Es gibt viele Wege in Elden Ring zu scheitern. Ganz oben mit dabei sind natürlich gnadenlose Niederlagen gegen Bosse und tödliche Stürze. Dass ich meinen allerersten Tod aber Horizon Zero Dawn in die Schuhe schiebe, hätte ich so nicht erwartet.
Annika Bavendiek
@annika908
Über die Kolumnenreihe
Elden Ring ist das erste Souls-Spiel für Annika überhaupt. Dark Souls & Co. empfindet sie als zu melancholisch, zu kryptisch und zu hart, was nicht so ihrem Geschmack trifft. Um aber trotz allem ein Gefühl dafür zu bekommen, was den Reiz dieser Spiele ausmacht, und um herauszufinden, ob sie als Noob überhaupt den Hauch einer Chance hat, wagt sie ihre ersten Souls-Gehversuche in Elden Ring. In ihren Tagebuchartikeln hält sie fest, wie sie sich als absoluter Neuling mit dem Ziel, den ersten Halbgott zur Strecke zu bringen, durch das unerbittlichen Zwischenland kämpft.
Hier findet ihr die vorangegangenen Tagebuchartikel:
Diese verdammte Steuerung!
Ein Schaf, noch ein Schaf und noch eins… ja so sehr sie mir auch davon purzeln wollen, sie haben keine Chance gegen meinen Samurai. Aber sind wir mal ehrlich: Auf diese Art Runen sammeln und leveln wird schnell zu langwierig. Und dem Ziel, irgendwann meinen ersten richtigen Souls-Boss zu töten, komme ich so nicht wirklich näher. Es nützt also nichts, ich muss meine Ehrfurcht vor Elden Ring hinter mir lassen.
Gesagt, getan: Ich wage mich also vor, ganz langsam hinter eine Mauer, um die Ritter in einem Lager nordwestlich vom Startpunkt nach und nach wie ein Ninja auszuschalten. Die direkte Konfrontation, wie es sich für einen Samurai gehört, traue ich mich einfach noch nicht.
Bevor Ritter Nummer 1 mich entdeckt, will ich mich noch schnell ducken - ich drücke die Viereck-Taste. Nichts passiert. Verdammt, ich drücke sie nochmal. Immer noch nicht. Und bevor ich weiß, was los ist, steht der Ritter auch schon vor mir und setzt zum Schlag an.
Hastig nehme ich meine meine Beine in die Hand und verschanze mich in der nahegelegenen Kirchenruine beim Händler, der mit seinem roten Outfit dem Weihnachtsmann ähnelt. Dort führe ich mir nochmal die Steuerung zu Gemüte.
Es dauert kurz, aber dann geht mir ein Licht auf: Aloy ist Schuld! Oder besser gesagt mein Muskelgedächtnis. Denn bevor ich mich in das Abenteuer Elden Ring gewagt habe, spielte ich viele Stunden Horizon Zero Dawn. Kein Wunder also, dass ich die Steuerung von Aloy noch so sehr drin habe, dass ich sie in Stresssituationen automatisch abrufe. Aber sich statt wie Aloy zu ducken, nutzt mein Samurai Liem das in der Schnellauswahl gewählte Item, also in diesem Fall meine mir ach so kostbaren Heiltränke.
Wer aus seinen Fehlern nicht lernt, ist selbst Schuld
Aber gut: Fehler erkannt und auf ein Neues. Dieses Mal direkt aus der Hocke. Sicher ist sicher. Das dauert zwar länger, aber irgendwann ist der eben angriffslustige Ritter dann auch tot. Nummer 2 geht ebenfalls schnell zu Boden. Danach wage ich mich weiter in das Lager hinein. Immer noch still und heimlich, will ich mir nebenbei noch eben ein Item stibitzen, da entdecken mich plötzlich die restlichen Gegner.
Ich sprinte wieder davon, diesmal in den Wald nebenan. Einmal schnell in Deckung hocken - arg verdammt! Wieder der falsche Knopf. Ich aktiviere erneut fälschlicherweise die Schnellauswahl. In der war diesmal aber kein Heiltrank, sondern das bei der Charaktererstellung gewählte Andenken eingestellt. Und dabei handelt es sich um die Zwischenlandrune, die mir mit einem Schlag 3.000 Runen beschert.
Warum das ein Problem ist? Weil ich fortan mit über 3.000 Runen durch das Zwischenland flüchte, während Ritter hinter mir her sind, andere Gegner meinen Weg kreuzen und ich mich offensichtlich nicht helle anstelle, wenn es hektisch zugeht. Nach dem Tod besteht zwar die Möglichkeit, die Runen nochmal einzusammeln, aber auf das Risiko bin ich nicht scharf. Die eineinhalb Stunden ohne den berüchtigten “Ihr seid gestorben”-Schriftzug will ich gerne weiter ausbauen.
Glücklicherweise gelang es mir auch, meine Runen in Sicherheit zu bringen und für ein neues Level auszugeben. Der Weg dahin war jedoch nervenaufreibend und unnötig kompliziert. Denn was ich bis dahin nicht wusste: 3.000 Runen sind an sich nicht viel, also verkraftbar. Außerdem hatte ich die Schnellreise noch nicht auf dem Schirm. Da zeigt sich einmal mehr: Wissen ist Macht.
Nicht würdevoll, aber Tod ist Tod
Nach meiner Runenrettung taste ich mich nach und nach an stärkere Gegner wie Bären und riesige Krabben heran und erarbeite mir so sogar etwas Selbstbewusstsein. Natürlich kommt mir auch dabei mein Muskelgedächtnis noch weiter in die Quere. Es wird zwar weniger, aber immer mal wieder drücke ich den falschen Knopf, verschwende Tränke und rege mich über mein Unvermögen auf.
Auch das lässt irgendwann nach, zumindest bis mich plötzlich ein Rudel Wölfe in die Mangel nimmt und mein Muskelgedächtnis im entscheidenden Moment wieder rumzickt. Das Ende vom Lied ist der “Ihr seid gestorben”-Bildschirm, der das aller erste Mal über meinen Bildschirm flimmert.
Ich hatte es als absoluter Neuling tatsächlich fast zwei Stunden ohne einen Tod geschafft, nur um durch einen dummen Fehler von pelzigen Kötern kalt gemacht zu werden. Wäre es wenigstens der riesige Drache Agheel gewesen, der mich in Mitten eines seichten Gewässers überrascht, oder die fiesen Insektenviecher in einer Kristallhöhle, in die mich eine hinterhältige Truhe teleportiert hat. Aber nein, es mussten Wölfe sein. Futsch war damit mein Ansatz von Selbstbewusstsein.
Aber wie sich zeigen wird, werde ich wie ein Phönix aus der Asche emporsteigen und den Geschöpfen in Elden Ring das Fürchten lehren! Andererseits kennt ihr sicher das Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall, oder?
Fortsetzung folgt…
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