Demon's Souls ist zurück! Elf Jahre nach Veröffentlichung des PS3-Originals erscheint das düstere und überaus fordernde Action-Rollenspiel als Remake zum Launch der PS5. Die Entwickler hinter der Neuauflage sind dabei keine Unbekannten, zeigen sich Bluepoint Games doch unter anderem für das fantastische Remake zu Shadow of the Colossus verantwortlich.
Für den Test war es uns wichtig, sowohl Demon's Souls-Neulinge über das Spiel aufzuklären als auch Fans des Klassikers darüber zu informieren, ob sich die Rückkehr ins Königreich Boletaria und den Nexus lohnt. Auch erfahrt ihr, wie viel Next-Gen denn wirklich im Spiel steckt und ob sich der stolze Preis von 80 Euro für diejenigen unter euch lohnt, die um Souls-Spiele bislang einen weiten Bogen gemacht haben.
Das erwartet euch mit Demon's Souls
Demon's Souls gilt als Wegbereiter des erfolgreichen Souls-like-Genres. Das beinhaltet meist knallharte Third-Person-Rollenspielkost in düsterem High-Fantasy-Setting. Im Gegensatz zu Bloodborne und Co. schmeißt euch Demon's Souls jedoch nicht in eine zusammenhängende, verwinkelte Open World und sagt "macht mal", sondern schickt euch von einem Hub-Areal aus (Nexus genannt) in fünf unterschiedliche Welten. Seid ihr als Neuling flott, bereist ihr so in gut 30 Stunden unter anderem eine altertümliche Festung, ein fauliges Sumpfgebiet oder stapft unter Tage durch düstere Minenschächte, voll mit echsenartigen Wesen, vermoderten Zombies und dem ein oder anderen Drachen.
Die Welten sind dabei in mehrere Level unterteilt, an deren Ende stets ein knackiger Bosskampf auf euch wartet. Ist der gemeistert, öffnet sich ein neues Gebiet. Die Krux am Spiel ist, dass ihr nach jedem Ableben erneut vom Levelanfang startet und bereits getötete Gegner sich wieder an Ort und Stelle eurer ersten Begegnung befinden. Eigene Speicherpunkte könnt ihr zudem keine anlegen. Euer aktueller Fortschritt wird vom Spiel permanent als Ist-Zustand gespeichert, einen Weg zurück gibt es nicht. Das bedeutet allerdings nicht, dass ihr stets den ganzen Weg nochmal ablaufen müsst, jeglicher Fortschritt verloren ist. Oft schaltet ihr Abkürzungen frei, die euch den Weg zum Boss erleichtern, oder ihr findet nützliche Rüstungen, Waffen und Items, mit denen ihr euren selbsterstellten Charakter verstärkt.
Im Kern ist Demon's Souls nämlich ein klassisches Rollenspiel, wie es im Buche steht. Ihr tötet Gegner und sammelt Erfahrung, mit der ihr wiederum eure Stärke, Vitalität, Geschicklichkeit etc. erhöht. Neben dem Nahkampf könnt ihr auch Zauber und Wunder erlernen. Die Magie wird jedoch nicht über einen Fähigkeitenbaum freigeschaltet, sondern ihr kauft sie im Hub-Areal von NPCs im Tausch gegen Seelen. Seelen sind die Währung des Spiels und zugleich eure gesammelte Erfahrung. Wer stirbt, hinterlässt die Seelen am Ort des Ablebens und hat nur einen Versuch, sie zurückzuerobern.
Infos zum Mehrspieler-Modus: Vor Spielstart könnt ihr euch zwischen einer Offline- oder Online-Session entscheiden. Der Online-Modus bietet dabei einige Hilfen, die speziell für Neulinge nützlich sind. So seht ihr nicht nur, wie andere Spieler*innen gestorben sind, sondern ihr seht auch deren hinterlassene Tipps bzw. Nachrichten auf dem Boden.
- Koop: Vor Bossen könnt ihr bis zu zwei Mitspieler*inen beschwören, die euch im Kampf helfen.
- Duelle: Wer hingegen auf PvP aus ist, kann die Spielwelten anderer überfallen.
Ganz, ganz wichtig: Habt ihr noch keine Erfahrung mit Souls-like-Spielen gesammelt, sollte euch zudem bewusst sein, dass die Geschichte ingame zwar von Nebencharakteren bruchstückhaft erzählt wird, ihr sie aber nicht auf dem Silbertablett präsentiert bekommt. Lange Cutscenes und ausufernde Dialoge samt Dialogoptionen gibt es hier nicht.
Vielmehr erzählen die Welten durch sogenanntes Environmental Storytelling selbst ihre Vergangenheit. Was euch ebenfalls bewusst sein sollte: Viele Komfortfunktionen aus anderen Rollenspielen fehlen. Das beinhaltet eine Karte, einen Quest-Log oder Marker, die euch zum Ziel führen. Hier seid ihr selbst gefordert und müsst auf eigene Faust erkunden. Proaktiv statt passiv lautet das Motto von From Software, den Entwicklern des Originals.
Die Weltentendenz: Sie ist Demon's Souls' überaus interessantes, aber wenig erklärtes Feature. Grob zusammengefasst, entscheidet euer Können am Pad darüber, wie sich die Spielwelt verändert. Sterbt ihr häufig, tötet unschuldige NPCs, verdunkelt sich die Weltentendenz. Mehrere sehr starke Gegner erscheinen fortan in den Arealen. Diese hinterlassen im Gegenzug aber auch nützliches Loot. Kommt ihr hingegen gut durch, tötet fleißig einen Boss nach dem anderen, erhellt sich die Weltentendenz. Das hat zur Folge, dass zuvor versperrte Areale nun offen sind. Standet ihr zuvor noch vor einer verschlossenen Tür, ist diese nun geöffnet.
So viel Next-Gen steckt im Remake
Und an dieser Stelle begrüßen wir die alten Souls-Recken für eine ganz entscheidende Frage. Ist Demon's Souls ein waschechtes Next-Gen-Spiel, sehen und spüren wir die Power der PS5, oder hätte das Ganze auch gut und gerne auf der PS4 erscheinen können? Wir machen es kurz: Obwohl das Spiel auf Next-Gen-Beiwerk wie Raytracing verzichtet, erwartet euch ein optischer, akustischer und haptischer Leckerbissen.
Grafik und Performance: Gespielt wird in 1440p und 60 fps oder wahlweise in nativem 4K und 30fps. Letztere Option würden wir euch jedoch nicht empfehlen, denn Demon's Souls sieht zwar in beiden Modi hervorragend aus, doch die höhere Bildrate spricht eindeutig für die etwas geringer aufgelöste Grafik. Ein so flüssiges Souls-Erlebnis gab es noch nie. Was wir in den Welten an grafischen Details entdeckt haben, ist schlicht atemberaubend. Wo im Original noch eine blanke Mauer steht, blicken wir hier auf zerfurchte Backsteine, wir erkennen kleine Schrammen in unserer Ritterrüstung und famose Licht- und Schatteneffekte. Dadurch wird aus dem zuvor schon unheimlichen Level "Turm von Latria" ein wahres Horrorerlebnis der Extraklasse.
Was Bluepoint hier abgeliefert hat, ist das schönste Remake aller Zeiten - mal von den eher mittelprächtig animierten NPCs abgesehen. In den Optionen könnt ihr zudem noch Parameter wie die Filmkörnung und Motion Blur regulieren. Und ein Sonderlob gebührt dem Animations-Team, das für jede Waffe neue Parade- und Backstab-Animationen entworfen hat. Und diese sind so wuchtig und spratzig, ihr wollt nie wieder einen normalen Angriff ausführen. Wenn es je einen richtigen Zeitpunkt gab, um das Parieren der gegnerischen Angriffe zu lernen, dann jetzt.
Dieser Sound: Für das Remake wurde ein neuer orchestraler Soundtrack aufgenommen. Zählt bereits die Musikuntermalung des Originals zu den besten überhaupt, werdet ihr jetzt von den wuchtigen Bosskampfmelodien regelrecht mitgerissen. Was uns jedoch noch ein wenig mehr begeistert, sind die Soundeffekte des Remakes, die auch ohne High-End-Heimkinoanlage hervorragend klingen. Allein der Klang, wenn unser Schwert wuchtig auf einen gegnerischen Schild schlägt, oder das schmatzige Knirschen, wenn wir einem Gegner den Dolch in den Rücken stoßen. Hier macht sich die Liebe der Entwickler*innen zum Detail bemerkbar.
Mehr Haptik durch den DualSense: Unterstützt wird das Sounddesign vom neuen PS5-Controller, der zwar wie der PS4-Controller auch Umgebungsgeräusche wiedergibt, jedoch im Vergleich zum DualShock 4 einen Mehrwert bietet: sehr gutes haptisches Feedback dank der verbesserten Rumble-Funktion. Trefft ihr mit der Waffe eine Wand, dann spürt ihr das. Habt ihr einen Aufzug aktiviert und steht in der Nähe, dann merkt ihr das leichte Klackern der Zahnräder in euren Händen. Es sind solche Details, die das Spielgefühl auf ein neues Level heben. Etwas schade ist lediglich, dass die Adaptive Trigger beispielsweise beim Spannen des Bogens nicht genutzt werden. Das wäre das Tüpfelchen auf dem "i" gewesen.
Die Ladezeiten: Tode waren im PS3-Original stets eine doppelte Bestrafung. Nicht nur war der Fortschritt zu großen Teilen futsch, auch verging einige Zeit bis zum Wiedereinstieg. Zwar sind die Ladezeiten im Remake nicht komplett weg, jedoch sind sie so gering, dass sie den Spielfluss nicht mehr stören. "Du bist gestorben", eine kurze Blende und zack, steht der gefallene Recke wieder auf den Beinen. Auch die Ladezeiten vom Nexus in die Welten oder vom Menü ins Spiel sind kurz, sehr kurz.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Bluepoint nicht nur ein detailverliebt hübsches und klangvolles Erlebnis abliefern. Natürlich, und das wollen hier auch festhalten, handelt es sich weiter um einen Launchtitel, der die PS5 natürlich nicht voll an ihre Grenzen bringt. Raytracing hat man sich gespart, und speziell bei den Gesichtsanimationen geht heutzutage deutlich mehr. Das audiovisuelle Gesamtpaket ist dennoch speziell im Vergleich zur letzten Konsolengeneration ein seh-, hör- und spürbarer Schritt nach vorn.
Die Neuerungen im Vergleich zum Original
Nachfolgend wollen wir für euch in Stichpunkten die Dinge auflisten, die Bluepoint im Vergleich zur PS3-Version verändert bzw. ergänzt hat.
- Fotomodus: Per Druck auf das Touchpad gelangt ihr jetzt nicht nur zum umfangreichen Fotomodus, um wahlweise heroische oder witzige Bilder zu schießen, auch könnt ihr so das Spiel pausieren. Eine kleine Neuerung, die bereits jetzt in der Community für ordentlich Gesprächsstoff sorgt, da das Pausieren in einem Souls-Spiel ein echtes Novum ist.
- Optionale Farbfilter: Über den Fotomodus oder die Einstellungen könnt ihr unterschiedliche Filter einstellen. So könnt ihr unter anderem über "klassisch" die Farbpalette des Originals nutzen. Wer will, kann sich seinen Filter sogar selbst basteln.
- HUD-Optionen: Ihr könnt das User Interface nun entweder komplett ein- oder ausschalten oder es auf dynamisch stellen. Dann wird beispielsweise die Lebensanzeige nur eingeblendet, wenn ihr Schaden nehmt. Zudem könnt ihr diese Wahl für alle HUD-Elemente einzeln treffen.
- Verbesserter Charaktereditor: War die Held*innen-Erstellung im Original noch recht spartanisch, könnte sie hier umfangreicher kaum sein. Vom Haar bis zum Kinn könnt ihr euren Charakter so verschönern bzw. verunstalten, wie ihr wollt.
- Items verschicken: Überschreitet ihr eure Gegenstandslast, könnt ihr Loot jetzt direkt an Lagerist Thomas in den Nexus schicken. Das ist speziell beim Farming für Waffenverbesserungen eine sehr gute Komfortverbesserung.
- Weltentendenz-Visualisierung: Im HUD, aber auch über die Einstellungen, zeigt euch ein Auge neben jedem Keilstein an, wie hell bzw. dunkel die Weltentendenz ist. Mehr als eine kleine Hilfe ist das jedoch nicht.
- Fractured-Mode: Über die Statue im Nexus könnt ihr jetzt nicht nur wie in Dark Souls für die Vergebung eurer Sünden beten - habt ihr beispielsweise aus Versehen einen NPC vermöbelt - und zurück in den Charakter-Editor wechseln, auch könnt ihr hier die Spielwelt spiegeln.
- Items und Rüstungen: Auch der ein oder andere neue Gegenstand wurde implementiert. Erwartet hier allerdings keine große Auswahl. Auch Krähe Snuggly gibt euch neue Items im Tausch.
- Begrenzte Heilitems: Konntet ihr früher vor Online-Duellen noch 99 Stück aller Grasarten tragen, wurden sie im Remake limitiert.
- Verbessertes Ausweichen: Ging es im Original bei der Rolle nur in vier Richtungen, könnt ihr jetzt den Gegner im Visier beliebig ausweichen.
Wird das Remake dem Original gerecht?
Ein fettes "Ja!". Das Remake trieft Demon's Souls aus jeder Pore, und auch beim Gameplay fühlten wir uns direkt heimisch. Basis der Neuauflage ist nämlich weiterhin die PS3-Version. Animationen sehen nun zwar besser aus, die Timings im Kampf und auch die Laufwege der Gegner sind jedoch identisch. Und abseits von wenigen Quality of Life-Verbesserungen - dazu später mehr - bekommt ihr inhaltlich auch exakt das Spiel von vor elf Jahren.
Leichte Sorgen hinsichtlich der veränderten Atmosphäre können wir ebenfalls ausräumen. Ist euch das Spiel zu hell, aktiviert ihr einfach einen klassischen Farbfilter und habt vor euch die grünlich-graue Optik des Originals. Selbst beim Gegnerdesign haben Bluepoint wirklich alle Register gezogen. Die Dämonen schauen herrlich grotesk und meist wie eine Next-Gen-Version ihrer Vorbilder aus. Einen Flamelurker, der aussieht wie Blizzards Diablo höchstpersönlich, gab es jedoch nur im Trailer. Hier wurde auf das Feedback aus der Community gehört.
Ist Demon's Souls 2020 noch ein erstklassiges Action-RPG, und wenn ja, für wen?
Mit Demon's Souls erwartet uns zum Start der PS5 eines der besten und packendsten Action-Rollenspiele aller Zeiten, das von Entwickler Bluepoint mit ganz viel Liebe zum Original in die neue Generation überführt wurde. Seid ihr Fans des Spiels und habt euch eine ehrfürchtige Hommage gewünscht, geben wir euch eine glasklare Empfehlung. Besser kann man ein Remake nicht umsetzen.
Jedoch kommt an dieser Stelle ein kleines "aber". Bluepoint wurde dem Anschein nach so sehr bei der Umsetzung auf die Finger geschaut, beziehungsweise war wohl die Ehrfurcht vor dem Klassiker so groß, dass das Spiel an einigen Stellen in der Zeit stehengeblieben scheint. Ja, einige Quality of Life-Verbesserungen gibt es, diese greifen jedoch abseits der sinnvollen Heilitem-Begrenzung und dem Item-Versand nicht ins Spiel ein. Das mag viele freuen, aus unserer Sicht ist das aber auch mit Blick auf die Gameplay-Evolution der Souls-Reihe inkonsequent.
Warum wird ein durchaus interessantes Feature wie die Weltentendenz nach wie vor abseits eines kleinen Hilfetexts im Menü so gut wie nicht erklärt, ist weiterhin ohne Guide für die meisten Spieler*innen nicht zu verstehen? Warum gibt es keine ausführliche Erklärung zu den Online-Komponenten? Warum kann ich mich beim Laufen nicht heilen? Warum sind viele Laufwege der KI noch genauso verbuggt wie früher? Wir könnten diese Fragerunde noch eine Weile fortführen, und mit der Diskussion um fehlende Schwierigkeitsgrade fangen wir an dieser Stelle gar nicht erst an. Der Punkt ist: From Software hat die Souls-Spiele über die Jahre stets weiterentwickelt, Demon's Souls steht im Vergleich zur Serienevolution hingegen beinahe still. Doch das macht nichts, denn das Paket aus grandioser Optik und dem tollen Spielgefühl steht beispielsweise einem Bloodborne in nichts nach.
An die neuen Dämonenjäger: Und hier kommen wir abschließend auch zu denjenigen unter euch, die frische Souls-Luft schnuppern wollen, vielleicht sogar eher vom Souls-Genre abgeschreckt sind, jedoch von der tollen Grafik angezogen werden. Auf der einen Seite ist speziell Demon's Souls durch vergleichsweise leichtere Bosse und die motivierende, nicht überfordernde Levelstruktur der perfekte Einstieg ins Genre. Dennoch müsst ihr wissen, dass hinter dem Next-Gen-Gefühl ein erbarmungsloser Höllentrip lauert, für den ihr Geduld benötigt und für den ihr lernbereit sein müsst.
Es ist nicht der Schwierigkeitsgrad, der Demon's Souls definiert, es ist der Wille, aus Fehlern zu lernen, dadurch angetrieben zu werden. Sagt euch das nicht zu, dann werdet ihr auch mit 4K, 60fps, all den tollen Details, dem genialen Leveldesign und der herrlich düsteren Atmosphäre auf Dauer keinen Spaß haben. Habt keine Angst vor Demon's Souls, aber unterschätzt nicht die dunkle Seele, die darin steckt.
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