Genre: Arcade-Golfspiel Entwickler: Demagog Studios Plattform: PC, Xbox, PS4, PS5, Switch Release: 3. September
Golfspiele sind nicht dafür bekannt, sonderlich actionreich zu sein. Und wie andere Sportsimulationen enthalten sie noch seltener gesellschaftskritische Kommentare. Das möchte das arcadige Golf Club: Wasteland vom serbischen Entwickler Demagog Studios ändern. Wir haben den Hybriden aus Golfspiel und politischem Statement angespielt und erklären euch, ob das ungewöhnliche Konzept aufgeht.
Darum geht's in Golf Club: Wasteland
Die Geschichte von Golf Club: Wasteland ist schnell erklärt. Eine ökologische Katastrophe hat die Erde in eine Ruine verwandelt. Deshalb zogen Ultrareiche auf den Mars, in die Stadt Tesla City. Weil die Tage auf dem Mars anscheinend schnell langweilig werden, buchen sie Flüge auf die menschenleere Erde, um dort in Ruhe Golf zu spielen. Unser Protagonist ist einer von ihnen.
Nach der kurzen Exposition befinden wir uns direkt im ersten Level. Schnell bringt uns Golf Club: Wasteland hier den Umgang mit dem Golfschläger bei. Mit dem linken Stick bestimmen wir den Winkel und die Stärke des Schlags. Ein weiterer Knopfdruck und der Golfball segelt durch die Luft.
Die simple Steuerung lässt anderes vermuten, doch anspruchslos ist das postapokalyptische Golfen nicht. Reichlich Hindernisse füllen die Level im 2.5D-Stil. Sich konstant schließende Schiebetüren in Einkaufszentren blockieren zum Beispiel unseren Ball und die Eichhörnchen im Wald stehlen ihn gern.
Vereinzelt ist auch besondere Präzision gefragt. So müssen wir etwa Schalter treffen, um neue Wege freizulegen. Fast gleichen die Level so einem Puzzle, das wir mithilfe unseres Golfschlägers lösen müssen.
Info: Dieser Artikel erscheint im Rahmen unserer 'Road to gamescom 2021', in der wir euch bis zum Start der Spielemesse am 25. August Spiele aus der Indie Arena Booth vorstellen. Bislang erschienen:
Das macht Golf Club: Wasteland so besonders
Wenn es nicht schon die Stadt "Tesla City" auf dem Mars verdeutlicht hat: Golf Club: Wasteland kommentiert Themen wie das globale Wohlstandsgefälle oder Klimakatastrophen und kritisiert Milliardär*innen, die ihr Geld in Raketenrennen statt in humanitäre Zwecke stecken.
Diese Kritik unterstreicht das Leveldesign. In einer Mall thront zum Beispiel ein rostender Berg aus zweckbefreiten Einkaufswagen und schwach flimmernde Neonschilder erinnern an eine Welt, die nicht mehr ist. Subtil ist diese Bildsprache nicht. Dafür kommuniziert sie Themen wie die Zerrüttung des Planeten durch Unternehmen unmissverständlich.
Zudem bietet das Spiel Tagebucheinträge vom namenlosen Protagonisten, wenn wir einen Level in möglichst wenigen Schlägen beenden. Sie dokumentieren seine Hintergrundgeschichte und den Beginn des Endes der Welt. So heißt es in Tagebucheintrag 5: "Wir kämpften um das Überleben der Wirtschaft, nicht um unser eigenes Überleben." Die Frage muss aber erlaubt sein, wie glaubhaft die Kapitalismuskritik unseres ultrareichen Protagonisten ist.
Für wen ist Golf Club: Wasteland interessant?
Für eingefleischte Fans von Golf-Spielen könnte es zu minimalistisch sein. Allerdings möchte das Spiel auch keine ernste Simulation sein, was seine simplen Mechaniken beweisen.
Stattdessen geht Golf Club: Wasteland in seiner Rolle als niedrigschwelliges Statement-Spiel auf. Es ist ideal für alle, auch Nicht-Sportfans, die nach einem entspannten Spiel für zwischendurch suchen oder die Idee ablehnen, lieber den Mars bewohnbar zu machen als die Erde zu retten.
Hier seht ihr, wie Golf Club: Wasteland in Bewegung aussieht:
GamePro-Einschätzung
Erik Körner
@snoopykoira
Ich kann mich schon im echten Leben wenig für Sport, und noch weniger für Golf, begeistern. Die einzigen Ausnahmen sind Tennis und Tischtennis. Dennoch hatte ich mit Golf Club: Wasteland eine gute Zeit. Das liegt an den wirklich einsteigerfreundlichen Mechaniken und an meiner Freude über Spiele, die sich konkrete politische Aussagen trauen.
Und ich denke, darum geht es Golf Club: Wasteland hauptsächlich. Zwar scheinen diese Aussagen nicht über "Wir retten die Wirtschaft bevor wir uns retten" hinauszugehen. Doch da sich weiterhin zahlreiche Spiele um die Verantwortung für ihre politischen Themen drücken, ist allein Golf Club: Wastelands gnadenlose Direktheit begrüßenswert.
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