Es ist Weihnachten im Jahr 2001: Ich sitze gespannt vor dem Fernseher, den PS1-Controller vor Aufregung schweißnass in den Händen, als sich auf dem Bildschirm zu den Klängen von Koichi Sugiyama eine Insel im Meer abzeichnet. Dragon Warrior 7, hierzulande besser bekannt als Dragon Quest 7, rotiert im Laufwerk meiner NTSC-PlayStation, die sämtliche US-Spiele schluckt. Es ist das beste Weihnachten seit Jahren - und mein Einstieg in die Dragon-Quest-Reihe.
Heute, 15 Jahre später, zocke ich Dragon Quest 7 erneut, als rundum überarbeitetes und erweitertes Remake für den Nintendo 3DS - wobei einige Neuerungen nicht jedem Puristen schmecken dürften.
Renke hat die Ruhe weg
Wer die Serie noch nicht kennt, sollte sich auf einen sehr gemächlichen Spieleinstieg einstellen. Anfangs lernt ihr den Fischer-Sohn Renke, den Prinzen Gismar sowie deren Freundin Maribel kennen, die friedlich auf der Estard-Insel leben - bis sie eines Tages den Drang verspüren, neue Welten zu entdecken. Ihre Neugier führt die drei Abenteurer zum Tempel der Mysterien, einer antiken Stätte, die es euch erlaubt, in die Vergangenheit zu reisen und somit längst vergessene Welten zu erkunden. Dazu später mehr.
Bis dahin habt ihr euch aber schon einen Wolf gelaufen, denn Dragon Quest 7 startet im Schneckentempo und lässt euch zu Beginn sehr viel Zeit mit Erkunden und Botengängen verbringen. Bis zum ersten Kampf dauert es locker zwei, drei Stunden. Um diese Durstrecke zu überbrücken, war der Tempel der Mysterien im PS1-Original ein richtiger Dungeon - Schalterrätsel und Labyrinthe inklusive. Und jetzt kommt der kleine Haken: Im 3DS-Remake ist davon nichts mehr übriggeblieben: Der Tempel entpuppt sich nun als seichte Zwei-Etagen-Gruft ohne echte Herausforderungen. Nach kurzer Zeit habt ihr das Innere und damit das Portal erreicht und könnt in fremde Welten eintauchen.
Das ist einerseits gut, denn dadurch kommt die Story dieses 100 Stunden langen Rollenspiel-Monsters ein klein wenig eher ins Rollen. Andererseits ist der Einstieg durch den beschnittenen Dungeon nun noch seichter - zumal sich auch die späteren »Kopfnüsse« meistens als simple Schieberätsel entpuppen. Einsteiger wird das nicht stören, Fans sollten sich dieser starken Änderung aber zumindest bewusst sein.
Puzzle-Fragmente
Sobald ihr das erste Portal betreten habt, entfesselt Dragon Quest 7 sein wahres Potenzial. Denn überall in der Welt findet ihr farbige Steintafeln, die ihr im Tempel der Mysterien zusammenpuzzeln und somit neue Inseln in der Vergangenheit freischalten könnt. So begegnet ihr einem wanderlustigen Nomadenvolk, das sich auf ein uraltes Ritual vorbereitet, entdeckt versteinerte Menschen in einem verregneten Dorf und nehmt am Feuerfest auf einer Vulkaninsel teil.
Durch diese Untergliederung erzählt das Spiel immer wieder kleine, in sich abgeschlossene Kurzgeschichten, die mal witzig, mal spannend und mal berührend gestrickt sind. Auch die liebenswerten Charaktere (darunter eine schrullige Wahrsager-Oma, die euch mehrmals das Geld aus der Tasche zieht) tragen zur Atmosphäre bei. Was auch bitter nötig ist, denn die eigentliche Rahmenhandlung (Heldentrio zieht los und erkundet die Welt) ist dünner als ein Wanderschuh-Schnürsenkel.
Wenn ihr nicht gerade den toll geschriebenen Dialogen folgt, erkundet ihr vor allem die abwechslungsreichen Umgebungen, durchforstet Dungeons, bestreitet klassisch rundenbasierte Kämpfe, bergt Schätze und sammelt fleißig neue Steintafeln. Letzteres funktioniert dank eines neuen Radars im Remake viel komfortabler, denn ein pulsierendes Leuchten signalisiert stets, wenn eines der Fragmente in der Nähe ist.
Darüber hinaus könnt ihr euch sogar Tipps einblenden lassen, ob auf der jeweiligen Insel überhaupt noch was zu holen ist. Eine entscheidende, sinnvolle Verbesserung, denn im Original waren die Täfelchen teils so gut (in Kisten) versteckt, dass erkundungsfaule Abenteurer öfter mal schlicht fest steckten.
In die Vergangenheit und wieder zurück
Der Clou: Habt ihr die Inseln in der Vergangenheit vom Bösen befreit, erscheinen sie auch in der Gegenwart. Dabei lohnt sich das erneute Erforschen, immerhin hat der Zahn der Zeit auf jedem Eiland seine Spuren hinterlassen: Einst prächtige Städte sind zu Ruinen verfallen, ehemals versperrte Höhlen sind nun zugänglich, und wo sich damals noch eine öde Wüste erstreckte, sind nun Fossil-Ausgrabungen zugange.
Es ist ein fantastisches Gefühl, nach mehreren Stunden (per Schnellreise oder mit einem Schiff) wieder an einen bekannten Ort zurückzukehren, um zu sehen, wie sich Schauplatz und Bewohner verändert haben - oder ob sie überhaupt noch am Leben sind.
Dabei habt ihr im Laufe des Spiels durchaus die Möglichkeit, die Inseln in unterschiedlicher Reihenfolge zu bereisen. Meistens folgt Dragon Quest 7 aber einem linearen Pfad, weil ihr die Steintafeln in einer gewissen Reihenfolge findet.
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