Eine verheerende Pandemie hat einen Großteil der Menschheit zu Zombies mutieren lassen. Unser Held ist einer der wenigen Überlebenden, der sich durch eine gnadenlose postapokalyptische Open World schlagen muss.
Mit ihrem ersten großen PS4-Blockbuster Days Gone verwirklichen die amerikanischen Entwickler von SIE Bend Studios eine nicht gerade originelle Idee. Wie viele Zombie-Titel mit ähnlicher Prämisse mittlerweile durch den Markt schlurfen, können wir nämlich gar nicht mehr zählen. Von Open World-Spielen ganz zu schweigen.
Dennoch sind wir fest davon überzeugt, dass Days Gone das Zeug zu einem Hit hat. Denn nach dem Anspielen können wir zwei Dinge mit Sicherheit sagen: Erstens sind Zombies hier alles andere als langweilig. Und zweitens verspricht das Action-Adventure ein forderndes wie spaßiges Gameplay-Konzept, das sich zwar auf altbekannte Mechaniken verlässt, diese aber gekonnt kombiniert.
731 Tage später
Unsere Anspielsession setzt etwa 50 Minuten nach dem Beginn des Spiels ein. In der Geschichte sind hingegen bereits 731 Tage vergangen, seitdem der schicksalhafte Tag des Ausbruchs die Welt von Days Gone für immer verändert hat. Freakers - so werden die Zombies im Spiel genannt - tummeln sich nach Menschenfleisch gierend in der verödeten Wildnis des amerikanischen Westens. Die letzten Überlebenden haben sich hingegen entweder in einzelnen Camps verbarrikadiert oder sammeln sich in größeren Städten mit bis zu 800 Bewohnern.
Wir gehen es beim Anspielen eine Nummer kleiner an. In der Biker-Kluft des Raubeins Deacon St. John finden wir uns in einer überschaubaren Siedlung wieder, in der wir einen Auftrag für unseren Kumpel Boozer annehmen. Der benötigt nämlich dringend sterile Bandagen. Das Problem? Das Verbandszeug befindet sich in einem Lager, in dem es von Freakers nur so wimmelt. Nur jemand mit reichlich Kampf- und Untoten-Erfahrung kann es bergen, und dieser jemand sind natürlich wir.
Rundum gefährliche Open World
Ohne zu zögern, schwingen wir uns auf den Ledersitz unseres Bikes und donnern durch die Tore der Siedlung hinaus ins unbarmherzige Freie. Schon während wir auf einem staubigen Offroad-Weg zur Zielmarkierung auf unserer Minimap fahren, vergehen keine zwei Minuten, bis uns ein gefräßiges Freaker-Quartett im Nacken sitzt. Laut Creative Director John Garvin schlagen wir uns durch eine Spielwelt, die rund um die Uhr gefährlich ist. Und von dieser stetigen Gefahr dürfen wir uns nun erstmals selbst überzeugen.
Dank der eingängigen Steuerung unseres Motorrads lassen wir die aggressiven Untoten zwar in einer Staubwolke zurück, beim Blick über die Schulter staunen wir aber nicht schlecht: Die Freakers sind keine lahmen Schlurfer, sondern rennen verdammt schnell. Wären wir zu Fuß unterwegs gewesen, hätten wir einem offenen Kampf nicht aus dem Weg gehen können. Und ohne die richtigen Waffen und Ausrüstungsgegenstände hätten wir hier vermutlich alt ausgehen.
"Stürzt euch ja nicht unüberlegt in die Wildnis, ansonsten werdet ihr zerfleischt", warnt uns ein Entwickler, der uns beim Spielen über die Schulter schaut. Denn Days Gone ist spielerisch anspruchsvoller als gedacht und verlässt sich ganz darauf, dass wir den Survival-Aspekt des Spiels voll ausnutzen.
Heißt: Wir sollten jederzeit mit offenen Augen durch die Gegend ziehen und immer bestens auf bevorstehende Kämpfe vorbereitet sein, nicht nur gegen die wandelnden Toten, sondern auch gegen Menschen und wilde Tiere wie Wölfe.
Stealth vs. offener Kampf
Im Lager angekommen stopfen wir uns deshalb jedes Crafting-Material in die Tasche, das wir auf Kisten oder an Autowracks finden können. Zum Beispiel leere Flaschen, Kerosin und alte Lumpen für einen Molotowcocktail, den wir anders als in The Last of Us nicht im Live-Menü, sondern ganz einfach per Knopfdruck über das Waffenrad herstellen.
Während wir das Lager looten, halten wir aber zunächst unser Kampfmesser im Anschlag und schleichen geduckt zwischen Autos und Kisten umher, um ahnungslos umher streunende Freakers still und heimlich von hinten auszuschalten.
Nach dem Vorbild von Far Cry 5 oder Assassin's Creed: Origins hätten wir uns hier ebenfalls für eine offensive Vorgehensweise entscheiden können. Wir gehen aber lieber eine Nummer sicher und setzen auf Stealth, obwohl es gar nicht einfach ist, die schlaue KI zu überlisten. Die Freakers reagieren auf jeden Fehltritt sofort. Einmal werden wir sogar selbst hinterrücks von einem Feind überrascht, weil wir zu sehr nach Loot gieren, anstatt aufmerksam auf unsere Umgebung zu achten.
Überlebensregel Nummer 1
Um an Boozers Bandagen zu gelangen, müssen wir schließlich die elektrisch verschlossenen Türen eines Gebäudes öffnen, indem wir einen alten Generator anwerfen. Jedoch macht das stotternde Teil so viel Krach, dass er weitere Untote anlockt, die sich kreischend in der Ferne ankündigen. Rast jetzt eine Horde aus 500 Untoten auf uns zu, die uns Sony in vergangenen E3-Trailer als große Besonderheit von Days Gone präsentiert hat?
Zumindest in dieser Story-Mission können wir durchatmen. Bei unserem Anspieltermin nehmen wir es lediglich mit einem Pulk bestehend aus vielleicht zehn Freakers auf. Dank unseres zuvor gecrafteten Molotowcocktails, unserer mächtigen Winchester-Schrotflinte und einigen glücklich getimten Ausweichrollen machen wir schnell kurzen Prozess mit dem garstigen Gesindel. Gute Vorbereitung ist eben das A und O.
Third-Person-Ballerei á la Uncharted
In der zweiten spielbaren Mission müssen wir uns hingegen mit menschlichen Gegnern herumschlagen und begeben uns dafür in ein Camp rund um einen Funkturm, den wir aktivieren sollen. Anders als in der vorherigen Mission missachten wir aber Regel Nummer eins und stolpern stümperhaft ins stark bewachte Camp, weil wir mit unserem röhrenden Bike zu nah am Eingang stoppen.
Sofort pfeifen uns die Projektile aus Pistolen und AKs um die Ohren und wir hechten hinter die nächstgelegene Häuserwand. Während wir mit unserer Knarre aus der Deckung heraus auf unsere Gegner feuern, denken wir sofort an die Schießereien aus den Uncharted-Spielen. Das Gunplay fühlt sich ähnlich an. Autoaim gibt es keines. Freihand zielen wir auf die Köpfe unserer Gegner und verteilen nach kurzer Eingewöhnung einige lebensrettende Headshots.
Schließlich räumen wir das Camp und kraxeln auf den aktivierten Funkturm, um unsere Mission abzuschließen. Oben angekommen, atmen wir abermals durch. Das war knapp. Zwar können wir Deacon St. Johns Lebensleiste verlängern, indem wir in der Spielwelt versteckte Spritzen finden, bisher hält unser Held aber nur wenige Treffer aus. Und weil wir weder im Vorfeld noch im Eifer des Gefechts daran gedacht haben, genügend Bandagen zu craften, pfeifen wir jetzt (glücklicherweise nur) aus dem letzten Loch.
Der genau richtige Schwierigkeitsgrad?
Auf einen Easy-Mode können wir in Days Gone übrigens nicht ausweichen. Wir müssen auf einem festgelegten Schwierigkeitsgrad überleben, der uns stetig herausfordert. Und genau das macht Days Gone so besonders. Das Action-Adventure bedient sich zwar an Spielen wie Far Cry und Uncharted, fühlt sich dank des starken Survival-Fokus bislang aber wie eine frische Open World-Erfahrung an.
Wie abwechslungsreich die offene Spielwelt letztendlich wirklich ist und ob Days Gone trotz spielerischen Anspruch nach einigen Stunden nicht doch zu einer drögen Zombiehatz mutiert, muss uns das Spiel zwar noch beweisen. Nach den ersten 45 Minuten sind wir allerdings sehr angetan.
Days Gone erscheint Anfang 2019 exklusiv für die PS4. Einen konkreten Release-Termin gibt es noch nicht.
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