beispiel mit dem gefürchteten Unverwundbarkeits-Stern.
Durch dieses Gleichgewicht haben auch schwächere Spieler eine Chance. Die Ideallinie ist nicht mehr der einzige Weg zum Ruhm, zumal man fiese Items wie Bananenschalen auf sie legen kann. Das Renngeschehen wird dynamisch, sodass selbst talentierte Fahrer auf dem ersten Platz immer auf der Hut sein müssen.
Blaupause für Lizenztitel
Natürlich war und ist Super Mario Kart ein Exklusivtitel. Daher sehen viele Hersteller eine große Chance darin, das Erfolgsrezept auf andere Plattformen zu bringen. Ubisoft hatte zum Beispiel eine verrückte Variante namens Street Racer (1994) in petto, die auf mehreren Systemen erschien.
Während die ersten Klone noch eigens erdachte Fahrer und Welten boten, tauchten schnell Lizenz-Umsetzungen auf. Klar, denn das Kart-Konzept ist die ideale Blaupause. Es braucht bloß passende Gegenstücke für Rennstrecken, Charaktere und Items. Lizenz-Kart-Racer sprossen wie Pilze aus dem Boden: Die Schlümpfe, Nickelodeon-Cartoons oder South Park etwa. Viele dieser Adaptionen haben jedoch eine Schwäche - in den Comeback-Mechaniken hapert's bei der Balance.
Beim Übergang zu 3D ge-Crash-t
Crash Team Racing baut 1999 eine wichtige Mechanik sehr viel sichtbarer ins Geschehen ein: Den Mini-Turbo. Mario Kart 64 belohnte Fahrer schon für’s Driften, aber beim Beuteldachs füllt sich eine kleine Leiste im HUD. Drückt man im richtigen Moment die Schultertaste, bekommt das Kart einen kleinen Geschwindigkeitsschub. Geschicktes Fahren wird also belohnt. Der Mini-Turbo findet seitdem starke Verbreitung.
Spätere Mario Karts und Sonic-Rennspiele perfektionieren ihn nicht nur, sondern verbinden ihn mit Tricks. Zum Beispiel Saltos in der Luft.
Gestaltungsfreiheit durch Hardware-Power
Mit den folgenden Hardware-Generationen sollte es spannend werden: Auf dem Game Boy Advance setzen Kart Racer noch auf skalierte Sprites. Mario Kart: Super Circuit (2001) oder Konami Racers (2001) wirken wie aufpolierte SNES-Spiele. Auf den großen Konsolen wie der PlayStation 2 oder dem GameCube geschieht aber der wirkliche Zauber: Die Kurse werden aufwendiger und lebendiger.
Wusstet ihr, dass man sich auch im Süßigkeiten-Schlaraffenland, Casino-Slotmaschinen oder sogar in einem aktiven Vulkan flotte Rennen liefern kann? Fast wie eine Freizeitpark-Attraktion! Besondere Sehenswürdigkeiten prägen sich ins Gedächtnis ein und helfen dabei, die Streckenführung auswendig zu lernen. Das hilft, sich Gefahren und Strategien für bestimmte Abschnitte zu merken.
Feiern mit Charakter
Eine weitere Sache wird ebenso immer ausgefeilter: Die Darstellung und Animation der Charaktere. Oft kommen Figuren aus einer Serie oder einem Publisher-Universum zusammen. Das sorgt für eine Festival-Atmosphäre.
Da Karts offen und die Personen hinter dem Steuer immer sichtbar sind, müssen sie gut in Szene gesetzt sein. Ein kecker Blick beim Vorbeifahren, ein Triumphieren bei Feindbeschuss: Diese und andere Kleinigkeiten verleihen ihr Persönlichkeit. Auch Fahrzeuge können so gestaltet sein, dass sie wie Erweiterungen der starken Persönlichkeiten wirken.
Mit besserer Technik kommen wildere Ideen: Crash Nitro Kart (2003) zeigt sich erneut kreativ und bringt Anti-Gravitations-Fahrzeuge ins Spiel. Zum ersten Mal kann man in einem Kart Racer an Tunneldecken fahren. Mit leistungsfähigeren Konsolen wachsen zudem Möglichkeiten für User-Modifikationen: MySims Racing (2009) bringt Tuning ins Spiel, während ModNation Racers (2010) und LittleBigPlanet Karting (2012) sogar umfangreiche Streckenbaukästen im Gepäck haben.
Autos, die sich verwandeln!
Was die Transformers können, können die Fahrzeuge in Mario Kart 7 (2011) und Sonic & All-Stars Racing: Transformed (2012) schon auch: Dort verwandeln sich die Fahrzeuge während des laufenden Rennens in Boote, Flugzeuge oder Karts. Damit geht's also auch über's Wasser und durch die Luft.
Diddy Kong Racing hatte schon 1997 eine ähnliche Idee, aber man wählte dort ein festes Fahrzeug vor dem Rennen aus. Was sich verwandelnde Autos betrifft, ist Crash Bandicoot beiden aber erneut zuvorgekommen: In Crash Tag Team Racing (2005) können sich zwei Spieler während des Rennens zusammentun. Wortwörtlich. Ihre Fahrzeuge verschmelzen ineinander zu einer Art Panzer. Ein Spieler bedient den Geschützturm, während der andere fährt.
Mit Teamwork ins Ziel
Jetzt, wo die Neuauflage Crash Team Racing Nitro-Fueled (2019) und Team Sonic Racing (2019) da sind, wird eine Sache klar: Im Laufe der Jahre haben sich die meisten Kart Racer so weit vom Urvater entfernt, dass man mittlerweile nicht mehr von Klonen sprechen kann. Vielmehr haben alle gemeinsam das Genre vorangebracht.
Persönlichkeit und Spielgefühl unterscheiden sich bei allen Kart Racern so stark, dass viele problemlos nebeneinanderstehen können. Das Team-Gameplay beim neuesten Sonic-Rennspiel hat zum Beispiel noch niemand so konsequent umgesetzt.
Klar, die mittelmäßigen Lizenzverwurstungen erscheinen heute immer noch. Ein Bibi Blocksberg: Das große Hexenbesen-Rennen 3 (2018) erreicht noch lange nicht die gleiche Qualität. Aber selbst da gibt's noch neue Ideen. Oder habt ihr Mario schon einmal auf einem Besen reiten sehen?
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