Ein Name und ein Programm
Auch das Waffenarsenal ist nicht ganz so umfangreich wie gewohnt: Rex Power Colt kommt mit vier Grundknarren aus, die erstmal recht einfallslos daherkommen. Pistole, Sniper, Schrotflinte und Sturmgewehr sind nun wahrlich nichts Neues. Dafür dürfen wir die Schießprügel vielfältig verbessern, etwa indem wir unser Scharfschützengewehr mit explosiven Miniraketen laden. Wer lieber aus der Nähe tötet, rüstet die Schrotflinte auf vier Läufe hoch, wer unbemerkt meucheln möchte, schraubt einen Schalldämpfer auf die Pistole. Und wenn das nicht reicht, finden wir in der Welt verstreut gelegentlich auch mal besonders durchschlagskräftige Spezialwaffen. So zum Beispiel die Laser-Minigun mit dem klangvollen Namen »Terror 4000«, die sich problemlos selbst durch ganze Regimenter fräst. Genau solche Entdeckungen haben uns beim Erkunden des Hauptspiels gefehlt.
Für erledigte Gegner gibt es wieder Erfahrungspunkte, auch wenn die nun »Cyberpunkte« heißen und die Levelaufstiege anders funktionieren. Wir verteilen keine Fähigkeitspunkte mehr auf drei verschiedene Fähigkeitsbäume und spezialisieren uns dadurch auch nicht auf das lautlose Morden oder die frontale Ballerei. Stattdessen wird mit jedem Aufstieg ein vorbestimmter Bonus freigeschaltet. Mal kriegen wir mehr Gesundheit, mal einen neuen Schleichangriff. Damit sollen Spieler nicht mehr in eine bestimmte Rolle gezwungen werden und sich in jedem Gefecht neu für eine Vorgehensweise entscheiden dürfen. Rex Power Colt kann eben alles - für den Spieler bedeutet das aber noch weniger Tiefgang und noch weniger bedeutsame Entscheidungen als im ohnehin schon nicht übermäßig komplexen Far Cry 3.
Die totale Erinnerung
»Moderne Shooter tun immer so, als wären sie so unglaublich ernst«, sagt Dean Evans. »Aber das ist Schwachsinn, die sind auch nicht intelligenter als ein Achtziger-Actionfilm.« Auf die Frage, was ihn an diesen Streifen so fasziniert, warum er den Charme und die Ästhetik von Filmen wie Robocop oder Terminator aufleben lassen will, antwortet er sofort: »Das ist meine Kindheit, Mann!« Mehr noch, es ist für ihn eine Rückkehr in die Kindheit der Spieleindustrie: »Heute ist das alles ein bisschen müde, ein bisschen schal geworden. Wir wollen ein bisschen Spaß in die Sache bringen, ein bisschen Farbe, das alte Wahnsinn!-Gefühl zurückbringen«.
Das Ergebnis ist ein Spiel, das auf dem heutigen Markt zunächst völlig surreal erscheint. Mit eiskaltem Kalkül erfolgte die erste Ankündigung am ersten April - und bis wir als Sergeant Rex tatsächlich unseren ersten Cyborg erschossen haben, waren auch wir uns nicht sicher, ob Ubisoft das wirklich ernst meint. Wo sich Far Cry 3 noch Mühe gab, eine glaubwürdige Geschichte zu erzählen, feiert Blood Dragon genüsslich die eigene Absurdität - und zwar auf eine sehr unterhaltsame Weise.
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