Dragon Quest Heroes II - Der nächste Schritt zum Durchbruch im Westen?

Bis heute führt die Dragon Quest-Reihe im Westen ein Nischendasein, während die Marke in Japan noch beliebter ist als das Final Fantasy-Franchise. Dragon Quest Heroes II könnte der nächste Schritt zum verspäteten Durchbruch sein.

Dragon Quest Heroes II zeigt, dass das Franchise weiterhin neue Wege einschlägt. Dragon Quest Heroes II zeigt, dass das Franchise weiterhin neue Wege einschlägt.

Eigentlich ist es ja schon verwunderlich, dass mir noch nie ein "echter"Dynasty Warriors-Ableger untergekommen ist, obwohl ich ständig an die Crossovers vom Entwickler Omega Force gerate. Mittlerweile gibt es unter anderem Spin-offs zu The Legend of Zelda und One Piece. Mit Fire Emblem Warriors erwartet uns zudem das Taktik-RPG aus dem Hause Intelligent Systems imDynasty Warriors-Gewand. Und dann gibt es da ja noch Dragon Quest Heroes II, das im April erscheint. Die Zeiten für Fans von actionreichen Massenschlachten könnten also besser nicht sein.

Größer, schöner & auch ein bisschen besser

Dragon Quest Heroes II markiert den zweiten Anlauf der JRPG-Reihe, am Trend rund um die Dynasty Warriors-Crossovers teilzuhaben. Das Sequel kümmert sich in erster Linie darum, das etwas starre Design des Vorgängers über Bord zu werfen. Die Spielwelt ist offener geworden. Ich streife mit meiner Party aus bekannten Dragon Quest-Protagonisten auf der Suche nach der nächsten Großprügelei (allein oder endlich auch im Koop) durch weite, wenn auch oft detailarme Landschaften.

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Doch meine ersten Stunden mit dem Hack & Slay-Fest sagen letztlich weniger über die Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger und mehr über den Status quo der Dragon Quest-Marke. Wie schon beim Minecraft-artigen Dragon Quest Builders gilt auch für Dragon Quest Heroes II, dass die Welt des Dragon Ball-Machers Akira Toriyama nicht einfach nur als neues Kostüm von bekannten Spielsystemen herhalten muss. Vielmehr zeigt sich das 30 Jahre alte und eigentlich so unveränderliche Dragon Quest-Franchise flexibel wie nie zuvor und nutzt die neuen Mechaniken für sich selbst aus und nicht andersrum.

Kompakte Missionen wechseln sich in Dragon Quest Heroes II mit offenen Spielpassagen ab, die es mir erlauben, ohne Zeitdruck Kombos auszuprobieren, Nebenquests abzuschließen oder einfach nur dem Charme der deutschen Synchronisation zu folgen. Zwar sind die einzelnen Areale wie Wälder, Wüsten und Co. durch Tunnel voneinander abgetrennt, die nur mit dem richtigen Zauber durchquert werden können, dennoch fühlt sich Dragon Quest Heroes II nun viel stärker nach einem Action-RPG als einem bloßen "Mosou"-Klon an. Dadurch bricht das Spiel nicht nur mit den Konventionen der Dragon Quest-Reihe, sondern auch mit den Gepflogenheiten der meisten Dynasty Warrior-Teile.

Mit der Spin-off-Vorhut zum Durchbruch

Das Besondere an Dragon Quest Heroes II sind nicht unbedingt die Mechaniken des Spiels oder die Geschichte von Raphael und Resa, sondern das neue Selbstverständnis der Dragon Quest-IP, die nach dem ersten Dragon Quest Heroes und dem bereits erwähnten Dragon Quest Builders nun erneut mit einem Spin-off für Schlagzeilen im Westen sorgt. Anders als bei der Final Fantasy-Reihe hat es für das JRPG-Urgestein nämlich nie wirklich für einen großen Durchbruch außerhalb Japans gereicht. Das liegt in erster Linie an den starren Gameplay-Mechaniken (man denke da nur an das umständliche Speicher-System), die sich aus einer gewissen Franchise-Treue heraus kaum weiterentwickelt haben.

Der extravagante Humor der Dragon Quest-Reihe steht auch hier im Mittelpunkt. Der extravagante Humor der Dragon Quest-Reihe steht auch hier im Mittelpunkt.

Dragon Quest Heroes II ebnet den Weg für den kommenden Hauptableger Dragon Quest 11: In Search of Departed Time und zeigt den Willen, altbackene Traditionen aufzubrechen und den Zugang für neue Spieler einfacher zu gestalten. Einerseits dürfen sich Spieler, die mit dem Dynasty Warriors-Setting im japanischen Mittelalter nichts anfangen können, über die unkomplizierte, liebevolle und humorige Dragon Quest-Spielwelt freuen. Andererseits werden die teilweise eintönigen Schlachten und das simple Kampfsystem durch RPG- und Crafting-Elemente angereichert.

Zusätzlich trennt sich Dragon Quest Heroes II von den räumlich begrenzten Schlachtfeldern des Mosou-Genres als einzige Spielumgebung und verschafft den Spielern mit weitläufigen Gebieten einen Freiraum, der an die Weltkarten aus Dragon Quest 8 und Dragon Quest 9 erinnert.

Hannes Rossow@Treibhausaffekt
Für Hannes war Dragon Quest 8: Die Reise des verwunschenen Königs der erste Berührungspunkt mit der geschichtsträchtigen JRPG-Reihe. Obwohl er aber auch viel Spaß mit Dragon Quest 9: Hüter des Himmels hatte, schreckt ihn das erzkonservative Gameplay der früheren Ableger bis heute ab.

Dragon Quest Heroes II und die anderen Spin-offs der Reihe zeigen aber, dass das Franchise endlich für neue Einflüsse offen ist und lässt darauf hoffen, dass mit Dragon Quest 11 endlich mehr Spieler erfahren dürfen, was eigentlich hinter dem besonderen Charme der Reihe steckt.

Schon Dragon Quest Builders gelang es durch das storybasierte Quest-System, die "Strukturlosigkeit" des Minecraft-Gameplays etwas einzudämmen. Wer vorher nicht wusste, warum er sich die Mühe machen sollte, in Minecraft kreativ zu werden, hatte plötzlich eine Aufgabe. Dasselbe gilt nun für Dragon Quest Heroes II, das es durch die offene Spielwelt, die leichtherzige Thematik und allem voran dem neuen Koop-Modus schafft, das Dynasty Warriors-Gameplay vor allem für diejenigen Spieler interessant zu machen, die mit Dynasty Warriors bisher so gar nichts anfangen konnten.

Mehr als nur ein Lückenbüßer?

Dragon Quest Heroes II bessert viele Unbequemlichkeiten des Vorgängers aus und bringt mit den Monster-Medaillen, mit denen wir uns in starke Golems und Kampfroboter verwandeln können, auch neue Ideen ein, die das Kampfgeschehen abwechslungsreicher gestalten. Insgesamt ändert sich am grundsätzlichen Spielgefühl dann aber doch relativ wenig. Den Großteil unserer Zeit werden wir auch in Dragon Quest Heroes II damit verbringen, mit schnellen Kombos durch Gegnergruppen zu rauschen und nach Belieben zwischen den Mitgliedern unserer Party zu wechseln.

Ob die Geschichte von Resa und ihren Gefährten bis zum Ende spannend bleibt? Ob die Geschichte von Resa und ihren Gefährten bis zum Ende spannend bleibt?

Ob mich das fertige Spiel über einen längeren Zeitraum unterhalten kann, ist aktuell noch schwer zu sagen. Gut möglich, dass auch die zahlreichen spielbaren Charaktere nicht davon ablenken können, dass die Move-Sets der Recken am Ende doch recht begrenzt bleiben. Was Dragon Quest Heroes II aber schon jetzt erreicht hat, ist die Tatsache, dass ich mich noch viel mehr auf den Release von Dragon Quest 11: In Search of Departed Time freue als ohnehin schon. Denn mit dem nächsten Hauptableger scheint die Dragon Quest-Reihe einen Großteil der verstaubten Franchise-Traditionen hinter sich lassen zu wollen.

Der Open World-Ansatz erinnert an vergleichbare, aktuelle Umbrüche bei Final Fantasy sowie The Legend of Zelda und spielerische Freiheiten scheinen nicht mehr zeitgemäße Gameplay-Konventionen zu modernisieren. Wobei die Bestätigung von Echtzeitkämpfen (Daumen drücken!) in Dragon Quest 11 noch aussteht.

Dragon Quest Heroes II gibt die Marschrichtung schon einmal vor und vermeidet es, sich zu sehr auf die "funktionierenden" Dynasty Warriors-Systeme zu verlassen. Das Spiel sucht lieber nach anderen Lösungen - und hat dadurch die Chance, neue Spieler an das Dragon Quest-Franchise heranzuführen.

Dragon Quest Heroes II erscheint am 28. April für PS4, PS Vita und Nintendo Switch.

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