In der wieder aufflammenden Debatte um die Auswirkungen von gewalthaltigen Computerspielen auf das menschliche Verhalten dürften Spielekritiker die Ergebnisse einer neuen deutschen Studie staunend zur Kenntnis nehmen.
Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf stellten sich die Frage: "Fördert das Spielen gewalthaltiger Videospiele Aggressivität?"
Das Ergebnis sei eindeutig: Nach Ablauf von 16 Wochen wurde festgestellt, dass der regelmäßige Konsum gewalthaltiger Spiele wie GTA 5 "keine schädlichen Auswirkungen" auf gesunde Erwachsene habe. Mit GTA 5 habe man gezielt ein Spiel gewählt, "das dem Spieler viele Anreize bietet, virtuell verschiedenste Straftaten zu begehen", wie die Leiterin des Forscherteams, Simone Kühn, gegenüber dem Spiegel äußerte.
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So wurde die Studie durchgeführt
Vor Beginn der Untersuchung wurden 77 Erwachsene, davon 38 Frauen, ohne psychologische oder neurologische Probleme über Flyer und das Internet angeworben. Die Teilnehmer wussten nur grob, dass sich die Studie um Videospiele dreht. Das durchschnittliche Alter der ursprünglichen 90 Probanden betrug 28 Jahre, 13 von ihnen beendeten die Studie vor dem regulären Ende. Alle Teilnehmer gaben an, in jüngster Vergangenheit wenig oder keine Computerspiele gespielt zu haben. Zudem habe niemand Erfahrung mit den betreffenden Titeln gesammelt.
Die Testpersonen wurden in drei Gruppen eingeteilt:
Die erste Gruppe bestand aus 25 Personen und spielte acht Wochen lang täglich 30 Minuten die Story-Kampagne von GTA 5. Der Third Person-Shooter ist ab 18 Jahren freigegeben und bekannt für seine anschaulich dargestellte Gewalt. Am Ende des Versuchs hatten sie eine durchschnittliche Spielzeit von 35 Stunden absolviert.
Die zweite Gruppe spielte im selben Zeitrahmen Die Sims 3. Die Lebenssimulation ist ab 6 Jahren freigegeben und entsprechend gewaltarm. Die 24 Spieler kamen am Ende der 8 Wochen Studiendauer auf durchschnittlich 32 Stunden.
Die dritte Gruppe diente der Kontrolle und bekam keine besonderen Aufgaben.
Wie wurde getestet?
Alle Teilnehmer wurden drei Mal mehreren Tests unterzogen, einmal vor Studienbeginn, einmal direkt danach und ein weiteres Mal acht Wochen nach Ende der Spielzeit. Die Tests umfassten Fragebögen und computergestützte Tests, mit deren Hilfe Stimmungen und zwischenmenschliche Kompetenzen geprüft wurden.
Der sogenannte Wortstamm-Ergänzungstest beispielsweise schlägt Probanden eine Silbe vor, welche sie dann ergänzen sollen. Wer auf MO nun RD ergänzt, gilt als eher aggressiv, während jemand, der den MOND assoziiert, eher als nicht aggressiv bewertet wird.
"Keine signifikanten Änderungen"
Mit Ausnahme dreier von insgesamt 208 Tests konnten die Forscher keine signifikante Veränderung bei der Aggressivität der Spieler feststellen. Fast alle Probanden, auch die Sims- und die Nicht-Spieler, verhielten sich zu jedem Testzeitpunkt ähnlich. Dabei hatte das Forscherteam allein durch Zufälle mit mindestens 10 messbaren Abweichungen gerechnet.
Die Forscher um Simone Kühn könnten ähnliche Studien nun bei Minderjährigen durchführen, da Vorstudien mit Erwachsenen dafür vorausgesetzt würden. Hier findet ihr die Original-Veröffentlichung der Studie bei Molecular Psychiatry.
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