FIFA 14 - Im Reich der Mitte

Der Ball ist schon rund, nun soll's auch das Spiel werden: In FIFA 14 stärkt EA Sports vor allem das Mittelfeld, macht die Ballwechsel weniger berechenbar – und schickt die Kicker ins Intelligenz-Trainingslager.

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Ein kurzer Doppelpass im Mittelfeld, ein schneller Sprint, und schon hat sich Barcelonas Zauberzwerg Lionel Messi vor dem Strafraum freigespielt. Er schaut und zieht ab. Der Ball dreht eine Kurve, flattert kurz und schlägt mit gehörigem Linksdrall im rechten Winkel ein.

»Genau so muss ein Tor aussehen! Es ist die Belohnung für Geduld im Aufbauspiel, für eine gute Idee und einen anständigen Abschluss«, jubiliert Nick Channon bei der Weltpremiere von FIFA 14. »Genau das soll auch unser Spiel auszeichnen.« Channon muss es wissen, als Executive Producer zieht er bei EA Sports' nächster Fußball-Neuauflage die Entwicklungsfäden.

Allerdings zieht er nicht allzu streng, die Vorzeichen stehen abermals auf Evolution statt Revolution: EA Sports dreht in FIFA 14 an vielen kleinen Schrauben, um all die Detailschwächen zu beheben, die uns an FIFA 13 immer gestört haben. Man erfindet auch dieses Jahr das Rad nicht neu. Beziehungsweise den Ball.

Next-Gen-Spurensuche
Auch wenn sich die Entwickler von FIFA 14 offiziell noch nicht zur Version für die Next-Generation-Konsolen äußern, tragen die Bilder von FIFA 14 bereits das Kürzel »NG« im Namen. Ein Schelm, wer da an Xbox 720 und PlayStation 4 denkt. Zeigen die Bilder also bereits die Grafik der nächsten Generation, während FIFA 14 auf Xbox 360 und Playstation 3 schlechter aussieht?

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Besser in Stellung

»Seht euch das an! Wie weit stehen denn hier bitte die Manndecker von ihren Gegenspielern weg?!«, kreischt Nick in den proppenvollen Präsentationsraum. In FIFA 13 genossen besonders die Mittelfeldspieler noch derart große Freiheiten, wie man sie im Profifußball zuletzt vor 20 Jahren kannte.

In der FIFA-13-Demo, auf die Channon sich bezieht, spaziert Bastian Schweinsteiger mutterseelenallein an der Mittellinie auf und ab, ehe er eine Flanke zum Kollegen Robben schlägt. Auch dieser wird sträflich alleingelassen und dribbelt mühelos bis zum gegnerischen Strafraum. Ja, FIFA 13 krankte an Abwehrfehlern der Computergegner, die ihre Gegenspieler frei ziehen ließen und gelegentlich einfach vergaßen, mitzulaufen.

»Damit ist jetzt Schluss«, kündigt Channon an. »In FIFA 14 stehen unsere Verteidiger dichter am Mann und verfolgen ihn auch bei Doppelpässen. Das verlangsamt den Spielablauf, man benötigt mehr Geduld, um Lücken zu finden und Torchancen herauszuspielen.« Außerdem sollen die Verteidiger die Spielsituationen diesmal besser erkennen, Pässe vorausahnen, die Räume entsprechend enger machen oder versuchen, Druck auf den Ballführenden auszuüben.

Das Mittelfeld – hier Dortmunds Reus gegen Bayerns Schweinsteiger – soll in FIFA 14 bedeutsamer werden. Die Mitspieler laufen zudem schlauer in Position. Das Mittelfeld – hier Dortmunds Reus gegen Bayerns Schweinsteiger – soll in FIFA 14 bedeutsamer werden. Die Mitspieler laufen zudem schlauer in Position.

»Wir wollen damit dem Mittelfeld mehr Bedeutung einräumen. In den vergangenen Jahren gab es eigentlich nur Abwehr und Sturm. Mit FIFA 14 forcieren wir Zweikämpfe und taktisches Vorgehen im Mittelfeld.« Es geht Channon darum, dass die Spieler das Tempo der Partie nun besser kontrollieren und auch variieren können.

Während also in FIFA 13 meist Vollgas-Sprints angesagt waren, müssen Mittelfeldregisseure in FIFA 14 auch mal einen Gang runterschalten und das Spiel kontrolliert verlangsamen, um Doppelpässe oder Flankenläufe zu ermöglichen. Das klingt fast so, als wolle EA Sports FIFA 14 bewusst schwerer machen.

»Nein, es geht hier nicht um schwer oder leicht. Vielmehr soll FIFA 14 realistischer und zugleich nachvollziehbarer werden«, beschwichtigt Nick Channon. Die verbesserte Abwehr-KI sorgt letztlich auch dafür, dass Tore nach Standardsituationen seltener fallen. »Billige Tore« von bestimmten Positionen gibt es laut Channon kaum mehr - alleine schon deshalb, weil die Verteidiger nun dichter am Mann stehen.

Bauch rein, Hintern raus!

Die Zweikämpfe sollen realistischer werden. Die Zweikämpfe sollen realistischer werden.

Damit FIFA 14 nicht zum anstrengenden Geschiebe mutiert, bekommen die Offensivkünstler kräftig Unterstützung. So sind die Kicker nun im Sprint deutlich beweglicher. Hatte selbst ein Lionel Messi in voller Fahrt noch den Wendekreis eines Zwölftonners, sind Drehungen auf der Stelle und Richtungsänderungen nun stufenlos möglich.

Verteidiger kontern diesen plötzlichen Bewegungsdrang mit dem »Zweite Chance«-Tackling. In FIFA 13 bedeutete ein verpasster Zweikampf oftmals gleich den Torerfolg. In FIFA 14 darf man hingegen nach dem ersten Angriff mit einem weiteren Tastendruck flink das andere Bein des Verteidigers nachziehen und nach dem Leder stochern.

Mal abwarten, wie sich diese Mini-Sichel auf den Spielablauf auswirken wird. Schließlich enden solche Aktionen im echten Fußball nicht selten mit einem Freistoß und einer gelben Karte. Nick Channon erklärt, das Verhalten der Schiedsrichter werde den neuen Gegebenheiten angepasst, hoffentlich gibt es dann kein Kartenfestival, das den Spielfluss ruiniert.

Tackling Beim Tackling dürfen Spieler nun den zweiten Fuß nachziehen und nach dem Ball stochern.

Zweikampfverhalten Bälle lassen sich nun leichter behaupten, Gegenspieler leichter auf Distanz halten.

Ballmitnahme Beim Mitnehmen verspringt das Leder nun unregelmäßiger, abhängig vom Untergrund und dem Talent des Spielers.

Für das Behaupten des Balls werfen die Entwickler erstmals die komplette Steuerung über den Haufen. Bei den Dribblings streckt ihr nun durch das Halten der linken Schultertaste den Allerwertesten raus und haltet so euren Gegenspieler auf Distanz. Der Stürmer stellt sich also schützend zwischen sich und das Leder und versucht, durch schnelle Drehungen oder gar Tricks an seinem Gegner vorbei zu ziehen.

Die Trick-Steuerung bleibt übrigens weiterhin auf dem rechten Analog-Stick, allerdings benötigt man für bestimmte Aktionen eben die Schultertasten nicht mehr. Auch das Abschirmen des Balls dient in erster Linie dazu, das Spieltempo zu kontrollieren. Wir freuen uns schon darauf, wenn in Online-Partien an der Eckfahne auf Zeit gespielt wird, bis einer der beiden Kontrahenten durchdreht und den anderen umgrätscht.

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