2020 war ein Jahr, das in dieser Form kaum jemand erwartet hat. Auch wenn es bei Videospielen größtenteils noch glimpflich abgelaufen ist, so gab es doch einige Enttäuschungen im Laufe des Jahres. Wovon wir persönlich ernüchtert waren, verraten wir euch hier:
Dennis schaut auf den Last Gen-Release von Cyberpunk 2077
Während die Credits der PC-Version über den Bildschirm flimmerten, war ich mir sicher. Die vergangenen 50 Stunden zählten mit zum besten, was ich 2020 erlebt hatte. Optisch eine Augenweide, eine unfassbar detailverliebte Dystopie und hervorragende Geschichten, wie wir sie bereits aus The Witcher kennen. Wenn jetzt die Atmo auf Konsolen nicht komplett verloren geht, kann ich über ein echtes Highlight berichten.
Nun denn, was sich letzten Endes speziell auf der Last-Gen für ein Bild bot und nach wie vor bietet, ist hinlänglich bekannt. Um es auf den Punkt zu bringen: das war nix. Mehr noch, das Spiel hätte in diesem Zustand niemals für PS4 und Xbox One erscheinen dürfen. Während das Action-RPG auf High End-PCs brilliert und auf der Next-Gen und Stadia (trotz zahlreicher Bugs) zumindest einen guten Eindruck macht, war der Release-Zustand auf den Standard-Konsolen der Last-Gen eine Frechheit - für die sich CDPR später entschuldigte.
Dass ein Open World-Spiel zum Release nicht perfekt ist, speziell auf in die Jahre gekommener Hardware, kann passieren. Dennoch kann ich ein Produkt in solch einem Zustand nicht für den Vollpreis verkaufen. Und das noch mit einem sehr, sehr faden Beigeschmack, da Material der Versionen vorab nicht gezeigt wurde. Hinzu kommt, dass enorm viele Spieler*innen betroffen sind. Die Next-Gen ist schließlich rar und nicht jeder nennt einen potenten Rechner sein Eigen. Eins ist sicher, CD Projekt muss 2021 einiges an Wiedergutmachung leisten.
Wie sich Cyberpunk 2077 auf den alten Konsolen schlägt, fassen wir in diesem Video zusammen:
Basti erwartet 2021 einfach wieder mehr von Nintendo
Nintendo hatte kein schlechtes Jahr, wenn ich mir nur die Spiele anschaue. Gerade Animal Crossing: New Horizons oder auch ein Paper Mario: The Origami King waren unterhaltsame Titel. Doch gerade in der zweiten Jahreshälfte hat Nintendo stark nachgelassen.
Das gesamte Halbjahr wurde von technisch extrem enttäuschenden Spielen dominiert. Super Mario 3D All-Stars fühlte sich an, als wenn es komplett hinter dem bleiben würde, was möglich gewesen wäre und präsentiert sich als halbgarer Port. Pikmin 3 Deluxe wurde technisch überhaupt nicht angefasst und sah wie auf der Wii U aus. Und von Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung möchte ich gar nicht erst anfangen. Das Gameplay ist zwar nicht schlecht, aber wird durch die Technik, die eigentlich nie eine flüssige Bildrate erreicht, extrem heruntergezogen.
Dazu kommt, dass Nintendo 2020 angefangen hat, sich komplett verdeckt zu halten. Erst zwei Monate vor Release wurden Spiele frühestens angekündigt und dann auch immer gefühlt aus dem Nichts. Die letzte große Nintendo Direct hatten wir Anfang September 2019 und ob das Format 2021 zurückkehren wird, bleibt fraglich. Nintendo steht aber aus meiner Sicht unter Zugzwang und muss es nächstes Jahr wieder krachen lassen. Vor allem im Hinblick auf die kommenden Spiele, wovon ein Großteil nicht für die Switch erscheinen wird.
Tobi war vom Launch-Lineup von PS5 und Xbox Series X/S ernüchtert
Dass gerade im Release-Jahr der neuen Konsolengeneration eine Pandemie ausbrechen würde, hatte wohl kaum jemand vorhersehen können. Und so wurde der Weg zu PS5 und Xbox Series X/S ein ziemlich ungewöhnlicher und stellenweise auch langwieriger. Dass die beiden großen Hersteller ihre Infos beispielsweise nur häppchenweise bekannt gaben und teils erst knapp zwei Monate vor dem offiziellen Launch präsentierten, zehrte ordentlich am Geduldsfaden, auch das Fehlen von Preview-Events machte das Warten auf die Next Gen schwieriger als in der Vergangenheit.
Aber nicht nur das Vorgeplänkel war ungewöhnlich, auch der Start der Konsolen ist mir im Gedächtnis geblieben. Zum einen natürlich wegen der prinzipiell starken Hardware, zum anderen aber auch wegen der Spiele, die nur in wenigen Fällen andeuten konnten, was denn technisch in den neuen Geräten steckt. Ich kann mich ehrlich gesagt an kaum einen Launch erinnern, bei dem die Lineups so durchwachsen waren wie bei PS5 und Xbox Series X/S. Keine Frage, es gab einige hervorragende Spiele (Marvel's Spider-Man Miles Morales, Demon's Souls), das waren aber entweder gefühlte Addons zu bisher erfolgreichen, oder "nur" schickere Umsetzungen bekannter Titel. Insbesondere die Xbox Series X hatte damit zu kämpfen: der eigentlich geplante Launch-Leuchtturmtitel Halo Infinite wurde auf 2021 verschoben, die Technikmuskeln konnte das System bislang nur bei einigen optimierten Xbox One-Titeln spielen lassen.
Erstaunlich: Der Popularität von PS5 und Xbox Series X/S hat das keinen Abbruch getan, wenn man sich die (nicht vorhandene) Verfügbarkeit der Konsolen anschaut. Offensichtlich hat das Fehlen von echten Launch-Krachern weniger Spieler*innen gestört als mich.
Rae grübelt über die Wachstumsschmerzen der Gaming-Branche
2020 war ein turbulentes Jahr für Videospiele, das steht fest. Damit meine ich nicht nur die teils kontroversen oder katastrophalen AAA-Releases oder die Auswirkungen der Pandemie, sondern all die anderen Dinge, die dieses Jahr Schlagzeilen gemacht haben. Dinge wie Crunch bei Naughty Dog und CD Projekt RED, (Mord)Drohungen gegen Entwickler*innen, das Review-Bombing von TLoU2, die Sexismus- und Sexual Misconduct-Vorwürfe bei Ubisoft, Rocksteady und Co. und (leider) vieles mehr.
Wenn ich in der Vergangenheit auf einige diese Dinge angesprochen wurde, war meine Antwort oft: "Ich bin enttäuscht, aber nicht überrascht". Daran hat sich so gesehen nichts geändert. Viele Probleme vom Crunch bis zum Sexismus sind seit Jahren Thema und dementsprechend nicht neu. Und genau das ist letztlich die größte Enttäuschung: Dass dieser Mist nicht neu ist, sondern anhaltend. Dass sich nichts verändert hat, außer dass diese Themen vielleicht mehr Aufmerksamkeit erfahren als zuvor.
Und hier kommt die vorsichtige Optimistin in mir durch, die vielleicht etwas gegen das Thema dieses Artikels schlägt. Denn ich hoffe, dass sich durch diese wachsende Aufmerksamkeit auf diese Problemfelder endlich etwas ändern kann. Mehr noch: Dass der Druck der Öffentlichkeit auf Unternehmen so groß wird, dass sich etwas ändern muss.
Wir brauchen uns nichts vormachen: Alles, was ich oben genannt habe, wird auch 2021 noch ein Thema sein, wenn nicht sogar noch weit darüber hinaus. Allerdings wird sich die Art, wie wir über diese Dinge sprechen, immer weiter verändern. Und wenn das passiert, dann können wir (hoffentlich! endlich!) einen Schritt nach vorne machen und dafür Sorgen, dass diese Probleme irgendwann der Vergangenheit angehören.
Hannes bedauert das Endergebnis von Watch Dogs Legion
Ich hatte nie sonderlich großes Interesse an der Watch Dogs-Reihe, dafür fehlt mir die Faszination für Hacker-Thematiken und Tech-Junkies. Doch das Konzept von Watch Dogs Legion klang großartig: Statt einen festen Protagonisten zu stellen, sollten alle 9 Millionen Bewohner des futuristischen Londons spielbar werden. Jeder NPC kann für die eigenen DedSec-Zwecke rekrutiert werden und seine eigenen Fähigkeiten mitbringen.
Und ja, hier hat Ubisoft nicht gelogen. Die Auswahl an spielbaren Charakteren ist gigantisch und es stehen durchaus interessante, schräge Figuren zur Auswahl. Von der Bauarbeiterin über die Graffitti-Künstlerin bis hin zum Social Media-Influencer - alle helfen mit, die Willkür des Polizeistaates zu bekämpfen. Schade nur, dass es am Ende fast egal ist, wen wir mit auf unsere Heldenreise nehmen. So groß sind die Unterschiede nämlich nicht.
Jeder kann alles hacken, jeder ist zu Stealth-Kills fähig und niemand hat etwas wichtiges zu sagen. Die Geschichte von Watch Dogs Legion leidet zudem sehr darunter, dass alle Dialoge vage genug sein müssen, damit sie auf alle möglichen Charaktere passen. Außerdem wiederholen sich das Aussehen und die persönlichen Hintergründe viel zu häufig, was die Illusion von Watch Dogs Legions Kernkonzept schnell platzen lässt.
Max wartet noch immer auf Elden Ring-News
Versteht mich nicht falsch, ich habe nicht mit dem großen Gameplay-Reveal 2020 gerechnet. Aber gar nichts? Klar, die Community hat auf Reddit und Co. sicherlich teils viel zu viel in winzige Hinweise interpretiert. Bei einigen Events, wie zum Beispiel den Game Awards, sah es allerdings wirklich so aus, als würde etwas passieren. Ein Screenshot vielleicht, oder ein neues Interview mit Miyazaki oder ja, vielleicht sogar ein kleines bisschen Gameplay.
Ich freue mich sehr auf Elden Ring und ich warte natürlich auch länger, solange es eben sein muss. Aber die Tatsache, dass quasi bei jedem einzelnen Event in diesem Jahr immer aufs Neue erst vorsichtige Hoffnung und dann leise Enttäuschung mitschwang, nagt ziemlich an mir. Ich wurde nicht ein einzelnes Mal richtig stark enttäuscht, dafür aber regelmäßig.
Vielleicht hebt Miyazaki seine "Nicht aufgeben"-Philosophie auch schon längst auf die nächste Stufe und das Warten auf Elden Ring ist das eigentliche nächste Dark Souls. "Meta-Hollowing" sozusagen. Aber egal, ich bleibe standhaft und warte weiter. Gelobt sei die Sonne!
Kai hat den Next-Gen-Launch immer noch nicht verdaut
Ja, Konsolen-Launches waren schon immer eine Sache für sich. Es ist immer schwierig, die heiß begehrte neue Hardware zu ergattern. So unmöglich wie 2020 bei PS5 und Xbox Series X war es jedoch meiner Erfahrung nach noch nie. Und ich habe alle Launches seit dem Super Nintendo bewusst mitgemacht. Das Ende vom Lied war diesmal, dass ich mit Glück eine Xbox Series X ergattern konnte, weil ich zufällig im Laden die Vorbestellerbox erspäht hatte.
Dabei möchte ich den Schwarzen Peter gar nicht mal Sony oder Microsoft und deren begrenzter Liefermenge zuschieben. Mein geballter Hass gilt vielmehr den Wiederverkäufern, die gleich mehrere Konsolen bestellten, um auf Ebay und Co. einen Reibach damit zu machen. Klar, das hat sich so eingebürgert. Man kauft eine Konsole für sich und dann vielleicht noch eine, um mit dem Gewinn die erste zu finanzieren. Aber moralisch ist es dennoch falsch, sich aktiv an der Verknappung zu beteiligen, um den Preis hochzutreiben und andere für die eigene Hardware zahlen zu lassen.
Mein aufrichtiger, gebündelter Hass richtet sich jedoch nicht unbedingt an die Privatleute, die zwei Konsolen gekauft haben, sondern an die Scalper, die mit Bots professionell innerhalb von Sekunden die Vorbestellungsmengen aufkauften. Das muss nicht sein, und diese Leute sollten tatsächlich mal auf Basis der Ebay-Verkäufe Post vom Finanzamt bekommen. Obwohl ich meine Xbox Series X sehr gern habe, ist also der Konsolen-Launch 2020 meine größte Enttäuschung des Jahres.
Was hat euch in diesem Jahr am meisten enttäuscht?
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