Lange Zeit waren wir uns recht sicher, dass noch eine Erweiterung für Diablo 3 kommen würde. Schließlich hatte Reaper of Souls das Spiel erst vollends auf Kurs gebracht, erst mit dem Addon flogen Probleme wie das leidige Auktionshaus raus. Die Fans quittierten das mit 2,7 Millionen verkauften Exemplaren allein in der ersten Woche.
Bereits im August 2015 waren Diablo 3 und Reaper of Souls zusammen mehr als 30 Millionen Mal über die Ladentheke gegangen. Die Sache war also eindeutig: Aus diesem Spiel lässt sich noch einiges herausholen! Und es gäbe noch mehr als genügend Inhalte, mit denen man den Spielern ein zweites Addon schmackhaft machen könnte. Einen umfangreichen PvP-Modus zum Beispiel, oder endlich den verflixten Nekromanten!
Große Erweiterungspläne
Ein schon 2010 geleakter Produktplan deutete tatsächlich auf zwei geplante Erweiterungen hin. Ob dieser wirklich authentisch war, ist bis heute nicht bestätigt. Auffällig aber: Er enthielt bereits ein Warcraft-Sammelkartenspiel, das Mitte 2013 erscheinen sollte - und im August 2013 ging Hearthstone: Heroes of Warcraft in die geschlossene Beta. Released wurde es zwar erst 2014, aber so eine Verschiebung seit den ursprünglichen Plänen 2010 scheint für Blizzard-Verhältnisse sogar noch vergleichsweise harmlos.
Vor 2013 konnte aber niemand außerhalb der Firma von Hearthstone wissen, erst dann wurde es offiziell angekündigt. Wenn der Plan also kein authentischer Leak war, dann hat der Ersteller zumindest Blizzards Kartenspielpläne drei Jahre im Voraus verblüffend genau erraten.
Kolumne:Warum Diablo 3 noch ein Addon braucht
Was Diablo 3 angeht, so erklärte Jay Wilson bereits 2008 in einem Interview mit dem Musiksender MTV, dass man über Erweiterungen - also mehrere! - für das Spiel nachdenke. Auf der Blizzcon 2013 reagierte Josh Mosqueira auf die Frage nach einem zweiten Addon mit »Vielleicht«.
Gesucht: Ein neuer Diablo-Dompteur
Aber all dem zum Trotz fehlt von der zweiten Diablo-Erweiterung, die laut dem geleakten Plan eineinhalb Jahre nach Reaper of Souls hätte erscheinen sollen, weiterhin jede Spur. Stattdessen folgte einfach Patch auf Season auf Patch. Um Diablo 3 wurde es eher stiller als lauter, auf den Blizzcons 2014 und 2015 spielte es von allen Blizzard-Titeln klar die geringste Rolle.
Gut, Reaper of Souls wurde seinerzeit auch auf der Gamescom angekündigt, die Ankündigung eines weiteren Addons könnte also direkt bevorstehen. Was aber dagegen spricht: Diablos Game Director Josh Mosqueira verließ Blizzard erst kürzlich, und das Team sucht aktuell nach einem neuen Leiter für ein unangekündigtes Projekt. Er soll, so die Jobbeschreibung, Diablo in die Zukunft führen.
Zwei führende Designer, Don Vu und John Yang, wechselten dafür von Diablo ins Warcraft-Team und Lead World Designer Leonard Byoarsky sowie Chefautor Brian Kindregan nahmen ihren Hut. Zwar betont Blizzard, dass solche Personalwechsel völlig normal sind - aber dass Schlüsselmitarbeiter wie der Game Director und der Weltendesigner wegfallen oder neu besetzt werden, deutet zumindest darauf hin, dass das Diablo-Team gerade nicht mitten in der Entwicklung eines neuen Addons steckt.
Und dass zwei Jahre nach Reaper of Souls noch ein neuer Game Director an Bord geholt wird, um jetzt erst mit einer zweiten Erweiterung loszulegen, wirkt ebenfalls unwahrscheinlich - wenn auch nicht unmöglich.
Die Indizien für ein Diablo 4
Bereits 2015 wurde außerdem ein neuer Art Director gesucht, ebenfalls für ein unangekündigtes Diablo-Projekt, beworben als - Zitat - »Blizzards nächster Spielehit«. Im März 2016 kamen Ausschreibungen für einen Senior Concept Artist, einen Senior Character Artist und einen Lighting Artist dazu. Gerade Stellen wie den Art Director und Konzeptzeichner müsste man früh in der Entwicklung eines Spiels besetzen, um den Grafikstil festzuzurren.
Und woran sie arbeiten, scheint so geheim zu sein, dass laut der Website BlizzPro.com die Diablo-Abteilung bei Blizzard seit 2015 abgesperrt und für Studio-Besucher nicht zugänglich ist.
Die Job-Ausschreibungen liefern weitere Hinweise, dass es sich bei dem unangekündigten Diablo-Projekt um ein völlig neues Spiel handelt. Der Character Artist soll sich etwa mit Physically Based Rendering auskennen, einer mordernen Technologie für fotorealistische Ingame-Objekte.
Sie erlaubt es Entwicklern, mit weniger Aufwand Texturen unter verschiedenen Lichtverhältnissen glaubwürdig darzustellen. Diese Technik kommt unter anderen in Grafikkrachern wie Star Citizen oder Star Wars: Battlefront zum Einsatz - aber nicht in Diablo 3. Dessen Engine ist viel zu alt dafür, und so einen großen technischen Sprung würde man von einem einfachen Addon nicht erwarten.
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Keine Einnahmen, keine Zukunft
Dazu kommt, dass Diablo 3 seit der Abschaltung des Auktionshauses eins der ganz wenigen Blizzard-Spiele ist, das keinen konstanten Einnahmestrom mehr bietet. Vom klassischen Addon-Modell ist das Studio bei all seinen neueren Titeln wie Hearthstone, Heroes of the Storm und Overwatch zugunsten von Ingame-Käufen abgerückt. Mit Legacy of the Void erschien kürzlich die letzte Starcraft-Erweiterung, dafür wurden für die Zukunft kleinere DLCs wie Novas Geheimmissionen angekündigt.
Nur World of Warcraft wird noch ganz klassisch erweitert, aber hier war das noch nie die einzige Geldquelle, mit den Abogebühren setzt Blizzard deutlich mehr um. Es ist also gut möglich, dass es gar nicht mehr in Blizzards Politik passt, Diablo 3 noch alle paar Jahre mit Erweiterungen versorgen. Im asiatischen Raum haben die Entwickler sogar schon mit kosmetischen Mikrotransaktionen experimentiert.
Aufklärung noch 2016?
Und während die Versionen 2.3 und 2.4 nochmal richtig große Inhaltspatches mit neuen Gebieten und wichtigen Zusatzfunktionen wie Kanais Würfel waren, fielen 2.4.1 und die kommende Version 2.4.2 deutlich kleiner aus. Möglich, dass 2.3 und 2.4 noch Features enthielten, die ursprünglich für ein Addon geplant waren, und jetzt nur noch kleinere Patches geplant sind, um das Spiel am Laufen zu halten.
Dies ist freilich Spekulation - aber in Anbetracht aller Indizien glauben wir nicht, dass derzeit an einem Addon für Diablo 3 gearbeitet wird. Ein völlig neues Spiel, potenziell also Diablo 4, wirkt da deutlich wahrscheinlicher. Auch wenn sich derzeit noch nicht absehen lässt, wie das aussehen könnte. Mehr wie Diablo 2? Mehr in Richtung Online-Rollenspiel? Oder was ganz anderes?
Ein letztes Gerücht soll hier nicht unerwähnt bleiben, obwohl es nicht bestätigt ist: Angeblich erklärte ein Diablo-Communitymanager auf der Blizzcon 2015, dass es vielleicht dieses Jahr wenig Neues gab - aber Diablo-Fans auf der Blizzcon 2016 »durchdrehen« werden. Hoffentlich stimmt's!
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