Videospiele haben meist ein Ziel, auf das sie hinarbeiten. Bei Spielen mit Story ist das oft ein emotionales Ende, das uns auch über Jahre hinweg begleiten soll. Welche Enden uns nachhaltig am meisten beeindruckt haben, führen wir in dieser Liste für euch auf. Zwei Hinweise vorab:
Die folgende Liste basiert auf den Meinungen der GamePro-Redaktion. Falls ihr ein anderes Ende aus Videospielen noch erinnerungswürdiger findet als unsere Auswahl, dann schreibt es uns in den Kommentaren.
Achtung Spoiler: In diesem Artikel erwarten euch Spoiler zu Shadow of the Colossus, RDR 1 + 2, BioShock Infinite, Halo Reach, Transistor, The Last of Us 1 + 2, The Walking Dead, Tacoma, Uncharted 4, Journey und What Remains of Edith Finch.
Shadow of the Colossus
- Release: 2005
- Plattform: PS2, PS3, PS4 (Remake)
Hannes: Wenn es um gute Enden geht, egal ob in Videospielen oder Filmen, ist oft die Rede von abgefahrenen Twists. Wendungen in der Geschichte, die das komplette, bisherige Erlebnis auf den Kopf stellen. Und mit etwas Augenzwinkern könnte man sagen, dass auch Shadow of the Colossus so einen Twist hat, nur dass wir ihn schon Stunden vor dem Ende kommen sehen. Allerdings wird er dadurch nur noch besser.
Zur Erinnerung: In Shadow of the Colossus müssen wir 16 Kolosse niederstrecken, um unsere Partnerin aus einem Koma-ähnlichen Schlaf zu erwecken. Das ist zumindest unsere Absicht. Tatsächlich werden wir aber in einem verbotenen Land von einer manipulativen Gottheit dazu verleitet, sie aus einem magischen Gefängnis zu befreien. Jeder tote Koloss stärkt die Präsenz des Bösen im Körper des Protagonisten.
Am Anfang ist das alles noch unklar und jagen die Riesen, ohne groß darüber nachzudenken. Erst später wird klar, dass wir immer als Aggressor auftreten und die Kolosse sich lediglich gegen uns verteidigen. Wir erahnen, dass hier etwas nicht stimmt, aber was sollen wir sonst tun? Es gibt nur den einen Weg. Jeder weitere Sieg steigert das Schuldgefühle und dieser eine Gedanke im Hinterkopf wird immer lauter: Das wird hier alles nicht gut ausgehen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber sie stirbt. So auch am Ende von Shadow of the Colossus.
Red Dead Redemption
- Release: 2010
- Plattform: PS3, Xbox One, PC
Hannes: Vor ein paar Jahren war das packende Ende von Arthur Morgans Geschichte in aller Munde. Dabei lässt sich leicht vergessen, wie eindrucksvoll schon das erste Red Dead Redemption zu Ende ging. Zwar kam das Finale hier nicht vollkommen aus dem Nichts, trotzdem fügt das unrühmliche Ende von John Marston der kompletten Geschichte einen anderen Stempel auf.
Nachdem er lange von der Regierung unter Druck gesetzt und erpresst wird, seine alten Bandenkollegen aufzuspüren und sie auszuschalten, wird Marston am Ende betrogen. Das komplette Spiel über geht es für uns um die Chance auf ein friedliches Leben mit unserer Familie, eine endgültige Flucht vor den Gräueln der Vergangenheit. Wir werden ein letztes Mal in unser altes, gewalttätiges Leben gezwungen, damit wir es im Anschluss endlich hinter uns lassen können.
Nach dem Abschluss unser Mission holt uns das kriminelle Leben von einst aber trotzdem ein. Auch John Marston bleibt nicht ungestraft und wird auf seiner eigenen Farm von einer Gruppe von Regierungsbeamten brutal niedergeschossen. Es ging nie um Absolution, Reue oder Gerechtigkeit. Es ging einzig und allein um Rache und um Macht. Sobald wir keinen Nutzen mehr haben, werden wir genauso gejagt, wie wir unsere alten Freunde gejagt haben.
Bioshock Infinite
- Release: 2013
- Plattform: PS3, Xbox 360, PC
Tobi: Eigentlich hätte ich nach dem Twist in der Story des ersten Bioshocks ahnen können, dass sich auch Bioshock Infinite etwas ausgeklügeltes für sein Finale aufheben würde. Doch was dann kam, blies mich - und viele andere wahrscheinlich auch - aus den Socken und gehört gleichzeitig zu den hirnverknotendsten wie spektakulärsten Auflösungen einer Geschichte, die ich bislang in Videospielen erlebt habe.
Als Booker DeWitt müssen wir in der Wolkenstadt Columbia nach der jungen Elizabeth suchen und diese von dort befreien, bekommen es dort aber immer wieder wie dem Gründer der Stadt und selbsternannten Propheten Zackary Comstock zu tun, der schnell als Bösewicht aufgebaut wird. Am Ende stellt sich aber heraus, dass wir selbst Comstock sind und Elizabeth unsere Tochter. Das Spiel erklärt das mit Paralleluniversen, in denen Versionen der Charaktere sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben und die an bestimmten Punkten überlappen.
Die lange Sequenz und die Gedankengänge dahinter sind allerdings noch wesentlich komplexer, es wurden im Netz ganze Abhandlungen über das Ende verfasst und bis heute gibt es Spekulationen und Theorien über das Ende von Bioshock Infinite, das in mir so lange nachgehallt hat wie kaum ein anderes Finale eines Spiels.
Halo Reach
- Release: 2010
- Plattform: Xbox 360
Tobi: Für alle Halo-Kenner*innen hat Reach das "Titanic-Problem". Denn schon von Beginn an weiß man, wie die Geschichte enden wird, nämlich mit der Zerstörung - oder besser "Verglasung" - des namensgebenden Planeten. Wie Entwickler Bungie die Geschichte allerdings inszeniert und vor allem abschließt, lässt mich auch im Rückblick noch ein bisschen emotional werden und Gänsehaut bekommen.
Mit dem Noble Team müssen wir in Halo: Reach den Angriff durch die Covenant-Aliens auf den Militärplaneten zurückschlagen, stehen gegen den gewaltigen Ansturm aber schnell auf verlorenem Posten. Nach und nach sterben Teammitglieder, die Verbliebenen schaffen es am Ende aber noch, die KI Cortana zum Schiff Pillar of Autumn zu bringen und ihr die Flucht ins All zu ermöglichen, bevor wir als Noble Six in der letzten spielbaren Sequenz in einem aussichtslosen Kampf gegen unzählige Covenant heroisch fallen.
Und so schließt sich dann auch der Kreis, denn Reach ist ja ein Prequel zu Halo. Durch den Einsatz des Noble Teams wurde die Geschichte der Master Chief-Halos erst möglich, was am Ende noch einmal schön aufgedröselt und mit toller Musik hinterlegt wird. Definitiv ein Shooter-Ende, das ich in dieser Wucht und Klasse nicht erwartet hätte.
Transistor
- Release: 2014
- Plattform: PS4, iOS, Nintendo Switch
Warnung: Verstörende Inhalte - Transistor behandelt in einigen Nebenmissionen Themen wie Suizid - ohne sie aber breit auszuwalzen oder zu verherrlichen. Wer darauf verstört reagieren könnte, sollte sich den Kauf des Spiels besser genau überlegen.
Rae: Mittlerweile ist es ein Running-Gag im GamePro-Team, dass ich unseren Test zu Transistor (der vor meiner Zeit entstanden ist) hasse. Hintergrund ist, dass ich der Meinung bin, dass er der großartigen, intelligenten Story des Bastion-Nachfolgers nicht gerecht wird. Oder dem Ende von Transistor, das übrigens der Grund ist, warum diese Liste existiert. Denn ich liebe das Ende von Transistor, obwohl mir selten das Finale einer Geschichte so weh getan hat.
Okay ja, der Weg zu diesem perfekten Ende ist nicht immer einfach. Die Geschichte rund um die verstummte Sängerin Red, ihr sprechendes Schwert Transistor und die mysteriöse Organisation Camerata, die ihr nach dem Leben trachtet ist verworren, komplex und nicht immer leicht nachvollziehbar. Gestört hat mich das allerdings nie, denn im Zentrum von Transistor stand für mich immer die Beziehung zwischen Red und ihrem titelgebenden Schwert. Ihm begegnen wir zuerst zu Beginn des Spiels, als sie es aus dem Körper eines unbekannten Mannes zieht, der sein Leben für sie geopfert hat und dessen Seele nun in der Waffe gefangen ist.
Schnell wird klar, dass die beiden sich gut kennen, selbst wenn wir nur Bruchstücke ihrer Beziehung erfahren basierend auf den Monologen des Transistors, der auf Reds Handlungen reagiert. Er ist ihr ständiger Begleiter, ihr Vertrauter und ihre Waffe im Kampf gegen die Camerata und eine Stimme der Vernunft.
Die wahre Natur ihrer Beziehung wird in den letzten Minuten des Spiels und schließlich im Abspann klar. Das Ende von Transistor (das eigentlich ein Happy End hätte sein können, schafft es Red doch ihre Feinde zu besiegen und ihre Stadt zu retten) führt uns nämlich zurück an den Anfang, zurück zum toten Körper des Unbekannten. Während wir im ersten Moment denken, dass Red zurückgekehrt ist, um sich vor dem Verlassen der Stadt von ihrem Freund zu verabschieden, wird schnell klar, dass das nicht ihre Intention ist.
Nachdem sie ihr Ziel erreicht und die Stadt gerettet hat, beschließt Red ihr eigenes Leben zu beenden und ihre Seele dem Transistor zu opfern, um dort erneut mit ihrem Geliebten vereint zu sein. Das wird klar, als wir das verzweifelte Flehen der Waffe hören, der versucht, sie davon abzubringen - ohne Erfolg. Sie nimmt sich auf dieselbe Art das Leben, wie es ihrem Partner genommen wurde, um wieder mit ihm vereint zu sein. Im Abspann sehen wir die beiden wieder vereint, glücklich.
Normalerweise würde es mir schwer fallen, ein Spiel, das mit einem Suizid endet, zu loben oder ein solches Ende als perfekt zu bezeichnen. Transistor schafft es für mich aber, genau den richtigen Ton zu treffen, um ein bittersüßes und so schmerzhaftes wie perfektes Ende zu schaffen.
Tacoma
- Release: 2017
- Plattform: PS4, Xbox One
Rae: Tacoma ist in vielerlei Hinsicht ein interessantes Spiel, das für mich in die Kategorie "ich mag es nicht wirklich, aber spielen sollten es trotzdem alle" fällt. Der Grund dafür ist vor allem das absolut perfekte Ende, das den schwierigen Balanceakt zwischen "ein guter Abschluss" und "ein guter Anfang" schafft. Nicht, dass ein zweiter Teil von Tacoma je geplant gewesen wäre, allerdings verlockt das Ende dazu, sich in "Was wäre wenn"-Gedanken zu verlieren, was in meinen Augen nur die besten Enden von Geschichten können.
Im Nachfolgeadventure der Gone Home-Macher verschlägt es uns in der nahen Zukunft auf eine verlassene Raumstation Tacoma, von der wir die Daten der hochentwickelten AI ODIN bergen sollen. An Board der Tacoma können wir mit Hilfe eines 3D-Überwachungssystems das Leben der Besatzungsmitglieder nachverfolgen und nach und nach die Ereignisse zusammenpuzzlen, die dafür gesorgt haben, dass die Station nun verlassen ist.
Nach und nach fügt sich so ein passiver Thriller rund um die finsteren Machenschaften mächtiger Unternehmen, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, zusammen. Im Zentrum dieser Machenschaften auf der Tacoma steht ODIN - allerdings nicht so, wie wir vielleicht vermutet hätten. Anstatt auf den Böse-KI-Trope zu setzen, erzählt Fullbright die Geschichte einer künstlichen Intelligenz, die sich gegen ihre Schöpfer wendet, um Menschenleben zu retten.
Der größte Twist zum Schluss ist es, wenn wir erfahren, dass es nicht wie augenscheinlich angenommen unsere Aufgabe ist, ODIN aka die "böse KI" aus dem Weg zu schaffen, sondern sie zu retten. Denn die Crew, die ODIN gerettet hat, beauftragte wiederum die "AI Liberation Front" (eine Gruppe, die sich für KI-Rechte einsetzt), ODIN zu bergen und in Sicherheit zu bringen - sofern ODIN zustimmt. Das Besondere am Ende von Tacoma ist daher nicht nur einfach der Twist und der Bruch mit bekannten Tropes, sondern vor allem die Implikation, dass Künstliche Intelligenz in der Welt des Spiels als Lebewesen mit eigenem Willen wahrgenommen werden. Das eröffnet ein vollkommen neues Universum mit neuen Möglichkeiten, das zuvor nur zu erahnen war und von dem ich gerne mehr gesehen hätte.
Ihr sucht nach weiteren Listen dieser Art? In dieser GamePro-Liste zeigen wir euch 11 Hauptcharaktere, die ihr eigenes Spiel nicht überleben.
Noch mehr tolle Videospiel-Enden findet ihr auf Seite 2.
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