In der Falle
Für die Jäger ist die Tierwelt eine große Gefahr, für das Monster dagegen lediglich ein netter Happen für zwischendurch. Hat der Goliath genug gefuttert, kann er sich auf Knopfdruck in einem Kokon verpuppen und steigt eine Evolutionsstufe auf - daher auch der Name »Evolve«. Und genau das passiert jetzt auch, denn in der Ferne hören wir ein lautes Brüllen. Wir verspüren ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, immerhin haben wir den Angriff vorhin nur knapp überstanden.
Doch das Spielziel lautet nun mal: »Töte das Monster.« Also weiter. Wir teilen uns wieder in Zweierteams und durchkämmen die Karte Stück für Stück. In einer Höhle treffen wir schließlich wieder auf den Goliath, der uns erneut angreift und uns seinen heißen Feueratementgegenspuckt - offensichtlich hat unser Gegenspieler die entsprechende Fähigkeit hochgelevelt. Dieses Mal schaffen wir es aber, das Biest zu fangen und festzuhalten.
Wie? Die Trapper-Klasse (in diesem Fall der Charakter Maggie) hat die sogenannte Mobile Arena dabei, die ausgeworfen die Karte in einem Umkreis von ungefähr 50 Metern kurzzeitig begrenzt, sodass der Goliath gefangen ist. Entsprechende Kommunikation vorausgesetzt ist das eine sehr effektive Waffe gegen das Monster. Außerdem hat Maggie auch das praktische Haustier Daisy dabei - quasi eine Minivariante des Monsters -, die das Vieh auf der Karte aufspüren kann.
Bei der Monsterbekämpfung selbst ist Daisy dagegen keine große Hilfe, wir müssen den Goliath im Team besiegen, unsere Teamkollegen haben unsere Schüsse gehört und sind wieder zu uns gestoßen.
Salve um Salve feuern wir in das Ungetüm, das sich wie wild gebärdet und mit riesigen Felsen nach uns wirft. Doch unser Schild wirkt wahre Wunder: Rechtzeitig auf die Schultertaste gedrückt und wir wehren den Angriff des Monsters ab.
Trapperin Maggie hat dagegen größere Probleme, der Goliath setzt ihr übel zu und sie geht zu Boden. Wir ziehen die Aufmerksamkeit auf uns, locken das Vieh von ihr weg, sodass Lazarus sich dank Unsichtbarkeitsfähigkeit am Monster vorbeischleichen und Maggie wiederbeleben kann. Teamwork olé! Zusammen braucht es allerdings noch einige Salven - dank unendlicher Munition aber kein Problem -, bis das Monster letztendlich zu Boden geht.
Teamwork über alles
Jubel brandet im Anspielraum auf, High Fives, geballte Fäuste. Wir merken richtig, wie die Anspannung von uns abfällt, was zweifellos der intensiven Atmosphäre von Evolve geschuldet ist. Das ständige Auf-der-Hut-Sein zehrt auf Dauer an den Nerven, zumal man weiß, wie stark das Monster ist, beziehungsweise werden kann. Evolve fördert zudem durchgehend den Teamgedanken, da die Jäger einzeln nicht funktionieren.
Der Medic braucht beispielsweise den Assault, um seine fehlende Feuerkraft zu kompensieren. Und wer sich an den Trapper hält, findet das Monster deutlich schneller als auf eigene Faust. Dementsprechend wichtig ist jedes einzelne Mitglied, der Ausfall von einem oder mehreren Jägern endet fast immer in einer Niederlage.
Das Zusammenspiel der einzelnen Klassen funktioniert beim Anspielen schon recht gut, zumindest wenn man die etwas komplexe Steuerung verinnerlicht hat. Mehrere Waffen und Fähigkeiten erfordern nämlich Eingewöhnungszeit, zudem sind manche Aktionen etwas umständlich in der Ausführung. Wenn wir als Trapper zum Beispiel einen Sonarstab in den Boden rammen möchten, um das Monster orten zu können, müssen wir das Hilfsmitte zunächst per Knopfdruck auswählen und können es dann erst mit einem weiteren Knopfdruck einsetzen.
Erfreulich dagegen: Keine Klasse scheint übermächtig, nur als Team können die Jäger dem Monster adäquat gegenübertreten. Assault, Medic und Trapper werden durch den Supporter unterstützt. In Santa Monica können wir erstmals Bucket spielen, einen gelben Roboter, der einen zielsuchenden Raketenwerfer und Geschütztürme einsetzt und als eigenständige Fähigkeit - sehr cool - seinen Kopf abschraubt und als Überwachungsdrohne in die Luft schickt.
Monsterrolle
Zweite Runde, dieses Mal übernehmen wir die Rolle des Monsters. Anders als die Jäger steuern wir den Goliath aus einer Third-Person-Ansicht, auch die Vorgehensweise ist eine andere. Vor einer Runde verteilen wir drei Talentpunkte auf insgesamt vier Fähigkeiten, darunter zum Beispiel Steine werfen, den bereits erwähnten Feueratem, einen Rammangriff oder eine todbringende Stampfattacke. Wir legen auf der Damm-Karte ein paar Sekunden vor unseren Häschern los und haben anfangs nur ein Ziel: stärker werden! Zu Beginn sind wir nämlich kaum größer als die Jäger und dementsprechend verwundbar.
Wir sehen das Dropship über der Karte kreisen, ziehen uns in eine Höhle zurück und verspeisen dort die ersten unvorsichtigen Wildtiere. Je nach Größe und Stärke unserer Beute füllen wir unsere Evolutionsleiste dadurch mal mehr, mal weniger. Größere Brocken sorgen einerseits für einen großen Schub, andererseits frisst ein solcher Kampf wertvolle Sekunden, in denen wir auch vor den Jägern flüchten können.
Haben wir genug gefuttert, geht's eine Stufe rauf (insgesamt gibt es drei). Dann dürfen wir weitere drei Talentpunkte in unsere Fähigkeiten investieren und werden größer und mächtiger. Je schneller das passiert, desto weniger Chancen haben die Jäger.
Cool: Als Goliath können wir auch in eine Art Schleichmodus wechseln. Dann sind wir zwar langsamer, machen aber keine lauten Geräusche und hinterlassen auch keine Fußspuren. Wer sich vor dem gegnerischen Team versteckt und verräterische Vogelschwärme (die aufgeschreckt unsere Position verraten) umgeht, darf auf Evolutionsstufe 3 nach Herzenslust den Spieß umdrehen und die Jäger zu Gejagten machen.
Das Spielgefühl als Monster wechselt also von vorsichtig-gehetzt zu losgelöst-mächtig. Diese Dynamik zeichnet Evolve ohnehin aus, ruhige Phasen wechseln sich mit intensiven Kämpfen ab, bei denen der Ausgang dank der bisher sehr guten Balance nie vorherbestimmt ist. Denn auch auf der letzten Monsterstufe haben die Jäger bei entsprechendem Zusammenspiel und dem geschickten Einsatz von Waffen und Gadgets gute Chancen auf den Sieg.
Evolve legt den Fokus klar auf den asymmetrischen Mehrspielermodus, eine Kampagne für Solo-Spieler wird es aber ebenfalls geben. Auch eine wichtige Frage zum Onlinemodus beantwortet uns Matt O'Driscoll in Santa Monica. Was passiert denn, wenn der Monsterspieler in einem Match Verbindungsprobleme hat oder das Spiel verlässt? »Keine Sorge, dann übernimmt eine KI« beruhigt der Executive Producer. Gesammelte Punkte und Spielstatus bleiben also bestehen.
Und auch wenn wir bei der Anspielrunde kein neues Monster gesehen haben, sind wir doch sehr angetan vom Vier-gegen-einen-Konzept. Technisch macht der Titel bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine tolle Figur, besonders die düstere Atmosphäre kommt durch clever eingesetzte Lichteffekte und die bedrohlichen Wildtiere voll zur Geltung. Bis zum Erscheinungstermin im Oktober will Entwickler Turtle Rock noch weitere Monster, Jäger und Karten vorstellen, und dann heißt es endlich für die männliche Belegschaft: Bart ab!
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