Das actionreiche Space-Rouguelike Everspace des Hamburger Entwicklers Rockfish Games legt es darauf an, dass wir als Spieler häufige virtuelle Tode sterben. Nur um uns in einen neuen, zufällig generierten Weltraumabschnitt zu werfen, wo wir unsere Reise von vorn beginnen. Das garantiert jede Menge Ärger, Wut und vielleicht sogar Frust und soll diejenigen Hobby-Astronauten ansprechen, die genau solche Spiele lieben, in die man sich nach und nach hineinfuchst und dafür mit Erfolgsmomenten belohnt wird.
Wir haben Everspace kürzlich zusammen mit Rockfish-Chef Michael Schade ausgiebig angespielt und können deshalb das grundlegende Spielprinzip kompetent zusammenfassen: Wir sollen von einem Startpunkt A zu einem Punkt B irgendwo im Weltall fliegen. Auf dem Weg dorthin erkunden wir Sektoren, die jeweils in mehrere Weltraumabschnitte unterteilt sind.
Dort halten wir die Augen nach Bauplänen, Credits sowie Ressourcen offen, die wir erledigten Gegnern abluchsen, an Asteroiden abbauen oder als Loot in Schiffswracks und Containern finden, und versuchen, so lange wie möglich am Leben zu bleiben. Fliegt unser Raumschiff in die Luft, verlieren wir bis auf Credits und Baupläne alles, was wir bisher eingesammelt haben, und werden wieder an Punkt A zurückgesetzt. Everspace ist also ein Weltraum-Roguelike.
Wer ist Michael Schade?
Im Jahr 2014 hat Michael Schade zusammen mit Christian Lohr das Hamburger Studio Rockfish Games gegründet und die beiden kennen sich und das Genre der Weltraumactionspiele schon sehr lange. Zehn Jahre zuvor hatte das Duo die Fishlabs Entertainment GmbH gegründet, die vor allem für Mobile-Geräte entwickelte. Das Weltallgeballer Galaxy on Fire gehört wohl zu den bekanntesten Titeln, das Schade und sein Team auf den Markt brachten. Zeitweise hatte die Reihe rund 30 Millionen Spieler weltweit. 2013 musste Fishlabs dennoch Insolvenz anmelden und wurde letztlich von Koch Media aufgekauft und in DeepSilver Fishlabs umfirmiert. Schade und Lohr packten ihre Koffer, nahmen ein kleines, aber eingeschworenes Team mit und machten genau das, was sie am besten konnten: ein Weltraumspiel, nur eben für PC und Konsole.
Fehlschläge, um voranzukommen
Das regelmäßige Scheitern meint Everspace nicht als Strafe für unvorsichtige Spieler, die zu offensiv oder zu defensiv vorgehen. Vielmehr sorgt der ständige Neuanfang dafür, dass wir zusätzliche Fähigkeiten und Bauteile für unser Raumschiff freischalten. Während besiegte Widersacher zwar immer wieder mal einen besseren Laser oder andere Gegenstände verlieren, lassen sich diese nur temporär in unserer Weltraumschüssel verbauen. Sobald wir das Zeitliche segnen, sind diese Verbesserungen verloren.
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Nur über die Baupläne haben wir dauerhaft Zugriff auf besseres Equipment oder erwerben mit Credits neue Perks, damit unser Schiff mehr Treffer aushält oder Kontrahenten mehr Schotter verlieren. Diese Perks sind zu Beginn günstig zu haben und schalten nach und nach wie in jedem klassischen Talentbaum weitere frei, werden aber teurer. Das führt dazu, dass wir pro Lauf immer länger überleben und mehr Gegner besiegen müssen, um für den Fertigkeitenkauf an eine höhere Zahl an Credits zu gelangen.
Andernfalls kann es passieren, dass ein Lauf vergebens war, denn nachdem Everspace uns wieder ins Weltall schickt, setzt es unsere Geldbörse auf null zurück. Immerhin müssen wir für Ausrüstung nichts bezahlen, die bauen wir dank der Baupläne aus gefundenen Ressourcen und solche Spielzeuge stehen uns dann dauerhaft zur Verfügung.
Ressourcen wie dunkle Materie bekommen wir ebenfalls von besiegten Gegnern, an bestimmten Orten in der Spielwelt, oder wir können sie in Asteroidenfeldern abbauen. Gefundene Ausrüstungsgegenstände, die wir nicht verwenden können oder wollen, dürfen wir zerlegen und verwerten.
Keine Chance für Hitzköpfe
Somit steht in jedem Abschnitt den wir durchfliegen, die Frage im Raum, ob wir diesen besser nur schnell hinter uns lassen oder genauer erkunden sollten. Schiffswracks, die in der Nähe herumschweben, sind zwar Hotspots für jede Menge Beute, gleichzeitig aber nicht nur bei uns, sondern auch bei den KI-Piloten begehrt. Wenn wir auf Gegner stoßen, ist der offene Kampf nicht immer die beste Wahl - gerade falls wir auf noch unbekannte Schiffsklassen treffen.
Manche Kontrahenten haben vielleicht Kampfdrohnen im Gepäck, die unsere Schilde und hinterher uns schneller zu Klump schießen, als die Apollo 13 Houston anfunken könnte. Die Drohnen immerhin haben keinen Schutz und lassen sie sich mit der Gatling unseres Raumschiffs recht einfach aus dem Weg räumen.
Das feindliche Raumschiff muss dagegen erst mit dem Laser bearbeitet werden, damit die Schilde den Geist aufgeben, bevor Raketen den Rest erledigen. Die Dogfights inszeniert Everspace wie viele andere Genrevertreter flott, teils fast hektisch und actionreich, sodass uns Lasersalven, Raketen und Explosionen nur so um die Ohren fliegen.
Das Beispiel zeigt, wie die richtige Wahl der Waffen und das nötige Wissen über den Gegner über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ebenso könnte es hilfreich sein, die Situation zunächst nur ausgiebig zu studieren. Die unterschiedlichen Fraktionen im Spiel (in der Alpha stießen wir auf Piraten sowie Minenbetreiber und deren Wachhunde) sind sich nicht alle grün. Daher kann es ratsam sein, aus sicherer Entfernung abzuwarten, bis KI-Piloten sich gegenseitig beharkt haben, um später den angeschlagenen Rest zu erledigen.
Und auch wer sich für die Flucht entscheidet, muss taktieren. Das Raumschiff verfügt zwar über einen Boost, der uns über kurze Strecken ordentlich Abstand zu den Verfolgern verschafft. Falls das nicht für eine endgültige Flucht ausreicht, hat die erhöhte Geschwindigkeit aber nur eine Menge von der Energie gekostet, von der auch die Laserwaffen zehren. Wenn es also doch zum Kampf kommt, lädt der Energiekern unseres Gleiters noch auf und die Schussfrequenz der Waffen ist in etwa so hoch wie die Spielfreude der englischen Nationalmannschaft gegen das isländische Team.
Wer sich einfach ins Gefecht stürzt oder unbedacht agiert, der darf in Everspace mit häufigen Neustarts rechnen. Und da es keine Speicher-Möglichkeit gibt, kann jeder Energieschub der letzte sein - das sorgt für Spannung!
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