Das Konzept von The Missing Link, dem ersten DLC zu Deus Ex: Human Revolution, erscheint auf den ersten Blick eher ungewöhnlich. Während die meisten Download-Episoden entweder vor oder nach den Ereignissen des Hauptspiels angesiedelt sind, spielt das fehlende Glied mittendrin – es trägt seinen Titel also nicht von ungefähr. Wir erinnern uns: In Human Revolution jagte Adam Jensen ein Dock des Belltower-Militärkonzerns in die Luft und schlich sich im Schutz des resultierenden Chaos’ auf einen Frachter, bloß um anschließend in Singapur wieder aufzuwachen. The Missing Link erzählt nun, was während der Überfahrt geschehen ist.
Die Story: Schon wieder ein Komplott
Und passiert ist ganz schön viel: Zu Beginn von The Missing Link wird Adam von Seeleuten erwischt, windelweich geprügelt und seiner Ausrüstung beraubt. Mitsamt den Augmentierungen, versteht sich. Damit wäre die ganze Angelegenheit im Grunde gelaufen und das Spiel vorbei, würde uns nicht ein ominöser Hacker aus dieser prekären Lage befreien. Also schleichen wir uns durch die Gänge des Belltower-Frachters, schalten still und heimlich die bedauernswerten Wachen aus und kommen einer – was sonst? – Verschwörung auf die Schliche.
Bei der Ankündigung von The Missing Link wurden Vermutungen laut, es könnte sich bloß um eine aus dem Hauptspiel geschnittene Episode handeln, die in typischer DLC-Manier kostenpflichtig nachgeliefert werden soll. Diese Unkenrufe bestätigen sich allerdings nicht; stattdessen erzählt The Missing Link gekonnt eine eigene, spannende Geschichte, deren Überraschung wir an dieser Stelle natürlich nicht verderben wollen. So viel allerdings sei gesagt: Belltower ist ein wirklich garstiger Verein.
Der Umfang: Länger als erwartet
Wie lange man am ersten DLC zu Deus Ex: Human Revolution Spaß hat, hängt in erster Linie von der Spielweise ab. Eidos Montreal gibt die Spieldauer mit fünf Stunden an. Leisetreter, die auch den letzten Winkel erkunden und in jedem E-Mail-Account herumschnüffeln, benötigen allerdings spürbar länger. Wir haben im Test rund sieben Stunden mit The Missing Link verbracht. Zumal es viel zu lesen, zu entdecken und zu hacken gibt. Überall stoßen wir auf versteckte Räume, finden Zeitungen oder E-Books und loggen uns unerlaubterweise in Computerterminals ein, die anschließend viele (und gut geschriebene) Hintergrundinfos zur Handlung offenbaren – toll.
Lediglich gegen Ende geht The Missing Link ein wenig die Puste aus. Das liegt einerseits daran, dass der Schwierigkeitsgrad rapide abnimmt. Sobald wir Adam erst einmal ordentlich augmentiert haben, stellen die meisten Gegner keinerlei Problem mehr dar. Noch schwerer wiegt, dass uns The Missing Link kurz vor Schluss dazu zwingt, bereits erkundete Gebiete erneut zu durchlaufen – und zwar nicht nur einmal, sondern doppelt. Das schindet Spielzeit, bildet aber auch einen spürbaren Bruch in einem sonst nahezu organischen Spielablauf ohne nennenswerte Längen.
Ebenfalls am Ende wartet auch der einzige Bosskampf. Im Gegensatz zu Deus Ex: Human Revolution zwingt der uns aber nicht zu einer stupiden Ballerei. Alternativ dürfen wir den Boss nämlich auch per Schleichangriff ausschalten oder ihn kurzerhand per Präzisionsgewehr ausknipsen. Das klingt in der Theorie prima, erweist sich beim eigentlichen Spielen aber als antiklimatisch. Gewehr zücken, abdrücken, Boss tot – gähn!
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