Mit den verschiedenen Ablegern der GTA-Serie verbinde ich, wie vermutlich viele andere von euch auch, einige liebgewonnene Erinnerungen. Dabei waren die Spielwelten oftmals der heimliche Star und zogen mich, mit den zahlreichen spielerischen Möglichkeiten, schnell in ihren Bann. Darunter litt in den meisten Fällen oftmals die Story, doch eine GTA-Geschichte werde ich sicherlich nie vergessen: die von Niko Bellic.
Welcome to Liberty City and your American Dream
Wie Niko war auch ich neu in Liberty City. Sicherlich, in der Vergangenheit hatte ich es bereits mit anderen Grand Theft Auto-Charakteren unsicher gemacht, doch noch nie konnte mich die New York City nachempfundene Metropole so in ihren Bann ziehen wie hier. Die Stadt strotzte vor Leben, überall war etwas los, an jeder Ecke gab es etwas Neues zu sehen - und ich war mit Niko mittendrin.
Darum geht's in der Story: Als osteuropäischer Einwanderer betrat Niko erstmals den Boden Liberty Citys, um einen ganz bestimmten Mann zu finden. Doch dies wurde zunächst zur Nebensache, denn für den Protagonisten ging es ebenfalls darum, seinen ganz eigenen Amerikanischen Traum zu verwirklichen.
Diese Reise begann jedoch alles andere als ruhmreich, denn Nikos erste Wohnung als heruntergekommen zu bezeichnen, wäre noch ein Kompliment. Es war schäbig, überall liefen Kakerlaken umher, doch es war zumindest ein Anfang.
Gemeinsam mit Niko wollte ich einen Weg finden, diesem Elend zu entkommen, musste jedoch erkennen, dass meine Spielfigur immer wieder das Opfer von allerlei Anfeindungen wird. Er wird zunächst nicht für voll genommen, wird beschimpft und braucht lange, um sich einen gewissen Ruf zu erarbeiten.
Dabei versucht Niko stets, gewisse Grenzen zu wahren, denn er will zwar ein besseres Leben, einen sozialen Aufstieg und somit gewissermaßen seinen eigenen Amerikanischen Traum leben - allerdings nicht um jeden Preis.
Nikos Aufstieg in Liberty City ist mein Aufstieg
Niko und ich arbeiten uns also die Nahrungskette hinauf. Zunächst mit kleineren Gelegenheitsjobs, später mit großen, ausgefeilt vorbereiteten Missionen, wie dem Banküberfall in "Three Leaf Clover", welche später eine nicht gerade unwichtige Inspirationsquelle für GTA 5 werden sollte.
Doch egal, welche Art von Auftrag Niko bekommt, er bleibt sich dabei stets treu, oder versucht dies zumindest, so gut es eben geht.
Er will eigentlich, abgesehen von diesem einen Mann, dem er auf der Spur ist, niemanden töten. Allerdings sieht sich Niko, und somit auch ich, sich immer wieder dazu gezwungen, zu drastischen Mitteln zu greifen, um sich Gehör zu verschaffen, um das zu bekommen, was ihm zusteht und was er braucht.
Wenn es irgendwie möglich ist, versucht Niko hingegen, eine möglichst humane Lösung zu finden. Natürlich nur, wenn ich dies ebenfalls will, denn immer wieder liegt diese Entscheidung bei mir als Spieler.
Obwohl Niko seinem alten Leben und dem Strudel der Gewalt eigentlich entkommen will, so wird er im Laufe unserer gemeinsamen Reise doch immer tiefer in eben diesen hineingezogen. Er tut eben genau das, was er am besten kann, um sein eigenes Dasein zu verbessern, um sich ein besseres Leben zu ermöglichen: Menschen Leid zufügen. Genau dafür scheint er gemacht und dieser Seite von ihm scheint er genauso wenig entkommen zu können wie ich.
Der Grund für Nikos Hass und Trauer ist nachvollziehbar
Doch kommen wir nun endlich zu jenem Mann, hinter dem Niko her ist: Darko. Seinetwegen ließ Niko seine Heimat hinter sich, denn wegen der Taten dieses einen Mannes brach ein Teil von Nikos Leben für immer in sich zusammen. Immer wieder wird eingestreut, Niko habe einen militärischen Hintergrund, habe gute Freunde verloren. Doch nicht einfach nur in einem Gefecht - sie wurden verraten, verkauft und später ermordet.
Für gerade einmal schlappe 1000 US-Dollar lieferte Darko die Männer ans Messer. Eine Enthüllung, die Niko vor Verzweiflung und Unverständnis die Tränen in die Augen trieb. An mir ging dies ebenfalls nicht einfach so vorbei, denn nach all den Stunden, die ich gemeinsam mit Niko in Liberty City verbracht hatte, fühlte ich mich ihm sehr verbunden. Plötzlich war es auch für mich eine persönliche Sache, Darko zu erwischen, doch die Entwicklung zum Ende hin hatte ich nicht vorhergesehen.
Die letzte Entscheidung in GTA 4 stimmt nachdenklich
Nach vielen weiteren Spielstunden war es schließlich soweit: Niko hatte Darko erwischt! Wie ein Häufchen Elend kauerte der Mann, der seine eigenen Kameraden verkauft hatte, vor ihm auf dem Boden. Ich war mir derweil sicher: Niko wird diesen einen Mann, der ihm soviel Leid zugefügt hatte, im Rahmen einer letzten Zwischensequenz erschießen. Doch dann kam alles anders, denn die Entscheidung, Darkos Leben zu beenden oder zu verschonen, lag nun in meinen Händen.
Dieser Umstand an sich ist nun natürlich erstmal nicht ungewöhnlich, schließlich geht es in Videospielen um Interaktivität, um die Möglichkeit, mit unseren eigenen Handlungen eine ganz eigene Erfahrung zu kreieren. Zudem gab es schon immer Spiele, die uns den Verlauf der Handlung mal mehr, mal weniger aktiv bestimmen ließen. Aus meiner eigenen Gamer-Vita kommen mir da unter anderem BioShock, Life is Strange oder auch ein inFAMOUS in den Sinn, doch vermutlich hat mich noch nie eine Entscheidung so sehr getroffen wie im Falle von GTA 4.
Nun steht Niko also vor Darko und mir schwirrt nur der Gedanke durch den Kopf "Was würde ich tun?". Nach langem hin und her entscheide ich mich dafür, Darkos Leben zu verschonen und dieser nutzt die Chance, um zu verschwinden. Niko sagt, er habe erkannt, Rache, ein weiteres Leben auszulöschen, hätte seinen Verlust nicht ungeschehen gemacht. Und mich begleitete dieser eine Moment noch für viele weitere Tage.
GTA 4 erzählt eine Geschichte über gute Menschen in einer schlechten Welt
Die gemeinsame Zeit mit Niko in Liberty City hat mich verändert, denn es war eine unglaublich intensive Erfahrung. GTA 4 erzählt uns seine packende Geschichte dabei mit teils drastischen Bildern, denn die Gewaltdarstellung ist oftmals grausam. Doch in seinem Kern geht es nicht darum, wie sich Niko und ebenso wir Spieler im Sog der Gewalt verlieren, sondern vielmehr um die Suche nach seinem eigenen, wahren Ich. Es ist eine Geschichte um Selbstbestimmung und vor allem Selbstfindung.
Im Grunde verfolgt Niko noble Motive, er will das Richtige tun, sieht sich jedoch immer wieder zu abscheulichen Taten gezwungen, denen er, wenn wir es wollen, letztendlich jedoch nicht erliegen muss. Seine Vergangenheit hinterließ tiefe seelische Narben, die für mich und sicherlich viele andere Spieler immer offensichtlicher wurden.
Für mich ist GTA IV nicht nur eine Geschichte von Selbstfindung, sondern in erster Linie eine Erfahrung über umherziehende gutmütige Seelen, die schreckliche Dinge tun müssen, um in einer schlechten, verkommenen Welt zu überleben. Dies wird uns besonders mit der letzten Entscheidung bei Darko vor Augen geführt. Deshalb erzählt GTA 4 für mich noch immer die beste Geschichte in der langjährigen Historie der Serie.
Hat euch die Geschichte von GTA 4 ebenfalls am meisten gepackt?
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