Europa: Drei große Stärken machen das Cozy-Game für mich zum perfekten Snack für die kalten Herbsttage

Als Adventure mit Plattformer-Passagen stand Europa für Annika nicht gerade weit oben auf ihrer Must Play-Liste. Und trotzdem ist es für sie genau das richtige Spiel zur richtigen Zeit.

Zee trifft auf seiner Reise auf riesige Kreaturen. Zee trifft auf seiner Reise auf riesige Kreaturen.

Als Europa im Jahr 2022 angekündigt wurde, erinnerte es mich mit seinem Look und den großen roboterartigen Kreaturen sofort an den Anime-Film Das Schloss im Himmel – und damit an Studio Ghibli. Und als Fan der Ghibli-Filme war mein Interesse deswegen sofort geweckt. 

Dieses Interesse erkaltete aber danach mindestens genauso schnell, als klar wurde, dass das Adventure auch starke Plattformer-Elemente aufweist, was nicht so meins ist. Ich stelle mich gerne im Kampf, aber für Geschicklichkeitsprüfungen habe ich normalerweise wenig bis keine Geduld.

Nichtsdestotrotz habe ich mich mit dem jungen Androiden Zee in das gemütliche Abenteuer aufgemacht – und es aus drei Gründen keine Sekunde lang bereut. 

Annika Bavendiek
Annika Bavendiek

Annika bevorzugt actionreiche Spiele mit filmisch inszenierten Geschichten und vielen Emotionen. Ob sie dabei in eine Open World oder lineare Levels geworfen wird, ist ihr egal, solange es etwas zu entdecken gibt und ihr Charakter sich weiterentwickelt. Europa trifft daher nur bedingt ihre spielerischen Neigungen, hat dann aber doch einiges richtig gemacht.

Darum geht’s: In Europa machen wir uns als Zee auf die Suche nach einer verfallenen Zivilisation, in dem wir den namensgebenden Jupitermond erkunden, Rätsel lösen und der Geschichte des Vaters über Tagebucheinträge lauschen. In diesem Trailer bekommt ihr bereits einen guten Eindruck davon:

Europa: Cozy-Adventure mit Ghibli-Charme hat endlich einen festen Release-Termin Video starten 1:03 Europa: Cozy-Adventure mit Ghibli-Charme hat endlich einen festen Release-Termin

Grundsätzlich sammeln wir Buchseiten, lösen Umgebungsrätsel (z.B. mit Würfeln) und erweitern die Kapazität unseres Zephyr-Jetpacks, mit dem wir Fliegen/Gleiten können. Ab und an weichen wir auch einer Gefahr aus, was aber nicht wirklich notwendig ist, weil Zee nicht sterben kann. Wer es darauf anlegt, kann auch alle Smaragde sammeln und das Bestiarium durch das Protokollieren von Kreaturen füllen. 

Diese drei Stärken haben Europa für mich zum perfekten und etwas überraschenden Herbst-Snack werden lassen:

1. Ghibli lässt grüßen

Als Ghibli-Fan kam ich wie gesagt nicht darum herum, Europa immer wieder mit den Filmen des japanischen Animationsstudios zu vergleichen. 

Das beginnt mit den verfallenen, riesigen Kreaturen, die wie die Kampfroboter in Das Schloss im Himmel aussehen und setzt sich – zu meiner Überraschung – in einer Message fort, die vor allem über die auf Deutsch untertitelten Erzählungen des Vaters transportiert wird. Wie das japanische Animationsstudio in seinen Filmen baut auch Europa ordentlich Gesellschaftskritik ein, die mich zum Nachdenken angeregt hat. 

So sehen die Kampfroboter im Ghibli-Film aus. So sehen die Kampfroboter im Ghibli-Film aus.

Und vielleicht ist es euch selbst schon im Trailer oben aufgefallen, aber sogar der ganze Grafikstil schreit “Animationsfilm!”. Denn zerstörbare Krüge, flüchtende Hirsche oder Zee, also Objekte, die im Fokus stehen und unmittelbar in Bewegung sind, werden vom Rest optisch stilisierter hervorgehoben – Ähnlich wie man es aus Zeichentrickfilmen gewohnt ist.

Die Krüge, Bomben (mit lila Schimmer), “Lasertürme” und Zee heben sich im Vergleich zur restlichen Spielwelt ab. Die Krüge, Bomben (mit lila Schimmer), “Lasertürme” und Zee heben sich im Vergleich zur restlichen Spielwelt ab.

Da ich viele schöne, teils bewegende Erinnerungen mit Ghibli verbinde, übertrug sich die vertraute Stimmung durch diese Parallelen direkt in mein Spielerlebnis, weswegen Europa gerade optisch sehr schnell einen Stein bei mir im Brett hatte. 

2. Im Flow durch die Lüfte

Spielerisch war es vor allem die Gleit/Flug-Mechanik des Zephyr-Jetpacks, die Europa für mich zu einem kleinen Erlebnis machte. 

Nachdem ich den “Akku” des Jetpacks ausreichend über das Sammeln von Kristallsternen erweitert und die Steuerung beim Gleiten/Fliegen verinnerlicht hatte, veränderte sich das Spielgefühl für mich grundlegend. 

Kein Turm war für mich hoch genug. Denn durch die in der Welt verteilten Zephyr-Kugeln/Teiche, die das Jetpack wieder aufladen, konnte ich vorab abwägen, wann ich wohin gleiten muss, bevor mir der Saft ausgeht. Verstärkt wurde die taktische Ebene noch durch Kreaturen und violette Kristall(felder), die zur Entladung führen.

Sich geschickt von Zephyr-Kugel zur Zephyr-Kugel zu manövrieren, die den “Akku” wieder aufladen, macht richtig Spaß. Allerdings müssen wir uns beispielsweise vor Wesen in Acht nehmen, die unsere Energie abzapfen. Sich geschickt von Zephyr-Kugel zur Zephyr-Kugel zu manövrieren, die den “Akku” wieder aufladen, macht richtig Spaß. Allerdings müssen wir uns beispielsweise vor Wesen in Acht nehmen, die unsere Energie abzapfen.

Diese spaßige Art der Fortbewegung machte die Erkundung weit weniger ermüdend und ließ mich so auch leichter über die etwas leere Spielwelt hinwegsehen. 

3. Das ideale Handheld-Spiel

Auch das Steam Deck (alternativ die Nintendo Switch) war ein wichtiger Faktor, warum mich Europa doch mehr packen konnte als gedacht. Aktuell wurde das Spiel zwar noch nicht für Valves Handheld verifiziert, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es ohne Probleme darauf läuft – was für mich ein starker Pluspunkt ist.

Vor allem im Herbst und Winter, wenn es draußen ungemütlicher wird, kuschel ich mich gerne mit einem Handheld ins Bett und zocke Indie-Spiele, statt mir auf der Couch vor dem großen Fernseher nur umfangreiche AAA-Games mit viel Action-Gewitter zu geben. Für mich machen der Gemütlichkeitsfaktor sowie das kompakte Spielerlebnis hier den entscheidenden Unterschied aus. 

Dass Europa mit rund 4,5 Stunden und dem Cozy-Ansatz zu meinem Wohlbefinden beiträgt, erklärt sich damit von selbst. Ich konnte ganz ohne Leistungsdruck, große Gefahren und Anspruch kurzzeitig in eine mir fremde Welt abtauchen.

Falls ihr jetzt nicht sicher seid, ob diese kleine Reise auch etwas für euch ist, habe ich einen Tipp für euch: Auf Steam und im eShop für die Nintendo Switch gibt es eine kostenlose Demo von Europa. So könnt ihr überprüfen, ob das Spiel vielleicht auch für euch zum perfekten Snack für die kalten Herbsttage werden könnte.

Verratet mir gerne in den Kommentaren, was ihr von Europa haltet.

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