Mit dem Satz “Manchmal muss man einfach loslassen und die Fahrt genießen.” startet Forza Horizon 5 und fasst bereits perfekt zusammen, für was die Xbox-exklusive Reihe seit ihrem Start im Jahr 2012 steht: ein herrlich ungezwungenes Fahrgefühl, die Möglichkeit, mit einer großen Auswahl an Autos durch eine offene Spielwelt zu brettern und einfach Spaß an einem Arcade-Rennspiel zu haben.
Doch im einleitenden Satz steckt auch das Wörtchen “manchmal”, das bei fünf Ablegern in weniger als zehn Jahren natürlich bei Fans die Frage aufwirft, was sich im Vergleich zum Vorgänger alles getan hat. Macht Forza denn noch immer so viel Spaß wie früher? Und hier können wir euch Entwarnung geben. Auch Forza Horizon 5 macht trotz vielerlei Altbekanntem mächtig Laune, ergänzt unter anderem mit den Expeditionen sinnvolle Neuerungen, hat aber auch mit ein paar Problemchen zu kämpfen.
Ay, caramba! Schaut das gut aus!
Nach zuletzt Australien und Großbritannien, dürfen wir jetzt mit insgesamt 526 Autos frei durch das wunderschöne Mexiko fahren. Und was haben wir das genossen! Die facettenreiche Spielwelt mit ihren insgesamt elf Biomen ist ein Augenschmaus, den ihr dank Fotomodus perfekt in Szene setzen könnt.
Wir flitzen mit dem Strandbuggy über weiße Strände, mit dem Ford Bronco rauf auf einen aktiven Vulkan und sauen unseren Ferrari F40 im matschigen, dichten Dschungel so richtig ein. Auch ohne Raytracing, das gibt’s nämlich nur im Forzavista-Modus, in dem wir uns alle Autos in einem Schauraum im Detail anschauen können, sieht die Spielwelt samt Tag- und Nachtsystem und schicken Wetter- und Lichteffekten fantastisch aus. Dank vier Jahreszeiten, wie wir es bereits aus dem Vorgänger kennen, wird sich die Spielwelt sogar über die kommenden Wochen noch verändern.
Doch wie gut das Ganze ausschaut, davon macht ihr euch besser im ausführlichen Test-Video von Kollegin Ann-Kathrin selbst einen Eindruck:
Doch so optisch abwechslungsreich und wunderschön Mexiko auch ist, es fehlen irgendwie die Bohnen im Burrito, die Limette in der Bierflasche oder schlicht das Sahnehäubchen. Und damit meinen wir Sehenswürdigkeiten, welche die Spielwelt mit weiteren Highlights füllen und zum Erkunden einladen.
Es gibt unter anderem Tempelanlagen und ein größeres Stadion, dennoch fahren wir sehr oft durch kilometerlange Blumenwiesen und Felder und entdecken am Wegesrand nichts außer verlassenen Häusern. Eine große Stadt wie beispielsweise Edinburgh aus Forza Horizon 4 gibt es nicht, obwohl sich Mexico City doch perfekt angeboten hätte. So kam es uns vor, als hätten wir nach wenigen Stunden bereits alles Wichtige gesehen. Verschenktes Potential, allerdings kein Bein, ähm …, Achsbruch.
Forza Horizon ist und bleibt, was du draus machst
Seit jeher ist die Horizon-Serie ein bunter Spielplatz, auf dem wir uns ganz nach Lust und Laune austoben können. Habt ihr einen Teil der Reihe gespielt, wisst ihr, wovon wir sprechen, und auch, was euch erwartet. Bereits nach einer Spielstunde ist unsere Map übersäht von aberdutzenden von Aufgaben – die wir zum Glück und im Sinne der Übersicht optional ausblenden können.
Wir dürfen in Straßen-, Dirt- und Querfeldeinrennen antreten, rasen möglichst schnell an Blitzern vorbei, finden exotische Autos in Scheunen, springen waghalsig möglichst weit über Klippen und, und, und. Dabei sammeln wir für wirklich jede Kleinigkeit Erfahrungspunkte. Selbst wenn wir wie ein Mähdrescher durch dichten Farn heizen, ploppt eine Anzeige ins Bild und wir werden dafür belohnt. Ist euch der freie Blick auf die Strecke lieber, könnt ihr das Geblinke optional ausschalten.
Horizon leitet uns hier nicht an, gibt nicht vor, welche Aufgaben wir zuerst erledigen müssen. Wollen wir EP oder Credits sammeln, um neue Autos zu gewinnen oder zu kaufen, haben wir die freie Wahl. Horizon ist und bleibt was wir daraus machen, was sich auch in unzähligen Einstellungen widerspiegelt.
Grafik-Modi auf Xbox One und Xbox Series X/S
Plattform | Auflösung | Framerate | Raytracing |
---|---|---|---|
Xbox Series X | 4K | 30 | Ja |
Xbox Series X | 4K | 60 | Nein |
Xbox Series S | 1080p | 30 | Ja |
Xbox Series S | 1080p | 60 | Nein |
Xbox One X | 4K | 30 | Nein |
Xbox One S | 1080p | 30 | Nein |
Xbox One | 1080p | 30 | Nein |
So gibt es viele Optionen zur Barrierefreiheit, die lobenswert prominent im Startbildschirm angezeigt werden. Wir dürfen am HUD rumbasteln wie es uns beliebt, dabei sämtliche Anzeigeelemente ausblenden und haben so freie Sicht auf die Spielwelt. Wir können die Steuerung anpassen und den Schwierigkeitsgrad ganz auf unser Können justieren.
Auch unseren Charakter können wir dank Editor und Customization-Optionen individuell gestalten. Selbst an Arm- und Beinprothesen wurde gedacht. Die Kleidung erhalten wir wie gewohnt über Wheelspins, einem Glücksrad. Auffällig: Im direkten Vergleich zu Forza Horizon 4 ziehen wir jetzt deutlich mehr Autos und Geld. Das dürfte vielen unter euch ein “Gott sei Dank” entlocken.
Wenige, aber tolle Neuerungen
Doch kommen wir vom Altbekannten und abseits Mexikos als frische Spielwiese zu den großen Neuerungen:
Spaßige Expeditionen: Wie gewohnt nehmen wir in Teil 5 als Fahrer*in am Horizon-Festival teil bzw. sorgen dafür, dass überall im Land die beschwingte Gaudi steigt. Damit das passiert, müssen wir jedoch zunächst Außenposten des Festivals errichten, die thematisch einer der Rennarten zugeordnet sind.
So düsen wir beispielsweise in den Dschungel und sollen einen heruntergekommenen Flugplatz auskundschaften. All das ist recht simpel gehalten und bedeutet im Endeffekt nur, dass wir in einer abgesteckten Zone beispielsweise ein altes Flugzeug finden, durch einen gewagten Sprung einen Gegenstand einsammeln oder auch mal durch einen Bergsee rasen sollen, um eine Wasserprobe zu entnehmen. Die Expeditionen geben uns aber ein besseres Gefühl für das sonst recht austauschbare und altbekannte Horizon Festival. Schade ist nur, dass diese Spezialmissionen so unglaublich rar gesät sind und wir bereits in den ersten Spielstunden alle gemeistert haben. Durch diese Art von Aufgaben wäre noch so viel mehr möglich gewesen, auch in Sachen Storytelling. Wir können nur hoffen, dass im kommenden Ableger dieser Part noch weiter ausgebaut wird.
Das EventLab: Die zweite große Neuerung ist in der Theorie ein mächtiges Kreativ-Tool, mit dem wir nicht nur eigene Rennen, sondern auch komplett neue Spielmodi basteln dürfen. Die Kreationen können wir mit der Horizon-Community teilen und natürlich auch deren Werke spielen. Doch warum nur in der Theorie? Vor Release waren hier nur wenige, von Entwickler Playground Games eingestellte Herausforderungen verfügbar. Auf einem Kurs sollten wir beispielsweise möglichst viele Kegel und Piñatas umfahren. Das war zwar bestenfalls nett, aber lediglich der Start von etwas Großem. Hier wird sich erst mit der Zeit und dem Einsatz der Community zeigen, was alles möglich ist.
Mit den Expeditionen steckt eine gute Ergänzung der Horizon-Story im Spiel und das EventLab könnte zukünftig für reichlich Langzeitmotivation sorgen. Doch das Gefühl des Altbekannten überwiegt. Das ist zwar nicht weiter wild, da das fast schon meditative Abarbeiten von Nebenaufgaben und das Geflitze durch Mexiko mit all den unterschiedlichen Autos weiter ein Highlight bleibt, doch die Horizon-Serie muss stark aufpassen nicht in gefühlten Stillstand zu verfallen und damit über die Jahre seine Fans zu verschrecken.
Infos zum Multiplayer: Auch Forza Horizon 5 bietet einen überaus umfangreichen Mehrspieler-Modus. So könnt ihr euch in Kolonnen zusammenschließen und gemeinsam Herausforderungen in der Open World meistern. Auch allerhand Minispiele inklusive den neuen Fun-Events aus Forza Arcade, normale Rennen, Drift-Events oder aber der Eliminator-Modus sind wieder mit dabei. Ob die Server halten oder Probleme mit dem Zusammenspielen auftreten, konnten wir vor Release noch nicht überprüfen. Wissen wir mehr, werden wir euch darüber informieren.
Wir müssen über die KI sprechen
Die Rennspielwelt um Horizon herum dreht sich nämlich unaufhörlich weiter, und so können Dinge, die vor acht Jahren nicht der Rede wert waren, heute mehr ins Gewicht fallen. Und an diesem Punkt müssen wir die KI bzw. das Drivatar-System erwähnen. Soll das System das Fahrverhalten unserer Freundinnen und Freunde abbilden, merken wir davon in der Praxis wenig.
Die Drivatare von Kollegin Ann-Kathrin und Kollege Tobi, die sich beide gerne mal einen Schnitzer erlauben und wie Wilde durch die Kurven brettern, dabei Freund und Feind aus dem Weg räumen, fahren erstaunlich zahm und erlauben sich abseits von Kollisionen mit dem Gegenverkehr – es herrscht wieder Rechtsverkehr, yes! – kaum einen Schnitzer. Generell fährt die KI teils wie auf Schienen und spult je nach Schwierigkeitsgrad ihre Runden ab. Spannende Duelle und packende Überholmanöver erleben wir dadurch eher selten. Natürlich muss die KI eines Arcade-Racers nicht dem Standard einer Simulation entsprechen. Absolut nicht, versteht uns hier nicht falsch. Doch ein wenig ideenreicher und mit dem Schuss mehr Unvorhersehbarkeit versehen sollte sie schon agieren.
Und sind wir bei der KI, müssen wir gleich noch einen weiteren Kritikpunkt anbringen: Das Balancing. Die Rennen in Forza Horizon 5 könnt ihr in stolzen neun unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden im Solo- oder im Koop-Modus zusammen mit Freund*innen angehen. Dabei manuell oder automatisch schalten, die Traktionskontrolle einstellen und vieles mehr. Soweit so hervorragend.
Im Test ist uns jedoch stark aufgefallen, wie unterschiedlich die KI verschiedener Autoklassen agiert. Während wir auf "Durchschnittlich" mit dem langsamen VW Golf den Gegnern keine Chance lassen und mit zehn Sekunden Vorsprung ins Ziel kommen, sieht das beispielsweise mit unserem gelben Porsche 911er ganz anders aus. Hier fahren wir im gleichen Rennen auf einem leichteren Schwierigkeitsgrad nur knapp vor der Konkurrenz über die Ziellinie. Da wir den Grad der Herausforderung jederzeit anpassen können, ist das kein sehr großes Manko, kann jedoch, speziell wenn ihr häufig euren Boliden wechselt, störend auffallen.
Abseits dieser beiden Punkte erlaubt sich Forza Horizon 5 keine groben Schnitzer. Von den seit Horizon 4 genutzten Skilltrees, die wir für jedes Auto aufs Neue einstellen und die wenig interessante Erfahrungs-Booster abwerfen, sind wir zwar nach wie vor kein Fan und wünschen uns den übergreifenden Fähigkeitenbaum aus Teil 3 zurück, aber das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt und ist Geschmackssache.
Auch in puncto Technik haben wir abseits von Problemen mit der Quick Resume-Funktion auf der Xbox Series X, die zu Tonausfällen und der kurzzeitigen Löschung unserer Fahrzeuge führte (wir hatten bereits eine dicke Träne im Auge), nichts zu bemängeln.
Der Sprung zum Meisterwerk bleibt aus, ABER!
Mit der Forza Horizon-Reihe ist es mittlerweile wie mit einer langjährigen Beziehung. Auf Dauer werden Probleme sichtbar, die man zuvor durch das junge Glück zwar unterschwellig bemerkt, aber getrost beiseite getan hat. Doch weg von miesen Beziehungsvergleichen mit einem Rennspiel, hin zu einer ganz wichtigen Einordnung.
Forza Horizon 5 ist ein fantastisches Spiel und wird uns auch in den kommenden Wochen noch zig Stunden vor die Xbox fesseln. Mexiko ist wunderschön, das Fahren der so unterschiedlichen Autos zaubert uns ein Lächelns ins Gesicht und das Sammelfieber ist direkt wieder ausgebrochen. Die KI und das Balancing sind Punkte, die uns negativ aufgefallen sind, jedoch weit davon entfernt, uns den Spaß zu rauben.
Doch das letzte Mü, das den Sprung zum Prädikat Meisterwerk bedeutet hätte, fehlt. Genauer gesagt: Es fehlt noch! Denn sollte sich das Eventlab in den kommenden Wochen als Paradies der Kreativität herausstellen, kann dieser Sprung durchaus noch gelingen. Aber selbst wenn das nicht eintritt, wovon wir nicht ausgehen, wünschen wir euch gute Fahrt und ganz viel Spaß mit dem Mexiko-Ausflug der besten Arcade-Rennserie, die ihr aktuell spielen könnt.
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