Fesselnd!
Viel mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, schließlich wird Deus Ex: Human Revolution gerade durch seine brillant geschriebene Geschichte und deren Entwicklung ein außergewöhnlich gutes Spiel. Es ist eure Aufgabe, in der Rolle von Adam nach Beweisen zu suchen und eine Verschwörung aufzudecken. Dafür erkundet ihr in der Ego-Perspektive verschiedene Szenarien, die euch von den Sarif-Labors in die düsteren Straßen von Detroit, einen verwinkelten Abschnitt in Shanghai oder die Sendezentrale eines gigantischen Multimedia-Unternehmens in Montreal führen.
Lasst euch von der Perspektive aber nicht täuschen: Dieses Spiel ist KEIN Ego-Shooter – auch wenn ihr oft die Wahl habt, mit brutaler Waffengewalt vorzugehen. Deus Ex: Human Revolution schafft es aber gerade durch die bedrohliche Atmosphäre und die geschickt gestreuten Infohappen ungemein intensiv an den Bildschirm zu fesseln. Es verbeißt sich vom ersten Moment an wie eine Augmentierung ins Motivationszentrum eures Gehirns, fesselt, pulsiert, bricht los. Das erreicht das Spiel durch die vielen, einleitenden Infofäden und -häppchen, denen ihr zunächst aus reiner Neugier nachgeht. Dann folgt der »diese Mission mach ich noch«-Effekt, verstärkt von spannenden Nebenmissionen, die teilweise sogar automatisch aktiviert werden. Die müsst ihr nicht annehmen aber die Welt des Spiels saugt euch dermaßen in sich hinein, dass ihr unbedingt mehr über sie und ihre Figuren erfahren wollt. Apropos Welt: Wem Human Revolution allzu vertraut vorkommt, schaut noch mal Blade Runner, Matrix oder Equilibrium. Cyberpunk -- alles klar?
Was darf ich einpflanzen?
Für erledigte Missionen oder andere Aktionen (zum Beispiel belohnt euch das Spiel für das Erkunden der Umgebung) gibt es Erfahrungspunkte, die ab einer gewissen Zahl in sogenannte Praxispunkte umgewandelt werden. Mit denen kauft ihr dann im jederzeit erreichbaren Augmentationsmenü neue Chips, Implantate oder ähnliche Hilfsmittel, um Adams Fähigkeiten aufzurüsten und damit die Möglichkeiten im Spiel deutlich auszuweiten. Zum Beispiel erspäht ihr Gegner eher, weil ihr sie markieren oder durch Wände sehen könnt. Oder ihr schnallt euch kurzerhand eine kybernetische Beinprothese an, die euch schneller sprinten oder höher springen lässt. Was ihr genau aus eurem Helden macht, liegt ganz an euren Vorstellungen bzw. eurem Praxispunktekonto.
Zerrissen
So verlockend dieser Gedanke zunächst ist, so sehr beißt sich der Augmentationsgedanke mit dem eigentlichen Wesen des Hauptcharakters. Adam Jensen ist eine zerrissene Persönlichkeit und das merkt man von der ersten Sekunde an. Der Augmentationstechnik steht er grundsätzlich skeptisch gegenüber und glaubt, nur Rüstungsfirmen würden letztlich von den menschlichen Ersatzteilen profitieren. In seiner Vorstellung sind die Augmentierungen wie Waffen, die man spielenden Kindern in die Hand gedrückt hat. Das ändert sich schlagartig mit den Ereignissen in den Laborkomplexen, denn nur durch die neue Technik wird er am Leben gehalten, später profitiert er sogar davon. Rassimus und die Spaltung der Gesellschaft sind ebenfalls zentrale Motive in Deus Ex, mit denen euch das Spiel immer wieder konfrontiert. Polizisten oder Prostituierte bezeichnen Adam als »Opti« oder »Blechbüchse« und während sich wohlhabende Augmentierte in luxuriösen und grell beleuchteten Limb-Kliniken die neueste Technik in den Körper schrauben lassen, fristen diejenigen, die sich die Operationen nicht leisten können, ihr Dasein in dunklen Gassen rund um brennende Mülltonnen. An diesen Stellen steigt Deus Ex: Human Revolution glaubhaft über die überschaubaren Genregrenzen hinweg und zeigt schonungslos auf, wie sich die Welt in Zukunft entwickeln könnte – Gesellschaftskritik auf spielerischem, aber nicht leichtem Niveau.
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