Es gibt wohl kaum ein Spiel in diesem Jahr, das sich schwerer erklären lässt als Deathloop. Auch jetzt, wenige Wochen vor dem PS5-Launch am 14. September kommt oft die Frage auf: Deathloop sieht irgendwie cool aus, aber worum geht's da denn nun? Wie spielt es sich? Tja, diese brennenden Fragen kann ich jetzt beantworten, denn in den letzten Tagen konnte ich Deathloop endlich selbst spielen und einen ersten Eindruck gewinnen.
Nur kurz zur Einordnung: Ich habe mich zwar schon öfter intensiv mit Deathloop auseinandergesetzt - zum Beispiel in meiner ersten großen Preview. Bislang ging das aber Covid-19-bedingt nur via kommentiertem Gameplay der Entwickler*innen und Interviews mit den Verantwortlichen von Arkane Studios. Das war zwar alles sehr aufschlussreich, aber zwischen Theorie und Praxis - gerade bei ungewöhnlichen Spielkonzepten - können Welten liegen.
Etwa fünf Stunden habe ich jetzt mit der Story-Kampagne von Deathloop verbracht. Zum experimentellen Multiplayer, in dem wir die Spielstände anderer Spieler*innen überfallen können, kann und darf ich auch weiterhin nichts sagen.
Meine ersten Gedanken zu Deathloop sind: Hier kommt ein sehr stylischer, cleverer aber auch fordernder Genre-Mix auf uns zu, der sich zum Glück alle Mühe macht, die eigene Funktionsweise in aller Ruhe zu erklären. Und das auch mit Erfolg.
Und täglich grüßt das Attentat
Worum ging's nochmal? Wir spielen den ruppigen Colt und haben 24 Stunden Zeit, acht Personen - die sogenannten Visionäre - auszuschalten, um eine Zeit-Schleife auf der geheimnisvollen Insel Blackreef zu brechen - scheitern wir, beginnt der Tag von vorn. Dass Deathloop ein Stealth-Shooter mit leichten Roguelike-Mechaniken und Dishonored-Flair ist, sollte durch die bisherigen Trailer und Previews klar geworden sein.
Und gleich zur Beruhigung: Diese eigenwillige Mischung funktioniert und bis jetzt läuft Deathloop auch keine Gefahr ein Mischmasch aus Ideen zu sein, die nicht so recht zusammenpassen wollen. Die große Hürde, die Deathloop aber zu überwinden hat, ist es, wirklich klar zu machen, wie die Zeitschleife funktioniert und wie die Story in diesem Rahmen erzählt wird.
Deathloop wirft uns gleich zu Beginn in das kalte Wasser und es ist absolut beabsichtigt, dass wir nicht verstehen, wie der Loop funktioniert, was hinter der Insel steckt oder wer die Visionäre sind. Auch die Geschichte müssen wir uns also selbst erarbeiten. Zum Glück sind die Tutorials verständlich aufbereitet und wir werden langsam an das große Ganze herangeführt - niemand wird komplett ahnungslos und überfordert zurückgelassen.
Der wichtigste Punkt: Es verläuft hier nichts in Echtzeit. Es gibt keine tickende Uhr, die uns vielleicht sogar mitten in einer Mission wieder an den Anfang zurücksetzt. Stattdessen ist ein Deathloop-Tag in vier Abschnitte eingeteilt: Morgens, Mittags, Nachmittags und Abends. Das bedeutet, dass wir vier Mal am Tag eine Mission beginnen und abschließen dürfen - ohne jedes Zeitlimit. Komplexer wird diese Aufteilung durch die Tatsache, dass es auf Blackreef auch vier unterschiedliche Locations gibt, die wir bereisen können.
Ein bisschen James Bond, ein bisschen Sherlock Holmes
Unser Loop könnte also folgendermaßen aussehen: Morgens schnüffeln wir durch das Städtchen Updaam, gegen Mittag gibt es einen Ausflug nach Fristad Rock, am Nachmittag hüpfen wir nochmal nach Updaam (was vergessen…) und Abends gehen wir in der Karlsbucht neuen Hinweisen nach. Jeder dieser vier Orte ändert sich je nach Tageszeit - so sind mal mehr mal weniger Wachen unterwegs. Vor allem lassen sich Haupt- und Nebenmissionen nur zu bestimmten Zeitpunkten voranbringen. Wir müssen also zur rechten Zeit am rechten Ort sein.
Und hier liegt für mich das Herzstück von Deathloop: Die wirklich unterhaltsame aber auch fordernde Schnitzeljagd nach Hinweisen. Ein wesentlicher Bestandteil der Loops besteht darin, nach und nach Infos und Zahlencodes zu ergattern, die uns beim nächsten Loop ein Stückchen weiterbringen. Dank der übersichtlichen Menüs lassen sich diese Hinweise auch gut im Blick behalten. Ich will (und darf hier auch gar nicht) spoilern, aber oft braucht es mehrere Zeitschleifen, um eine Mission abzuschließen, weil wir eben auch manchmal zu einem früheren Zeitpunkt zurückkehren müssen.
Das große Ziel von Deathloop ist es, die acht Anführer des ÄON-Projekts auszuschalten. Nur leider lässt sich das nicht in einem einzigen Loop schaffen. Selbst wenn wir fünf Visionären den Garaus machen, sind sie beim nächsten Loop wieder lebendig. Es gilt also herauszufinden, wie es machbar ist, alle auf einen Streich zu erledigen. Und das erfordert viel unterhaltsame Detektivarbeit. Parallel lassen sich auch Nebenmissionen abschließen, die uns Tresore öffnen und seltene Waffen oder Fähigkeiten finden lassen. Auch hier sind Informationen das A und O.
Von vorn beginnen ist kein Rückschritt
Kein Loop ist sinnlos: Falls ihr noch Sorge habt, dass ihr nach langen Loops, die bis zu zwei oder drei Stunden gehen können, mit leeren Händen von vorn beginnt, kann ich euch beruhigen. Abseits der Hinweise, die ihr findet und in den nächsten Loop mitnehmt, gibt es auch ein übergreifendes Fortschrittssystem. Nach und nach lässt sich ein Arsenal an Waffen, Perks und Fähigkeiten aufbauen, dass euch bei jedem Neustart zur Verfügung steht. Dafür kann eine Ressource ausgegeben werden, die sich in den Missionen verdienen lässt - aber das wäre jetzt ein kleiner Spoiler.
Im direkten Vergleich mit der Story und der Zeitschleife ist das eigentlich Kerngameplay von Deathloop relativ konservativ. Wir schleichen uns an Wachen vorbei, schalten sie hinterrücks aus, greifen zu übersinnlichen Fähigkeiten wie Teleportation oder gehen einfach in den offenen Schusswechsel über und ballern, was das Zeug hält. Bei letzterer Taktik ist der Loop aber oft schneller vorbei als euch lieb sein dürfte. Allzu viel kann ich dazu aber noch nicht sagen - mehr gibt es dann in meinem Deathloop-Test zu lesen.
Was ich aber sagen kann: Alles an Deathloop ist extrem cool. Sei es nun das Art Design, die Levelarchitektur, die Inneneinrichtung oder auch Colt selbst, der gern von der Gesamtsituation überfordert seine Sprüche drückt. Die vielen filmischen Einflüsse, gerade aus dem Spionage-Kino der 1960- und 1970-er Jahre, tragen zu einer lässigen Atmosphäre bei, die das Erkunden von Blackreef sehr unterhaltsam macht. Ich hoffe, das bleibt so.
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