Verstrahltes Wasser, Supermutanten, fresswütige Brandbestien und allerlei mutiertes Getier machen den Überlebenden der nuklearen Katastrophe in Fallout 76 das Leben schwer. Und als wären die Probleme der Bewohner von Appalachia nicht schon groß genug, werden sie außerdem von mordenden und plündernden Raider-Banden terrorisiert.
Darum sind die Raider so fies...
Die Bösartigkeit der Raider wird hier besonders deutlich: An Weihnachten 2082 sprengten die Raider als Vergeltungsmaßnahme gegenüber den Respondern den Summersville-Damm. Diese hatten kurz zuvor Rosalyn Jeffries, die Geliebte des Anführers der Halsabschneider-Raidergruppe, gefangen genommen. Die Flutwelle spülte mit dem Responder-Stützpunkt Charleston auch die Hoffnung der Überlebenden auf einen kooperativen Wiederaufbau davon...
Müssen wir uns also im am 14. April 2020 erscheinenden kostenlosen "Wastelanders"-Update entscheiden, welcher der beiden größten Fraktionen - Siedler oder Raider - wir unterstützen, dürfte für viele Spieler die Entscheidung klar sein: Natürlich die Siedler, mit deren Lebensstil wir uns deutlich leichter identifizieren können, weil sie nunmal zu den Guten gehören.
Und trotzdem wollen wir uns für die Raider aussprechen: Denn ohne die grausamen, unvorhersehbaren Gesellen wäre die Fallout-Welt um ein wichtiges Element ärmer.
...und darum sind die Raider trotzdem wichtig für Fallout
Keine der in Appalachia einst ansässigen Fraktionen zeigt die menschliche Natur nämlich so ungeschminkt wie die Raider.
Das zeigt sich in der von Rose erhältlichen Questreihe rings um die fünf verschiedenen Raider-Gruppierungen besonders deutlich. Die Anführerin der Blackwater-Banditen beispielsweise sehnte sich insgeheim nach Stabilität und Liebe, konnte ihre Leute aber nur mit Gewalt wirklich kontrollieren.
Der große Angriff auf den Summersville-Damm wäre ohne die Liebesgeschichte zwischen Rosalyn und Halsabschneider-Anführer David Thorpe vermutlich nie geschehen. Was vor dem atomaren Impact als außereheliche Affäre Thorpes begann, steigerte sich mit dem Aufstieg der Raider schnell zu einer echten Partnerschaft, die den Raider-Chef zu seinem irrationalen Befehl führte. Zudem kamen nach und nach Zweifel unter den einfacheren Bandenmitgliedern an ihrer immer rücksichtsloser agierenden Führung auf.
So können wir trotz aller Brutalität, der rücksichtslosen Art der Raider gegenüber den anderen Überlebenden so manche Taten trotzdem emotional nachvollziehen. Sie bringen uns als Spieler zum Nachdenken.
Denn wie würden wir uns entscheiden, wenn es ums nackte Überleben geht? Wären wir fähig, mit anderen eine kooperative Gemeinschaft aufzubauen, wie es die Responder versuchten? Oder wären wir uns vor allem selbst die Nächsten?
Die Kernfrage des "was wäre wenn" ist moralisch gesehen einer der spannendsten Aspekte aller postapokalyptischen Szenarien, da wir sie als Bürger einer im Frieden lebenden, westlichen Nation (noch) nicht beantworten können.
Eine wichtige Prise Chaos
Fallout 4-Spieler kennen sicher den Moment, in dem der Wunsch übermächtig wird, Preston Garvey gepflegt ein Pfund Faust ins Gesicht zu rammen: Nämlich dann, wenn er zum gefühlt hundertsten Mal mit der Meldung ankommt, eine Siedlung bräuchte unsere Hilfe.
Spielen wir als netter Mensch auf der Seite der Siedler, bleibt uns im Grunde wenig anderes übrig, als andauernd den helfenden Elfen zu machen und alles, wirklich alles für eine Bande anscheinend komplett ideenbefreiter Hilfloser zu tun.
Als Raider hingegen zücken wir im Zweifel die Waffe und knallen zur Abschreckung jemanden ab, der uns zu sehr auf die Nerven geht! Diese erweiterte Palette an Handlungsmöglichkeiten bringt viel mehr Unvorhergesehenes mit ins Spiel und macht es deshalb abwechslungsreicher.
Während wir uns ausrechnen können, was geschieht, wenn wir jemandem verbal über den Mund fahren oder eine angebotene Aufgabe schlicht ablehnen, können wir die Folgen bei einem auch mal irrational agierenden Raider nämlich sehr schlecht abschätzen.
Vielleicht lauern hinter der nächsten Ecke die Kumpels desjenigen, den wir verprügelt oder ermordet haben, vielleicht unterwirft sich die gesamte Siedlung unserer Herrschaft, wenn wir nur grausam genug agieren. Vielleicht fällt uns sogar ein vermeintlicher Helfer irgendwann in den Rücken, weil er unsere Position haben will?
Derartige Überraschungsmomente machen selbst aus einer durchschnittlichen Story schnell ein echtes Erlebnis. Und das ist angesichts der bisher eher gleichförmigen Quests von Fallout 76 eine dringend nötige Entwicklung.
Bisher verfolgten wir vergangene Ereignisse nur nach, ohne wirklich am Geschehenen etwas ändern zu können. Einen Siedlungs-Aufbau auf rücksichtslose, egoistische Raider-Art zu erleben, klingt viel interessanter als die vermutlich deutlich zahmere Variante auf Seiten der Siedler.
Und vielleicht dürfen wir die Ausrichtung der zurückgekehrten ebenfalls Raider beeinflussen: Dann liegt es ganz bei uns, ob neue Schrecken im Halsabschneider-Stil über Appalachia hereinbrechen oder wir die Raider sogar zu ehrenhaften Aktionen bewegen. Hoffentlich nutzt Bethesda dann wirklich die vorhandenen Möglichkeiten und erzählt uns auch bei der Raider-Storyline eine vielschichtige Geschichte!
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