Der US-amerikanische Sender HBO Max hat offiziell angekündigt, dass eine neue Harry Potter-Serie in Arbeit ist, die noch einmal die Story der Bücher adaptiert. Für viele Fans ein wahrgewordener Traum, gab es doch schon lange den Wunsch nach einer neuen Umsetzung, die sich mehr Zeit als die Filme nehmen kann.
Meine Vorfreude hat sich allerdings bereits im Keim erstickt, denn die umstrittene Harry Potter-Autorin J.K. Rowling ist als Executive Director direkt an der Umsetzung beteiligt. Und das kann der Serie meiner Meinung nach nur schaden.
J.K. Rowlings Ansichten können der Reihe nur schaden
Schon mit Hogwarts Legacy hat das Harry Potter-Franchise kürzlich eine extrem erfolgreiche Umsetzung bekommen – allein in den ersten zwei Wochen nach Erscheinen hatte das Spiel sich bereits 12 Millionen Mal verkauft. Und das, obwohl viele (ehemalige) Fans auf Social Media vorab zum Boykott aufgerufen hatten. Immerhin kommt der Erfolg des Spiels auch J.K. Rowling zugute, die ihre Position nutzt, um ihre transfeindlichen Ansichten zu verbreiten und die Anti-Trans-Politik in UK zu unterstützen.
Eine umfassende Übersicht der Kontroversen um Harry Potter-Autorin J.K. Rowling haben wir euch hier zusammengefasst.
Dabei war Rowling an der Produktion von Hogwarts Legacy nicht einmal direkt beteiligt. Die Entwickler*innen konnten sich also einige Freiheiten dabei nehmen, das Spiel inklusiver für alle zu machen: So können wir Stimme und Geschlecht unabhängig vom Aussehen wählen und damit auch trans Personen erstellen.
Bei der neuen Harry Potter-Serie dürfte es ähnliche Freiheiten im Vergleich zum Quellmaterial aber nicht geben. Hier ist Rowling nämlich direkt beteiligt und hat auch bereits in der Ankündigung deutlich gemacht, dass die Serie sich so nah wie möglich an den Büchern halten soll:
[HBO] Max’ Bemühung, die Integrität meiner Bücher zu erhalten, ist mir sehr wichtig und ich freue mich darauf, Teil dieser neuen Adaption zu sein, die einen Grad an Tiefe und Detailliertheit erlaubt, wie es nur eine TV Serie bieten kann.
Rowling macht nur bestimmte Änderungen möglich
Das heißt natürlich nicht, dass es gar keine positiven Änderungen in der Serie geben kann. Immerhin ist die Vorlage mittlerweile 26 Jahre alt und soll auch für eine neue Generation zugänglich gemacht werden. So könnte sie etwa queere Beziehungen zeigen oder einige der stereotypischen Namen wie Cho Chang ändern.
Auch mehr Diversität beim Casting ist durchaus denkbar – schließlich wurde Rowling lange von vielen Fans als liberal und PoC-Ally wahrgenommen, unter anderem hat sie sich für das Casting einer schwarzen Hermine im Harry Potter-Musical ausgesprochen:
Entsprechend ist es also durchaus möglich, dass Rowling einige Abweichungen und Freiheiten zum Quellmaterial zulässt – solange es eben nicht ihren eigenen Ansichten widerspricht. Das heißt aber auch, dass es mit Sicherheit keine trans-positive Darstellung in der Serie geben wird. Im schlimmsten Falle könnten sich gar Rowlings transfeindliche Ansichten in die Story mischen.
Eine geliebte Reihe für viele
Die Harry Potter-Bücher hatten und haben besonders für viele Menschen in der LGBTQIA+-Community einen wichtigen Stellenwert. Viele von ihnen haben sich in ihrer Jugend als Außenseiter gesehen und von den Büchern das Gefühl bekommen, dass es nichts Schlechtes sei, anders zu sein.
Diese Botschaft steht nur leider im direkten Kontrast zu Rowlings Ansichten. Abseits davon, dass sie von der Serie natürlich finanziell profitieren wird, kann sie als Executive Director ihre ausgrenzenden Ansichten auch hier forcieren. Dabei heißt es in der Pressemitteilung zur Serie noch:
Für die weltweite Community und für kommende Generationen heißt [das Harry Potter-Franchise] jeden willkommen, die Magie für sich selbst zu erkunden und zu entdecken.
Dass die Serie eben nicht jeden willkommen heißen wird, ist aber allein schon durch die Beteiligung von J.K. Rowling besiegelt.
Vorerst kein Harry Potter mehr für mich
Auch ich bin mit den Harry Potter-Büchern aufgewachsen und verbinde einige meiner schönsten Kindheitserinnerungen damit. Vor ein paar Jahren hätte also auch ich mich noch wahnsinnig über eine Serien-Ankündigung gefreut. Selbst jetzt kam bei mir noch eine gewisse Nostalgie auf, als ich das altbekannte Potter-Theme bei der Ankündigung der Serie gehört habe:
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Umso trauriger stimmt es mich, dass Autorin J.K. Rowling ihren Erfolg nutzt, um einer ohnehin schon diskriminierten Gruppe aktiv Schaden zuzufügen. Und damit sorgt sie auch dafür, dass Fans, die einfach nur eine der liebsten Serien ihrer Kindheit erleben oder sich von aktuellen Weltgeschehnissen ablenken wollen, sich indirekt mitschuldig machen – immerhin sorgt ihr anhaltender Erfolg dafür, dass ihre Meinung relevant bleibt und sie mit dem Gewinn aus dem Franchise anti-trans Projekte und Politik fördern kann.
Ich kann nur zu gut verstehen, dass viele Fans hier zwiegespalten sind, die eigentlich gar nichts mit der Kontroverse zu tun haben wollen. Bei Hogwarts Legacy konnte ich meinen besorgten Freund*innen zumindest raten, sich das Spiel gebraucht zu holen oder zu leihen.
Bei der neuen HBO Max-Serie ist das allerdings nicht so einfach. Hier fehlt einfach eine legale Alternative, zumindest solange die Serie nicht auf Blu-ray kommt und ich sie mir gebraucht holen kann.