Aktuell darf sich endlich jeder ein Bild davon machen, wie sich ein vollwertiges Remake von Final Fantasy 7 anfühlt. Dank gigantischer Sprünge in Sachen Grafik und dem neuen Fokus auf action-orientierte Kämpfe feiert das PS1-Original derzeit eine eindrucksvolle Wiedergeburt. Aber das Remake erinnert auch daran, warum die Final Fantasy-Reihe früher so viel wichtiger war als sie es heute ist.
Was macht ein gutes Final Fantasy-Spiel aus?
Auf die Frage, welcher Final Fantasy-Ableger nun der beste ist, gibt es mehrere Antworten und keine ist wirklich falsch, keine wirklich richtig. Aber es fällt schon auf, dass die Ableger, die nach 2001 erschienen sind, in derartigen Auflistungen eher selten genannt werden. Final Fantasy 10, das technisch aufwändige PS2-Debüt, hat bis heute viele Fans, über die Zeit danach scheiden sich aber oft die Geister.
Oft heißt es: Final Fantasy 12 hatte eine belanglose Story und dank der Gambits ein viel zu simples Kampfsystem. Teil 15 war ein Flickenteppich aus zwei verschiedenen Spielen und Final Fantasy 13 gilt für viele Fans sogar als Tiefpunkt des gesamten Franchises. MMO-Ableger wie Final Fantasy 11 oder Final Fantasy 14: A Realm Reborn haben es bei einer JRPG-Reihe mit Singleplayer-Historie ohnehin schwer.
Zwar war Final Fantasy 15 trotz allem noch ein Release von beachtlicher Größe, doch von einem Systemseller, wie es die früheren Ableger für SNES, PS1 und PS2 waren, ist das Abenteuer von Noctis weit entfernt. Und daher es ist auch kein Wunder, dass sich in die Neugier auf das noch nicht angekündigte Final Fantasy 16 auch ganz viel Skepsis mischt.
Nostalgie als Endstation
Ich persönlich trage schon länger die Sorge mit mir herum, dass der Zenit der Reihe schlicht überschritten ist. Was ist denn, wenn der so schwer zu beschreibende "Geist" der Final Fantasy-Marke einfach verflogen ist? Wird es jetzt immer so sein, dass die Reihe damit zu kämpfen hat, der goldenen Final Fantasy-Ära gerecht zu werden? Vielleicht gibt es jetzt aber neue Hoffnung.
Meine Zeit mit Final Fantasy 7 Remake hat mir deutlich besser gefallen, als ich anfangs dachte. Klar, hier würde sicher ein technisch beeindruckender Trip in die Vergangenheit auf mich warten, doch am Ende bleibt es ja doch eine Geschichte, die ich schon kenne. Doch Square Enix schafft es nicht nur, die Präsentation des Originals zu überarbeiten, sondern lässt eben auch das oft vermisste Final Fantasy-Gefühl aufkommen.
Zurück zu den Wurzeln
So ist Cloud ein Paradebeispiel für den wortkargen aber liebenswerten Final Fantasy-Protagonisten, der die richtige Mischung aus Heldentum und Verletzlichkeit findet. Eine Qualität, die der eindimensionale Vaan aus Final Fantasy 12 oder der arrogante Noctis aus Final Fantasy 15 nicht hatten. Auch Nebencharaktere wie Barret und Tifa wirken schlicht stärker ausgearbeitet, wie es beispielsweise die Party-Mitglieder aus Final Fantasy 13 waren.
Es war Final Fantasy 13, das dem Momentum der Reihe vielleicht am meisten geschadet hat. Neben dem schlauchartigen, sehr linearen Spielverlauf in der ersten Hälfte und dem überstrapazierten "Cinematic"-Ansatz, war die Welt schlicht überladen. Mythologische Begriffe wie L'Cie und Fal'Cie stehen bis heute sinnbildlich für das komplizierte und undurchsichtige Wordbuilding, das sich letztlich auch in Teil 15 niedergeschlagen hat.
Final Fantasy 7 Remake schaltet hier einen Gang zurück und konzentriert sich auf einen simplen Konflikt, der erst dadurch groß wird, da er auf dem Rücken der Helden ausgetragen wird. Zudem ist die Kerngeschichte auch für den Spieler nahbarer - der Widerstand gegen einen Mega-Konzern, der aus Profitgier den Plan zu zerstören droht, war damals aktuell und ist es heute umso mehr. Schließlich geht es in Final Fantasy-Spielen weniger darum, was erzählt wird, sondern vor allem wie es erzählt wird.
Gefühl statt Größenwahn
Vielleicht war es diese Sehnsucht nach weltumspannender Epik voller politischer Ränkespiele, die Final Fantasy-Spiele in den letzten beiden Jahrzehnten einfach nicht gut getan hat. In meinen schönsten Final Fantasy-Erinnerungen ging es jedenfalls nie um komplexe Plot-Details, sondern immer um vereinzelte, oft kleine Momente, die ich mit starken Emotionen verknüpfe.
Sei es nun Vivis erster Besuch im Dorf der Schwarzmagier (FF9), die berühmte Theater-Szene aus Final Fantasy 6 oder eben DIESER eine Moment aus Final Fantasy 7, den ich euch hier aus aktuellen Gründen nicht spoilern möchte. Diese besonderen Erlebnisse gab zuletzt kaum noch. Vielleicht kann das Final Fantasy 7-Remake die perfekte Zeitkapsel sein und noch einmal daran erinnern, wo der Reiz großer Final Fantasy-Abenteuer früher lag.
Die Reaktionen auf das Remake fallen jedenfalls äußerst positiv aus. Und es sind auch jüngere Spieler dabei, die mit der Final Fantasy-Marke nicht viel verbinden, da die Hochzeit der Reihe dann doch etwas zu lange her ist. Ich hoffe sehr, dass Square Enix nicht nur Final Fantasy 7 neues Leben einhaucht, sondern auch das Final Fantasy-Franchise an sich neu beflügeln kann.
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