Nach dem Studium bin ich relativ spontan für einen Job nach Berlin gezogen. Plötzlich fand ich mich alleine in einer wildfremden Stadt wieder, mehrere hundert Kilometer entfernt von allen, die ich kannte.
Weil gemeinsames Kaffeetrinken mit Freunden auf Distanz etwas schwierig ist, war die logische Konsequenz, sich einfach ein Spiel zu suchen, das wir gemeinsam zocken konnten. Kaffeetrinken 2.0, quasi. Statt Kaffee gab es aber Zombies, denn unsere Wahl fiel auf Left 4 Dead 2.
Dinos statt Menschen, Xenomorphs statt Zombies
Schon als wir L4D2 zum ersten Mal anschmissen war das Spiel nicht mehr ganz frisch, sondern hatte bereits mehrere Jahre auf dem Buckel. Die Alterserscheinungen sah ich allerdings gar nicht, was vor allem daran lag, dass ich das Koop-Spiel bis zur Unkenntlichkeit gemoddet habe. Da ich als einzige in meinem Freundeskreis eine Xbox 360 besaß, wurde zwangsläufig auf PC gespielt. Ich nutze die Konsolen-lose Gelegenheit, um meinem Left 4 Dead 2 das "gewisse Etwas" zu verpassen.
Das gewisse Etwas waren für mich spielbare Velociraptoren statt der normalen Überlebenden, Xenomorphs statt Zombies, Slenderman statt Smoker und Lichtschwerter statt Macheten, um nur ein paar kleine Änderungen zu nennen. Zu einem Zeitpunkt hatte ich sogar Teletubbies im Spiel, aber das war mir dann doch zu gruselig.
Neben diesen zugegeben teilweise recht fragwürdigen Personalisierungen nutzten wir jede Menge von Fans generierte Maps und Szenarien, die etwas Abwechslung in den Überlebenskampf brachten.
Rae has startled the Witch
Kommunikation ist das A und O von Left 4 Dead, denn nur gemeinsam kommt man gegen die Zombiehorden an. Und selbst wenn die gemeinen Untoten kein großes Problem darstellen, gibt es ja noch immer die besonderen Infizierten, die mir fiesen Überrasschungen auf uns warteten: Tank, Hunter, Boomer, Smoker, Spitter, Charger und natürlich die Witch.
Ach ja, die Witch. Eigentlich ist es ein Wunder, dass an dieser besonderen Art der Infizierten keine meiner Freundschaften zerbrochen ist. Bei diesem wundervoll grausamen Geschöpf handelt es sich um eine totenbleiche weibliche Gestalt mit langen, messerscharfen Klauen. Ihr Weinen ist schon aus der Ferne zu hören und ist gleichzeitig eine Warnung für einen möglichen One-Hit-Kill, als auch ein Lockruf. Zumindest für mich war ihr Weinen immer eine Art Sirenengesang, der mich mehr als einmal ins Unheil lockte.
Aus Gründen, die ich selbst nicht erklären kann, sah ich es nämlich als meine persönliche Aufgabe, jede einzelne Witch im Spiel zu erschrecken. Bevorzugt mit einer Kettensäge. Ins Gesicht.
Selbstmörderisch? Auf jeden Fall. Spaßig? Oh ja!
Zumindest für mich, denn für meine Freunde gab es kaum einen schlimmeren Satz als "Rae has startled the Witch" in unserer gemeinsamen Left 4 Dead 2-Karriere. Je nachdem, wie viele Hexen ich an einem Abend schon aufgeschreckt hatte, wurde ich zu diesen Zeitpunkt entweder geheilt oder einfach zurückgelassen. Ich kann nicht sagen, dass ich es meinen Freunden verdenken kann.
Die Sehnsucht nach Left 4 Dead 3
Left 4 Dead 2 ist für mich vor allem aus persönlichen Gründen so ein fantastisches Koop-Spiel. Aber auch unabhängig von der Kaffee 2.0-Idee (die sich ja zugegeben mit jedem anderen Koop- oder Multiplayer-Spiel hätte durchführen lassen) schaffte Valves Zombiekampf es, mich nachhaltig zu begeistern. Egal, ob gegen die KI oder im Versus gegen andere Spieler, Left 4 Dead 2 konnte mich über viele, viele Stunden unterhalten. Nur sehr wenige Koop-Spiele, die danach kamen, schafften es ebenfalls, dass mir nie Langweilig wurde und ich über Jahre hinweg immer wieder zurückkehrte.
Zu verdanken habe ich das nicht nur meiner Schwäche für bizarre Mods, sondern auch dem exzellent ausgearbeiteten Koop-Gameplay und der dank AI Director 2.0 maßgeschneiderte Zombie-Apokalypse, die das Spiel auf unsere Bedürfnisse anpasste. Egal wie oft wir eine Kampagne gespielt haben, wie oft wir uns durch Sümpfe, Felder oder Krankenhäuser bis in die Sicherheit des Safe Rooms gekämpft haben, das schnelle, actionreiche Gameplay des Team-basierten Shooters ließ uns nie los.
Sicher, für heutige Standards ist Left 4 Dead 2 technisch nichts besonderes mehr und ich habe seither einige fantastische Koop-Spiele mit meinen Freunden gespielt. Trotzdem wir der Kampf gegen Tank, Smoker, Witch und Co immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.
Zumindest bis Left 4 Dead 3 kommt.
Kettensäge, Bratpfanne oder Brecheisen?
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