Auf der Xbox One gab es den atmosphärischen Multiplayer-Shooter Hunt: Showdownschon länger. Nun folgt auch die PS4-Version, die auch gleichzeitig das Spiel mit dem Update 1.2 ausstattet. Die Anpassungen seitens der Entwickler führen dazu, dass wir die Wertung leicht nach oben korrigieren.
PS4 vs. Xbox One: Solide Performance auf allen Plattformen
Der Sprung von der Xbox One auf die PS4 ist den Macher von Hunt: Showdown gut geglückt. Rein optisch unterscheiden sich die beiden Konsolenversionen nur kaum, allerdings gibt es ein paar Besonderheiten in Sachen Auflösung.
So kommt die PS4 Pro auf eine Auflösung von 1440p, während die Xbox One X stolze 1800p vorweisen kann. Auf den Standardkonsolen ist dieses Verhältnis umgedreht: Die PS4 kommt auf 1080p und lässt die normale Xbox One mit 900p hinter sich. Gelegentliche Ruckler müssen aber beide Standardkonsolen hinnehmen und können die soliden 30 fps auf PS5 und Xbox One X nicht immer aufrechterhalten.
Ab in den Sumpf
Hunt: Showdown ist ein reines Multiplayer-Spiel und schickt bis zu zwölf Jäger auf eine von zwei Karten, die mit je einem Quadratkilometer recht weitläufig ausfallen. Ziel ist es, auf der Map versteckte Boss-Monster (etwa eine gigantische Spinne) zu jagen und zu erlegen, um dann mit einer Trophäe (bedeutet üppiges Kopfgeld) einen der zufällig platzierten Ausgänge aus der Karte zu erreichen. Dabei stehen euch nicht nur andere Spieler, sondern auch handelsübliche Zombies oder anderweitig mutierte Kreaturen wie die sogenannte Schwarmmutter im Weg.
Vor jeder Runde, die wir allein, im Duo oder im Trio bestreiten können, kaufen wir uns mit Ingame-Dollars und gewonnenen Erfahrungspunkten unsere Ausrüstung. Sterben wir, sind alle Items und der Levelfortschritt des entsprechenden Jägers hinüber - ergo: Unser Jäger ist hinüber und muss durch einen neuen ersetzt werden. Kehren wir hingegen siegreich zurück, gibt es Geld und Erfahrungspunkte für den Jäger bzw. die Jägerin, mit denen wir Perks wie »Länger sprinten« oder »Leisere Nahkampfangriffe« ausrüsten können.
Damit das ganze Jägergesterbe nicht zu frustrierend wird, steigen wir mit jeder Runde auch übergreifend in unserer Blutlinie auf. Deren Fortschritt legt fest, welche Waffen und Ausrüstungsgegenstände wir kaufen dürfen. Verlieren können wir hier nichts, außer wir setzen den Rang auf Wunsch zurück, um einen Prestige-Rang zu erklimmen.
Gekämpft wird hauptsächlich mit alten Repetier- oder halbautomatischen Gewehren. Vollautomatische Waffen gibt es derzeit - bis auf eine Ausnahme - nicht. Munition ist zudem rar gesät; wer in Hunt wild um sich ballert, wird nicht weit kommen. Außerdem sind unbedachte Schüsse gefährlich, denn eure Gegenspieler können euch über weite Distanzen hören und somit einschätzen, wo ihr euch befindet.
Stealth im Multiplayer, aber richtig
Das wirklich Spektakuläre an der Inszenierung von Hunt ist das Sounddesign. Während wir durch die Wälder und Sümpfe streifen, hören wir ständig Geräusche wie knarzende Holzbohlen, Fliegen, Wasser oder die unheimliche Tier-Welt. Die Sounds sind aber nicht nur eine nette Dreingabe für mehr Atmosphäre, sondern spielerisch essenziell. Jeder Monster-Typ hat ein eigenes Verhaltensmuster, das mit individuellen Geräuschen verbunden ist.
Nach einigen Runden können wir erkennen, ob die Höllenhunde vor uns noch ruhig sind, oder ob die Schwarmmutter ihre giftigen Insekten schon auf uns gehetzt hat. Selbst normale Zombies können zum Problem werden, vor allem da sie oft in größeren Gruppen auftreten und bei Gefahr schreien oder mit Fackeln nach uns werfen. Den feurigen Immolator dürfen wir sogar nur mit stumpfen Nahkampfwaffen oder aus großer Distanz angreifen, der Typ ist nämlich regelrecht explosiv.
Auch der Umgebungssound spielt eine wichtige Rolle. Wenn wir nicht aufpassen, scheuchen wir Vögel auf, treten auf laut knackende Äste oder laufen durch knirschendes Glas. Das ruft nicht nur Zombies in der Nähe auf den Plan, sondern auch feindliche Spieler, die nun ziemlich genau wissen, wo wir sind. Da ein Kopfschuss fast immer tödlich ist, kann uns ein falsches Geräusch im Zweifel schnell das Leben und damit unsere Ausrüstung kosten. Dazu kommt, dass der interne Voicechat innerhalb eurer Gruppe ebenfalls für alle in eurer Umgebung zu hören ist. Schweigen kann also Gold sein.
Es ist fast schon Pflicht Hunt: Showdown mit Kopfhörern zu spielen. Im Optimalfall könnt ihr enorm von Surround-Sound profitieren, aber ein Stereo-Headset reicht vollkommen aus. Mit Ton über normale Boxen seid ihr allerdings deutlich im Nachteil.
Taktische Tiefe
Ihr habt die gesamte Runde über kaum feindliche Schüsse gehört. Sind bereits alle tot, oder nur sehr vorsichtig? Wie viele Gegner leben überhaupt noch? An welche Positionen könnten die Feinde eine Falle vorbereiten? All diese Fragen schießen euch beständig durch den Kopf, während ihr durch den dunklen Wald schleicht und darauf achtet, bloß nicht auf einen großen Ast zu treten. Wer weiß, vielleicht steht der nächste Gegner schon hinter dem nächsten Baum. Neben dem grandiosen Sounddesign ist die zweite große Stärke von Hunt die taktische Tiefe und unterm Strich dann der Thrill, der durch beides entsteht. Besonders im Duo oder Trio mit einem eingespielten Team lassen sich die Fehler der Gegner mit der Zeit immer besser erkennen und gegen sie nutzen.
Dadurch, dass sich das Spiel meist auf wenige, aber immer zufallsbestimmte Orte konzentriert, versuchen die Teams, sich gegenseitig auszumanövrieren und in Fallen zu locken - allerdings braucht es eine Weile, bis sich zumindest in den Basics eine Art Routine eingestellt hat. Die Lernkurve fällt in Hunt vergleichsweise steil aus. Mit der Zeit können sich aber extrem spannende und befriedigende Katz- und Mausspiele ergeben.
Übrigens sind größere Teams nicht automatisch ein Vorteil. Als Solo-Spieler bekommt ihr bei Erfolg mehr Kopfgeld und könnt euch leichter verstecken. Im Trio werdet ihr dagegen mit Ressourcen-Knappheit zu kämpfen haben, denn alle Munitionskisten oder plünderbare Jäger-Leichen lassen sich nur zwei Mal nutzen. Außerdem müsst ihr das gleichbleibende Kopfgeld mit noch einem Spieler mehr teilen.
Vom Gefängnis in die Kirche
Hunt schafft es, die beiden Maps Stillwater Bayou und Lawson Delta sehr atmosphärisch in Szene zu setzen. Durch verschiedene Tageszeiten und die abwechslungsreichen Orte werden die Karten auch nach vielen Runden nicht langweilig. Wir erkunden Sägewerke, alte Forts, ein Gefängnis, Kirchen oder verfallene Bauernhöfe. Jeder dieser sogenannten Compounds bietet viele taktische Angriffspunkte, Flucht- und Laufwege, die mit der Zeit in Fleisch und Blut übergehen.
Zum normalen Modus Kopfgeldjagd kommt noch Schnellspiel, bzw. Quickplay hinzu. Hier spielen wir ausschließlich allein und starten mit einer schwachen Waffe. Bessere Ausrüstung findet sich überall auf der Map verteilt. Wer zuerst vier Hinweise gefunden hat, wird für alle anderen markiert und gejagt. Spätestens wenn die Zeit abgelaufen ist, sterben alle Spieler, abgesehen vom Träger der Markierung. Die kurzen Solo-Runden eigenen sich gut für zwischendurch. Das Herzstück des Spiels ist allerdings der große Kopfgeldjagd-Modus.
Mikrotransaktionen
Ihr könnt für echtes Geld die Premiumwährung Blutmarken kaufen. Diese dient hauptsächlich zum Kaufen von Skins für eure Jäger und Waffen. Außerdem lassen sich mit Blutmarken kleinere Komforteinstellungen außerhalb des Spiels nutzen. So könnt ihr beispielsweise gegen einen geringen Preis die Perks eures Jägers entfernen, um Platz für einen anderen Perk zu machen. Ein spielerischer Vorteil ist das für zahlende Spieler nicht, denn Blutmarken gibt es auch nach jeder beendeten Runde. Für einen Skin müsst ihr auf normalem Wege recht lange sparen. Die kleinen Komfortfunktionen, die ohnehin nie notwendig sind, lassen sich aber ohne Probleme durch reines Spielen nutzen.
Was macht die Xbox-Version anders?
Inhaltlich ist die Konsolen-Fassung deckungsgleich mit dem PC. Im Moment spielt ihr auf zwei Maps, gegen drei mögliche Boss-Monster und habt eine Vielzahl von unterschiedlichen Repetiergewehren, Revolvern, Schrotflinten und Armbrüsten zur Verfügung. Zwar wird das Repertoire noch erweitert, es ist aber bereits jetzt sehr ordentlich und bietet Raum für viele verschiedene Builds oder Taktiken.
Der größte Unterschied zur PC-Version ist natürlich die Steuerung mit dem Controller. Das funktioniert soweit auch zufriedenstellend, allerdings musste Crytek an einigen Stellen erst noch für Feinoptimierung sorgen. Mittlerweile funktioniert der Controller-Support passabel.
Die Technik
Grafisch muss Hunt vor allem auf der normalen Xbox One (S) deutliche Abstriche machen. Matschige Texturen sind hier an der Tagesordnung. Auf der Xbox One X sieht es deutlich besser aus. Diese punktet im Vergleich zur normalen Konsole mit schärferen Texturen, schönerem Wasser und besserer Kantenglättung. Auf Wunsch läuft das Spiel auch in 4K. Die Grafikqualität reicht auf der X zwar nicht an die maximalen Einstellungen am PC heran, sieht aber trotzdem meistens schick aus. Framedrops gibt es auf beiden Konsole kaum.
Negativ fällt auf, dass viele Texturen erst sehr spät laden und Objekte vor unseren Augen aufploppen. Das sieht nicht nur hässlich aus, es kann in angespannten Momenten auch ablenken. Ab und zu sind wir zudem über Bugs wie festhängende Zombies gestolpert, oder KI-Gegner, deren Modell stehen geblieben ist, nachdem sie eigentlich getötet wurden. Außerdem dauert das Matchmaking teils sehr lang und schickt uns trotzdem nur in halbvolle Partien. Das wird mit steigender Spielerzahl aber sicher besser.
Das Menü
Kommen wir nun zur Menüführung. Mit dem Update 1.0 hat Crytek auch das Hauptmenü grundlegend überarbeitet. Das Ergebnis ist in der Community umstritten und die Kritikpunkte kommen auf der Xbox One sehr deutlich zum Tragen. Das Menü ist vollkommen überladen und mit kleinen Icons übersät. Nun können wir zwar mit den Schultertasten durch die verschiedenen Reiter springen und per Steuerkreuz diverse Funktionen nutzen, allerdings erreichen wir damit nicht alles.
Filter im Shop oder das Einstellungsmenü müssen wir mit einem Cursor erreichen. So ähnlich funktioniert das auch in Assassin's Creed: Origins oder Destiny 2. Allerdings sind die Symbole bei Hunt teilweise sehr klein, was das Navigieren nervig macht. Dazu kommt, dass ein Großteil der Schaltflächen schlicht unnötig ist und dadurch einfach nur stört. Das Menü ist auch auf dem PC weit von Komfort entfernt, aber mit einem Controller ist es ein echter Krampf.
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