In den letzten Jahren verbrachte ich viel Spielzeit an der Xbox. Irrsinnig viel. Die Passform des Controllers hat sich regelrecht in meine Handflächen gebrannt, Microsofts Konsolen fügten sich stets besser als die PlayStation in mein Setup ein. Mit einem Monitor und der Xbox 360 ging ich die ersten Schritte Richtung HD, damals noch über einen VGA-Anschluss, den die PS3 gar nicht beachtete. Vollumfängliche Kompatibilität war einst eine Tugend und ist es heute noch. Die Xbox-Konsolen unterstützen als Einzige die variable Bildfrequenz und Auflösung meines WQHD-Displays, mehr Titel als auf der PS5 lassen sich in 120 Hz genießen.
Darin ist die Xbox derzeit der König: Egal an welchem Bildschirm ich spiele, ich bekomme immer die bestmögliche Optik geboten. Wenn ich diese jetzt noch in echten Next-Gen-Titeln genießen könnte, wäre ich wunschlos glücklich.
Dieser Artikel ist Teil unserer Find Your Next Game: Hardware-Edition Woche, in der sich auf GamePro.de, GameStar.de und Mein-MMO.de alles um das Thema Hardware dreht. Noch mehr Artikel findet ihr auf unserer Übersichtsseite.
Exklusive Blockbuster fehlen noch
Exklusivspiele dienen stets als Richtwert dafür, was eine Konsole leisten kann, wenn ihre Hardware vollständig ausgereizt wird. Bei der Xbox Series X kommt Microsoft diesbezüglich jedoch einfach nicht aus den Puschen. Forza Horizon 5 wird zwar demnächst eine grobe Richtung für die Zukunft vorgeben, zu weiteren künftigen Highlights wie Hellblade 2, Perfect Dark oder Fable fehlt bislang aber sämtliches Material.
Klar, aufgrund der Corona-Pandemie haben sich viele Pläne verschoben, die Konkurrenz konnte sich dennoch viel besser positionieren. Ratchet & Clank: Rift Apart, Returnal und Demon’s Souls geben einen guten Vorgeschmack auf das, was noch auf der PlayStation 5 möglich sein wird, Horizon: Forbidden West und God of War: Ragnarök lassen nicht mehr lang auf sich warten. Bei der Xbox Series X tappen wir hingegen weitgehend im Dunkeln.
Vorsprung beim Ray-Tracing
Im Januar erschien immerhin das Gruselspiel The Medium zeitexklusiv für die Xbox. Wie mächtig die Hardware der Series X sein kann, ließ sich zumindest erahnen – zwei Spielwelten werden parallel gerendert, Ray-Tracing kommt für Reflexionen zum Einsatz. Mittlerweile hat es der Titel aber auch auf die PlayStation 5 geschafft, interessanterweise mit reduzierten Grafikdetails.
Überraschend sind die Vorteile der Xbox nicht: Die APU der Series X hat die größte Anzahl von Ray-Tracing-Beschleunigern aller neuen Konsolen verbaut. Das schlägt sich auch in der Performance nieder. Auf der Series X verwenden Spiele, die die komplexe Lichtstrahlenberechnung nutzen, im Vergleich zu den PS5-Versionen eine höhere Auflösung, darunter Metro: Exodus, oder bieten eine stabilere Framerate, beispielsweise Resident Evil Village.
In allen klassisch gerenderten Titeln liegen Xbox Series X als auch PS5 aber sehr nah beieinander – es zeichnet sich jedoch ein Trend ab, dass die Xbox in speziellen Ausnahmen mit einer minimal höheren Auflösung auftrumpfen kann, zum Beispiel beim 120-Hz-Modus von Doom: Eternal.
Klassiker in bester Qualität
Die Abwärtskompatibilität der aktuellen Xbox-Generation ist schlicht exzellent, Microsofts Bestreben nach dem Erhalt seiner Videospielhistorie aller Ehren wert. FPS Boost passt deshalb perfekt ins Konzept, wir können viele ältere Titel in einer höheren Framerate erleben.
Der Trick dahinter ist eigentlich recht simpel: FPS Boost manipuliert die Ausgabewerte der Grafikschnittstelle. Da Spiele-Engines sehr unterschiedlich konstruiert sind, ist jedoch ein enormer Testaufwand notwendig, um abzuklären, dass Physik, KI oder Animationen mit der höheren Bildwiederholrate noch funktionieren.
Seit dem letzten Drop im Juli (Dark Souls 3) ist es leider still um den FPS Boost geworden. Hoffentlich nicht auf Dauer.
System-Updates beschränken sich auf Detailverbesserungen
Da das Betriebssystem der Xbox-Konsolen bereits über viele Jahre hinweg gepflegt wird, sind die neuen Geräte absolute Alleskönner. Egal ob Multimedia-Formate oder neue Bildschirmtechniken wie variable Bildfrequenzen, es gibt kaum etwas, das nicht zur Xbox kompatibel ist. Die essentiellste Neuerung ist da schon das aktuelle Oktober-Update, welches das Dashboard endlich in 4K erstrahlen lässt. Das wurde aber auch höchste Zeit!
Dolby Vision gibt es nur auf der Xbox: Seid ihr im Besitz eines kompatiblen Fernsehers, könnt ihr auf der Xbox Dolby Vision verwenden. Das HDR-Format hebt sich von HDR10 dadurch ab, dass jede Szene mit eigenen Metadaten für die Farbintensität versehen ist. Filme und Serien wirken dadurch noch lebendiger und kontrastreicher. Seit geraumer Zeit unterstützt die Xbox zusätzlich Dolby Vision Gaming. Der Effekt fällt jedoch verhalten aus, da die Grundhelligkeit von Spielen unabhängig vom Ausgabeformat gerendert wird.
Professionelle Erfahrungsberichte sprechen sogar von nahezu identischen Ergebnissen, zumindest sofern ihr euren Fernseher perfekt kalibriert habt. Die Farbvoreinstellungen vieler TV-Geräte sind für Dolby Vision laut den Experten von HDTVTest zumeist besser ausbalanciert, bei HDR10 müsst ihr nachjustieren, da die Standardwerte durchweg zu niedrig gesetzt sind.
Die Xbox Series S mausert sich langsam, konnte aber nicht als Next-Gen-Konsole glänzen
Im November letzten Jahres brachte ich der Xbox Series S in unserem Test der Konsole nur wenig Liebe entgegen. Es standen kaum optimierte Spiele zur Verfügung, abwärtskompatible Top-Titel verwendeten die Xbox-One-S-Versionen als Basis. Das hat sich mit der Zeit gebessert, visuelle Leckerbissen wie A Plague Tale: Innocence, Doom: Eternal oder Control sehen nun auch auf der günstigen Konsole schick aus und spielen sich flüssig.
Ray-Tracing bleibt ein Experiment: In der Xbox Series S schlummert also ordentlich Power, wenn sie denn auch abgerufen wird. Innerhalb des Jahres hat sich aber gezeigt, dass die niedrige Anzahl von Ray-Tracing-Einheiten dafür sorgt, dass die Lichtstrahlenberechnung auf der Series S kaum verwendet wird. In wenigen Titeln, wie etwa Watch Dogs: Legion, entdeckte ich Ray-Tracing-Reflexionen, allerdings in sehr niedriger Auflösung. Weitgehend ist das Feature der großen Schwester vorbehalten.
Metro: Exodus machte dann deutlich, dass Ray-Tracing mit herkömmlichen Techniken auf der Xbox Series S wohl kaum eine wichtige Rolle einnehmen wird. Das Upgrade für die neue Generation verwendet Ray-Tracing für das globale Beleuchtungssystem. Trotz der hohen Rechenlast schafft es die Series S auf 60 fps, die Nachteile sind jedoch gravierend: Eine sehr niedrige Auflösung unter 720p, massiv reduzierte Grafikdetails und Einsparungen bei transparenten Shadern wie beispielsweise für Feuer.
Skalierungsverfahren wie AMDs Fidelity FX Super Resolution könnten weitere Ressourcen freigeben und für eine Steigerung der Bildqualität sorgen. Bisherige Erfahrungen machen aber deutlich, dass die Bildrekonstruktion in höheren Auflösungen aufgrund der größeren Informationsbasis um einiges besser funktioniert als bei niedrigen Auflösungen. Bezüglich der Auswirkungen auf die Xbox Series S bin ich daher skeptisch.
Das wünsche ich mir für die Zukunft
Chris Werian
@DrChrisRespect
Bei der Series X sehe ich kaum Nachholbedarf, Hardware wie Software wirken robust und zukunftssicher. Für die Xbox Series S hoffe ich aber, dass die Anzahl der optimierten Spiele weiter steigt, dabei kann es sich gern auch um ältere Titel handeln.
Wirklich wichtig wären mir außerdem ein paar Exklusiv-Highlights, die zeigen, wie Next Gen auf einer Microsoft-Konsole aussehen kann. Bei der PS5 habe ich mittlerweile eine gute Vorstellung, wohin die Reise geht, die Abtrennung von der PS4 ist dort deutlich klarer.
Die Xbox Series X fühlt sich im Gegensatz dazu noch immer wie ein Quality-of-Life-Refresh analog zur Xbox One X an. Wobei dieser Status dem Erfolg keinen Abbruch tat, genau wie die PS5 ist Microsofts High-End-Konsole fortwährend vergriffen. Daran wird sich vermutlich so schnell nichts ändern, die Nachfrage wird vorerst hoch bleiben, dass sich die angespannte Lage der großen Chip-Produzenten im nächsten Jahr bessert, ist nahezu ausgeschlossen.
Welches Exklusiv-Spiel könnte euch zum Kauf einer Xbox bewegen?
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