Die 0 muss stehen!
Jetzt ist Schluss mit Lizenzen und Mikrotransaktionen - wir wollen wissen, wie sich FIFA 16 nun auf dem Platz anfühlt. Und als Freunde des gepflegten Spielaufbaus arbeiten wir uns bei der Analyse der Spielmechanik von hinten nach vorne: Die Torhüter spielen konstanter als in den Vorjahren und machen weniger Fehler. Schade ist nur, dass der Trend der offensiv ausgerichteten Torhüter noch nicht bei EA angekommen ist. Selbst Manuel Neuer, im echten Leben bekanntlich Teilzeit-Libero, traut sich ohne expliziten Gamepad-Befehl nie aus dem virtuellen Strafraum. Immerhin müssen die Keeper weniger Sorgen vor »Eins gegen Eins«-Situationen haben, da die Abwehrreihen in FIFA 16 deutlich besser stehen und nicht so häufig von Steilpässen filetiert werden.
Richtig gut funktioniert das »Tactical Defending«: Dabei laufen unsere Spieler die Gegner auf Knopfdruck zwar an, halten aber ein bis zwei Meter Abstand - so können wir selbst entscheiden, wann und wie wir den Ball vom Fuß spitzeln wollen. Haben wir uns die Kugel schließlich geschnappt, spielt das Mittelfeld eine größere Rolle als früher, weil es sich nicht mehr so leicht mit Sprints oder Passstafetten überbrücken lässt wie früher. Auch hier macht sich die bessere Raumaufteilung des verteidigenden Teams bemerkbar. Kluges Passspiel, gerne auch über die Flügel, ist also Pflicht.
Rollt der Ball durchs Mittelfeld, zeigt sich, dass das Spieltempo sehr gut ausbalanciert, aber stellenweise noch etwas zu hoch ist - vor allem, wenn wir die verstärkten Flachpässe spielen, die wir mit der vorderen rechten Schultertaste aktivieren. Plötzlich knallen die Profis den Ball fast in Schussstärke zum Mitspieler, was zwar die Ballannahme erschwert, vor allem bei Spitzenteams aber einen Tick zu gut funktioniert.
Torschuss mit Gefühl
Das Mittelfeld ist zwar wichtig, zur Sache geht es aber natürlich im Strafraum: Stürmen wir nach einem Steilpass aufs Tor zu oder segelt eine Flanke an den Elfmeterpunkt, ist mehr Gefühl gefragt als früher - die Schusstaste reagiert nämlich etwas empfindlicher. In der »Box« zeigt sich dann auch endgültig, dass die Ballphysik bei FIFA 16 auf einem richtig guten Niveau angekommen ist: Ob abgefälschter Schuss oder Pfostentreffer, es entstehen haarsträubende Situationen. Ganz so wahnwitzig wie bei Pro Evolution Soccer sind die Strafraumszenen jedoch nicht. Hinzu kommt, dass die KI bei FIFA 16 vor dem Tor seltene, aber spürbare Aussetzer hat. So kam es im Test mehrfach vor, dass ein KI-Kicker auf der Stelle herumzappelte, statt Abprallern nachzusetzen.
Wechselfehler
Bei unserem Test wurden wir von einem üblen Bug ausgebremst: Als wir im Karriere-Modus dreimal ausgewechselt hatten und sich dann ein Spieler verletzte, konnten wir nicht weiterspielen. Immer wieder wurde »Du musst den verletzten Spieler auswechseln« eingeblendet. Laut EA ist der Fehler bekannt und wird zum Release behoben, wir erwähnen ihn sicherheitshalber trotzdem.
Aber keine Bange, Tore lassen sich trotzdem genug erzielen - auf den meisten Schwierigkeitsgraden geht es sogar etwas zu leicht. Erst auf den Stufen »Weltklasse« und »Legende« wird FIFA 16 zur echten Herausforderung. Dort braucht es dann in allen Mannschaftsteilen gute Leistungen - am besten auch auf der Trainerbank. Das Festlegen der Taktik ist dank der übersichtlichen Menüs jedoch angenehm simpel: Erst wird eine Grundaufstellung gewählt, dann die Marschroute bestimmt - zum Beispiel »Ballbesitz« Marke FC Bayern oder »Hoher Druck«, also Pressing samt schnellem Umschalten, wie es der BVB unter Jürgen Klopp praktizierte. Spürbar wirken sich auch die Anweisungen an einzelne Spieler aus. So können die Stürmer zum Beispiel ganz vorne in der Spitze lauern oder sich mit dem Rücken zum Tor am Passspiel beteiligen - »echte« und »falsche« Neun lassen grüßen.
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