High-Frame-Rate
Peter Jackson begreift sich wie James Cameron als technischer Innovationstreiber fürs Kino. Er übernimmt nicht nur das 3D-Format, das bald jede große Hollywood-Produktion verwendet. Er verdoppelt auch die Anzahl der Bilder, die pro Sekunde im Kino zu sehen sind: anstatt 24 Bilder also 48 Bilder pro Sekunde. Da wir seit Jahrzehnten leicht ruckelnde Kinofilme gewohnt sind, ist diese Neuerung mehr als sichtbar. Der Effekt ist eine neue Ästhetik im Kino. Der Zuschauer nimmt die Änderung als deutlich schärfere Bilder wahr. Der Nachteil: Diese neue Ästhetik ist eigentlich nicht neu, weil die großen TV-Sender hierzulande 50 Bilder pro Sekunde senden.
Deswegen erinnert der Hobbit-Film, vor allem in hektischen Situationen, die aus der Nähe gefilmt werden, an billige TV-Dokus. Wir brauchten eine Weile, um uns damit anzufreunden und das neue Bild zu schätzen. Aber in langsam fließenden Landschaftsaufnahmen, von denen Der Hobbit eine Menge hat, wird der Zuschauer dann mit deutlich mehr Detailreichtum verwöhnt.
Es ist aber auch durchaus verständlich, wenn man den neuen Look als billig empfindet – Geschmacksache. Übrigens: Die meisten Projektoren der großen Kinoketten unterstützen die High-Frame-Rate, da sehr häufig nur ein Software-Update für die neue Technik nötig ist. Sehr viele Kinos machen damit Werbung und nutzen die Gelegenheit, angesichts neuer Technik und einer gewaltigen Überlänge einen ordentlichen Aufschlag an der Kasse zu verlangen.
Der Jackson-Trick
Peter Jackson weiß, wie ein guter Fantasy-Film funktioniert. Er sucht Eskapismus, Abenteuer, Action, Pathos, große Gefühle und ein ständiges Gefühl der Bedrohung. Wo ihm das die Vorlage nicht liefert, ändert er sie so lange, bis er hat, was er braucht. Das Resultat ist ein Cocktail, der stark die Muster aus Der Herr der Ringe kopiert. Die Geschichte schlägt auch bereits im ersten Teil den großen Bogen zum eigentlichen Nachfolger. So wird bereits sehr früh der Nekromant erwähnt, der eine wichtige Rolle spielen wird.
Allerdings scheitert Peter Jackson auch ein wenig an seinem eigenen Überschwang. Einerseits kann man es nicht zu sehr loben, dass es mal einen Film gibt, der sich für seine Handlung Zeit nimmt. 170 Minuten Film sind andererseits aber nur mit sehr viel Sitzfleisch zu ertragen. Dann kommt noch hinzu, dass nicht jede Minute durchgehend spannend ist. Es werden viele Namen und bekannte Gesichter abgehakt. Außerdem erklärt Jackson sehr viel Ringgeschichte: Wir werden etwa Zeuge einer Schlacht, die zwei Generationen vor den Ereignissen des Hobbit-Films spielt.
Fazit
Christian Merkel: »Der Regisseur Peter Jackson breitet in Der Hobbit: Eine unerwartete Reise vor dem Zuschauer eine Welt aus, wie es ganz offensichtlich nur er kann. Kein Fantasyfilm seit Der Herr Ringe konnte in derselben Liga spielen. Die Filmfirmen werden sich hüten, weitere Ausflüge nach Narnia oder in die Welt von Eragon zu finanzieren. Erst der neue Hobbit-Film kann dem Herrn der Ringe Paroli bieten – aber nur fast. Für die Krone im Fantasy-Genre ist die Vorlage zu dünn geraten. Den langsamen Stil nehme ich aber gerne in Kauf, denn das Ergebnis ist unglaublich schön. 170 Minuten war ich in einer anderen Welt gefangen, aus der ich nicht mehr raus wollte.«
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