Ein gigantisches Raumschiff schiebt sich an einem Meteor vorbei und schießt eine volle Breitseite auf den kleinen Jäger ab, der von dem Angriff völlig überrascht ist und kurz darauf in einem explosiven Feuerwerk zerpulvert wird. Bevor sich der beeindruckende Koloss allerdings so richtig über seinen Triumph freuen kann, blitzt irgendwo aus den hintersten Ecken des Weltraum-Schlachtfeldes ein helles Licht auf, gefolgt von einem konzentrierten Laserstrahl, der den ehemaligen Jäger nun zum Gejagten macht.
"So schnell kann sich das Glück in unserem Spiel wenden!" kommentiert Peter Holzapfel, Mitglied des Berliner Entwicklerteams Yager und Game Director des Raumschiff-Beat'em-ups Dreadnought, das mir und einigen Kollegen gerade präsentiert wird.
Der Vergleich mit World of Tanks drängt sich auf, nur gibt's eben Raumschiffe statt Panzer und als Schauplatz den Weltraum statt Weltkriegs-Schlachtfelder. Aber kann ein solches Konzept wirklich Spaß machen, das auf den ersten Blick aufgrund zahlloser Effekte und Info-Einblendungen verwirrt und überfordert?
Viele Möglichkeiten, viel Abwechslung
Um das herauszufinden, bekam ich ausreichend Zeit, gemeinsam mit einem Dutzend anderer Kollegen auf zwei verschiedenen Maps gegeneinander anzutreten. Auf dem Papier klingt das Konzept von Dreadnought dabei erfreulich einfach: Im klassischen Team Deathmatch oder im Elimination-Modus (jeder Spieler hat nur eine bestimmte Anzahl an Leben) treten zwei Teams gegeneinander an und versuchen, die gegnerische Flotte möglichst häufig vom Weltall-Firmament zu holen. Zur Auswahl stehen hierfür über 50 Schiffe in fünf verschiedenen Klassen, darunter die Altbekannten Vertreter Tank, Heiler oder Sniper.
Jedes dieser Schiffe kann über einen verästelten Ausrüstungsbaum noch weiter an den eigenen Spielstil angepasst werden - und wer wirklich den Weltraumkreuzer seiner Träume bauen will, heuert anschließend sogar noch genau die Besatzung an, die mit ihren passiven Perks das letzte bisschen Individualisierungsmöglichkeit aus den Raumschiffen quetscht.
Free2Play, aber fair
Dreadnought ist ein Free2Play-Spiel, also grundsätzlich erst einmal kostenlos, bietet euch aber im Spiel die Möglichkeit an, Raumschiff-Skills, Perks oder Skins gegen Echtgeld zu erwerben. Optional könnt ihr die Gegenstände eurer Wahl mit erspielter Währung kaufen.
Die Entwickler betonten dabei mehrfach, kein Pay2Win erlauben zu wollen - wie gut dieser Vorsatz allerdings schlussendlich umgesetzt werden kann und wie es vor diesem Hintergrund mit dem Balancing der zahlreichen Schiffe untereinander aussieht, konnte ich im Rahmen des halbtägigen Events noch nicht befriedigend feststellen.
Danach geht es ab aufs Schlachtfeld, das in Dreadnought entweder das Weltall selbst ist oder sich dicht über einer Planetenoberfläche befindet. Damit sorgt Yager für etwas Abwechslung im Terrain und bietet uns dank herumschwebender Asteroiden oder Stadtruinen reichliche Raum für Überraschungsangriffe, Fluchtmanöver und dergleichen.
Einzig die Steuerung bereitete mir unerwartet lange Kopfzerbrechen und noch im vierten Match fummelte ich etwas ungeschickt mit horizontalen und vertikalen Achsen herum, während ich mit dem Touchpad des PS4-Controllers zusätzliche Energie auf Triebwerke, Schilde oder Waffen legte.
Irgendwann schlang sich allerdings auch mein Hirn um diese Tastenbelegungen und erlaubte mir einige spektakuläre Angriffe gegen meine anfänglich nicht minder überforderten Mitspieler. Sobald ich den Bogen raus hatte, konnte Dreadnought erstmals sein ganzes Potenzial ausspielen und entlockte unserer Gruppe den ein oder anderen Jubel- oder Frustschrei.
Eine Spielwelt in der Nebenrolle
Während Dreadnought in diesen Multiplayer-Gefechten viele unterhaltsame Partien für die Zukunft verspricht, musste ich allerdings schwer schlucken, als die Frage nach einer Hintergrundgeschichte oder gar einer Einzelspielerkampagne beantwortet wurde. Denn eine Kampagne sei derzeit nicht geplant und auch Alien-Völker gebe es neben den Menschen in der Spielwelt nicht.
Immerhin antwortete Peter Holzapfel ganz direkt und offen, dass die Spieler gegen Spieler-Gefechte schon immer im Vordergrund der Entwicklung standen — nicht etwa die Erschaffung einer lebendigen Spielwelt, die eine ausgearbeitete Hintergrundgeschichte besitzt und die erklärt, warum wir uns eigentlich in den Raumschiffen die Köpfe einschlagen.
Das ist schade, denn ich könnte mir eine spannende Weltraumgeschichte in dieser Spielwelt durchaus vorstellen. Auf der anderen Seite ist es allerdings auch beruhigend zu hören, dass Yager ganz genau weiß, wo die Stärken von Dreadnought liegen sollen und wie sie trotzdem zumindest ein wenig Hintergrundgeschichte über das Design ihrer Raumschiffe transportieren.
So sehen die Raumschiffe der drei Hersteller, die es im Spiel gibt, sehr unterschiedlich aus und bringen auf diese Weise etwas Tiefe in das sonst sehr geradlinige "Spiel startet, macht alles kaputt!"-Spielgeschehen.
Mein Besuch bei Yager hat gezeigt: Die Vision von Dreadnought funktioniert auch ohne eine mehrstündige Einzelspielerkampagne und wer sein Herz an Leaderboards, Ranglisten und kompetitive Multiplayer-Gefechte á la World of Tanks verschenken kann, der sollte dieses SciFi-Spiel unbedingt im Auge behalten. Der Rest spielt lieber Mass Effect: Andromeda.
Dreadnought befindet sich auf der PS4 derzeit in der Closed Alpha. Wir werden berichten, sobald Yager die Pforten zu ihrem Spiel für die Öffentlichkeit aufstößt!
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