Hironobu Sakaguchi ist der Erfinder der Final-Fantasy-Serie und war lange Produzent der Rollenspiel-Reihe. Mit Final Fantasy VIIgelang ihm ein Meilenstein des Genres und der gesamten Spielegeschichte. Wir trafen den 49-jährigen Japaner zum Interview in Hamburg
GamePro: Sakaguchi-san, Sie sind nun bereits seit weit über zwanzig Jahren in der Gamesbranche tätig. Wie beurteilen Sie die Entwicklung in der Spiele-Branche? Was halten Sie von aktuellen Trends wie Bewegungssteuerung, 3D-Technologie oder dem Vormarsch der Smartphone-Spiele?
Sakaguchi: Ist es in Ordnung, wenn ich dazu eine etwas längere Antwort gebe (lacht)?
GamePro: Selbstverständlich!
Sakaguchi: Nun, ich denke, dass die von Dir angesprochenen Technologien wie 3D oder Bewegungssteuerung mit Wii und Kinect durchaus wichtige Themen sind. Das sind nun mal die aktuellen Trends. Am spannendsten finde ich jedoch tatsächlich die Entwicklung im Smartphone-Segment und im Bereich Social Media. Hier sehe ich ein riesiges Potential. Dank aktueller Hardware gehen diese Themen inzwischen Hand in Hand.
Wenn ich zum Beispiel auf Facebook unterwegs bin, dann eigentlich immer mit meinem Smartphone. Ich finde es sehr schade, dass sich einige Leute sehr herablassend über Social Games- oder Smartphone Spiele-Entwickler äußern. So, als ob sie etwas sehr simples und minderwertiges produzieren würden. Es ist ähnlich wie damals, als ich Spiele für Heimkonsolen - primär den Famicom - entwickelte.
Auch das wurde oftmals belächelt, da diese Technologie noch in den Kinderschuhen steckte und von vielen Kritikern nicht ernst genommen wurde. Doch wie wir nun alle wissen wurden sie eines Besseren belehrt: Über die Jahre haben sich die Spielkonsolen immer weiter entwickelt und zu einem riesigen Marktsegment gemausert, in dem Millionenproduktionen schon lange keine Ausnahme mehr sind.
Ich bin sicher, dass Smartphone Spiele eine ähnlich erfolgreiche Entwicklung erfahren und den Spielen für Heimkonsolen irgendwann in nichts nachstehen werden. Schließlich ist auch das Potential der Hardware, also der Smartphones, noch lange nicht ausgeschöpft.
Zudem ist die Entwicklungszeit für ein Smartphone-Spiel wesentlich kürzer als bei einem Titel für Heimkonsolen. Somit ist es möglich, die aktuellen Technologien jederzeit in die Produktion einfließen zu lassen und davon zu profitieren. Heimkonsolen-Spiele hingegen sind aufgrund ihrer langen Entwicklungszeit oftmals technisch veraltet, wenn sie endlich auf den Markt kommen. Das war nun wirklich eine lange Antwort, nicht wahr (lacht)?
Gamepro: Ja, aber eine sehr interessante. Sie sprachen eben über ihre Anfänge auf dem Famicom. Seit dieser Zeit waren Sie an der Entwicklung unzähliger Rollenspiele beschäftigt. Und was wäre ein RPG ohne eine Heldenallianz. Angenommen, Sie müssten Ihre ultimative Party zusammenstellen. Aus welchen drei Figuren Ihrer Spiele würde sich diese Truppe zusammensetzen?
Sakaguchi: Oh, das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, ich entscheide mich für drei weibliche Charaktere. Mal sehen: Da gab es dieses kleine quirlige Mädchen in Final Fantasy IXund… (überlegt). Nein, es tut mir leid, aber ich entscheide mich anders. Ich rekrutiere doch lieber drei Bösewichte. Und zwar Garland aus dem ersten Final Fantasy, Kefka aus Final Fantasy VIund Nene, der Antagonist aus Blue Dragon. Ich denke, das ist eine gute Truppe.
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Final Fantasy IX - Das Intro
GamePro: Neben den Figuren spielt auch die Musik in Ihren Titeln eine große Rolle. Bis heute arbeiten Sie mit dem Komponist Nobuo Uematsu zusammen. Er steuerte auch den Soundtrack zu The Last Storybei. Als ich ihn neulich traf, erzählte er mir, dass Sie früher sehr streng mit ihm waren, da Sie ganz bestimmte Vorstellungen hatten. Wie lief Ihre erste Zusammenarbeit ab?
Sakaguchi: Das ist lange her. Ich erinnere mich an die Produktion von Final Fantasy I. Damals engagierten wir Uematsu-san für den Soundtrack des Spiels. Ich bat ihn darum einige Stücke zu komponieren. Er schickte mir daraufhin fünf oder sechs Musikstücke. Die Titel haben mich damals jedoch nicht sonderlich überzeugt und so bat ich ihn die Stücke nochmals zu überarbeiten. Uematsu-san änderte daraufhin lediglich die Reihenfolge der Lieder, schickte sie mir zurück und ich war völlig begeistert. Wow, die sind großartig sagte ich (lacht). Ja, das war eine Episode aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Uematsu-san.
GamePro: Ähnlich wie Uematsu-san verließen auch Sie Square Enix. Verfolgen Sie nach wie vor die Final Fantasy-Serie? Was sagen Sie zu der Entwicklung Ihrer Rollenspiel-Reihe?
Sakaguchi: Nun, als ich Square Enix verließ, übergab ich das Projekt Final Fantasy an meine damalige rechte Hand Yoshinori Kitase (u.a. Produzent von FF XIIIund FFXIII-2). Er versprach mir, gut auf die Serie aufzupassen und dafür Sorge zu tragen, dass sie auch weiterhin erfolgreich sein wird. Wir treffen und zwei Mal im Jahr und gehen gemeinsam etwas trinken. Bei dieser Gelegenheit frage ich ihn natürlich schon oft »warum hast du dich entschieden, das so zu machen?« oder »warum hast du das und das so genannt?«. Dennoch bin ich ihm unglaublich dankbar und glücklich, dass er sich der Serie nach wie vor annimmt.
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