Hitman ist wie eine Mischung aus Dark Project und 3D-Shooter: heimlich, wenn möglich; brachial, wenn nötig«. So urteilte Ende 2000 unser junger, dynamischer Kollege Christian Schmidt über das allererste Hitman. Dieses fesselnde Grundprinzip hat die Serie bis heute beibehalten: Wie genau ihr euer Opfer ins Gras beißen lasst, ist eure eigene Entscheidung – Hauptsache, es beißt rein.
Je unauffälliger und cleverer ihr dabei vorgeht, desto besser, denn immer steht ihr einer erdrückenden Übermacht an Leibwächtern, Soldaten, Polizisten entgegen, die euer Ziel beschützen. Trotz eures umfangreichen Waffenarsenals solltet ihr also heimlich zuschlagen, denn selbst der dödeligste Wachmann schlägt Alarm, wenn ihr neben ihm euer Präzisionsgewehr zusammenschraubt. Wenn ihr den armen Kerl hingegen per Würgedraht ausschaltet, seine Leiche versteckt und euch die Uniform borgt, kommt ihr näher an euer eigentliches Ziel.
Action oder Adventure?
Eine typische Hitman-Mission besteht daher immer aus mehreren Schritten, Schwierigkeiten und Lösungen – das hat schon Adventure-Charakter, und tatsächlich landete der Test des ersten Hitman in unserer Adventure-Rubrik statt im Action-Teil. Schon im ersten Teil war also Eigeninitiative gefragt, wir waren auf uns allein gestellt und mussten das Beste aus der Situation machen.
Selbst die geklaute Wachmann-Uniform bringt uns nichts, wenn ihr abgemurkster Vorbesitzer von seinen Kumpels gefunden wird, die fortan auf jede Uniform besonders allergisch reagieren. Wir müssen Waffen an Detektoren vorbeischmuggeln, über Dächer und durch Keller schleichen, haushaltsübliche Gegenstände in Waffen verwandeln – Kleiderbügel, Kopfkissen, ganz egal!
Hitman: Codename 47 (2000)
Der Glatzkopf-Killer mit dem Barcode 640509-040147 sorgt Ende 2000 in Hitman: Codename 47auf Anhieb für Aufsehen. Nicht nur, weil wir einen Auftragsmörder spielen, sondern auch, weil bewusstlose und tote Körper dank neumodischer Ragdoll-Physik realistisch von Dächern plumpsen oder Treppen runterpurzeln. »Hoffen wir, dass kein sensationsgieriger Fernseh-Redakteur das Programm in die Hände bekommt«, schreibt unser Tester deshalb. Aber auch ohne RTL und Co. landet das Spiel kurz darauf tatsächlich auf dem Index, als einziger Teil der Serie. Erst knapp zwölf Jahre später, am 28. September 2012, wird es von der Liste jugendgefährdender Medien gestrichen. In eine reißerische Fernsehsendung schafft es die Serie trotzdem – dazu später mehr.
Guns and Roses
Aber nicht nur die Bewegungsphysik bekommt Hitman Nummer Eins sehr gut hin: Das Missionsdesign ist von Anfang an ausgeklügelt – egal, ob wir Peilsender an Autos pappen, Schrotflinten in Blumenschachteln schmuggeln, Eisenbahnweichen umstellen, um den Weg zu einem Obergangster freizumachen, oder Waffenschieber davon abhalten, auf einem Schiff im Rotterdamer Hafen einen Atomsprengkopf zu zünden.
Eine Frage des Gewissens
Weniger toll sind allerdings die teils drastischen Inszenierungen der Morde. Generell setzt Hitman viel Blut ein, doch Stromfolter oder ein Hitzetod in der verrammelten Sauna sind damals schon krass dargestellt. Dafür verzichtet das Spiel auf übertriebene Splatter-Effekte. Ob man die Rolle eines Auftragsmörders mit seinem Gewissen vereinbaren kann, muss jeder Spieler selbst entscheiden, wir verzichten beim Test Ende 2000 deshalb auf eine finale Wertung.
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