Wir müssen verrückt sein! Da stehen wir auf dem Dach einer Wellblechhütte, umringt von Dutzenden Zombies, die uns zerfetzen und anschließend auffressen wollen. Das kann man schon mal unter - zumindest latenter - Lebensgefahr verbuchen. Zumal wir nur mit einer brüchigen Rohrzange sowie harmlosen Böllern bewaffnet sind. Wir müssen noch verrückter als verrückt sein: Mit den Knallfröschen sorgen wir für Ablenkung und stürzen uns vom Dach, direkt unter die Infizierten. Jetzt schnell zum Auto! Motorhaube auf, Sprengsatz scharf machen und nix wie weg!
In solchen Momenten macht uns Dying Light Angst. Das lebensgefährliche Vorbereiten der Sprengfalle gehört übrigens zu unseren ersten Schritten in Techlands Open-World-Spiel.
Dem Tode geweiht
Zwar sind einige große Areale durch kurze Ladebildschirme voneinander getrennt, doch davon abgesehen bewegen wir uns frei durch die fiktive Stadt Harran. Die erinnert stark an südamerikanische Metropolen: Wohnviertel, Hochhäuser und Favelas, umringt von Bergen, Palmen und der Meeresküste.
Gleich zu Beginn erfahren wir von der grausamen Krankheit, die Harrans Bürger in blutrünstige Untote verwandelt. Die Regierung stellt die Stadt unter Quarantäne, und die verbliebenen Menschen kämpfen ums nackte Überleben. Wir springen als Spezialagent genau zwischen die Fronten und suchen nach dem Heilmittel für die Seuche. Klingt abgedroschen, doch Dying Light hat auch einige neue Ideen für das Zombie-Setting in petto.
Kaum sind wir mit unserem Fallschirm in Harran gelandet, begegnen wir nacheinander Plünderern, Infizierten sowie einigen freundlich gesinnten Überlebenden. Das wirkt zwar etwas konstruiert, zieht uns aber immerhin direkt in den tödlichen Konflikt hinein. Sogar tiefer als uns lieb ist, denn ein Zombiebiss infiziert uns mit dem Virus. Der verwandelt uns zwar nicht direkt in einen Untoten, beschert uns aber bald erste Halluzinationen. Sowie eine Art Sonar, das uns auf Wunsch vor nahen Gegnern warnt.
Nach tagelangem Schlaf finden wir uns im Unterschlupf unserer Retter wieder. Hier lernen wir die Überlebenden näher kennen, verdienen uns ihr Vertrauen und trainieren die wichtigsten Fähigkeiten für den Kampf gegen die Infizierten. Das Tutorial ist durchaus ansprechend inszeniert. So befindet sich unter den verschiedenen Persönlichkeiten auch so manches Raubein, das durch Dialekt und Kleidung einen gewissen osteuropäischen Charme versprüht - das erinnert uns angenehm an Stalker oder Metro.
Parkour mit Anspruch
Die stimmige Einführung bringt uns zum wohl wichtigsten Spielelement von Dying Light: dem Parkour-System. Denn bei den Überlebenden erlernen wir auch das Überwinden von Hindernissen durch Sprints, Sprünge und Klettereien. Die Bedienung ähnelt hier der Steuerung von Mirror's Edge oder Assassin's Creed. Wir rennen und hechten auf Objekte zu und passen den richtigen Moment für den Tastendruck ab. Dabei visieren wir zusätzlich Kanten und Vorsprünge mit unserem Fadenkreuz an, exaktes Zielen ist aber glücklicherweise nicht notwendig.
Zickte das System in den vergangenen Monaten noch etwas herum, funktioniert die Kraxelei nun recht intuitiv und flüssig, auch wenn beim Anspielen noch nicht jede Sprungeinlage klappt. Dafür sorgen die Kamerabewegungen in der Ego-Perspektive sowie unsere Gliedmaßen für ein gutes Körpergefühl. Insgesamt spielt sich Dying Light hier zwar noch nicht so rund wie Mirror's Edge, allerdings anspruchsvoller und vielfältiger als die Routinekletterei der berühmten Meuchelmörder von Ubisoft. Und das Wichtigste: Die Parkour-Läufe durch Harran machen Spaß!
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