Dark Souls 3 ist ein echt gutes Spiel. Das haben wir im GamePro-Test mit einer entsprechend hohen Wertung quittiert, die Souls-Fans da draußen versenken indes als Zeichen der Akzeptanz unzählige Stunden in Lothric, hauen sich im PvP auf die Rübe und tüfteln an »Lore«-Theorien. Sofern man das einem verrotteten Königreich des ewigen Verfalls überhaupt attestieren kann, behaupten wir mal: Der Laden läuft, Dark Souls 3 wird von den Spielern angenommen. Allerdings nicht so reibungslos wie einst. Das Spiel gilt zwar als Erfolg, erntet aber in einigen Bereichen Skepsis durch die Community.
Diese Kritik fällt je nach Anspruch der jeweiligen Fans teils harsch aus: Hardcore-Fans ist das Spiel zu leicht, Story-Enthusiasten bemängeln die (selbst für Souls-Verhältnisse) vielen losen Fäden, Rollenspieler meckern über den geringeren Umfang gegenüber früheren Teilen, im New Game Plus gibt's außerdem zu wenig Bonus-Content (gerade im Vergleich zu Dark Souls 2 mit den erheblich härteren Boss-Kämpfen). Und so abwechslungsreich wie das erste Dark Souls ist der Abschluss der Trilogie lange nicht.
Der erste große DLC zu Dark Souls 3, Ashes of Ariandel, könnte an all diesen Baustellen ansetzen und was dagegen unternehmen. Zumindest dürfen Fans das für die 15 Euro erwarten, die sie ausgeben müssen, um in die gemalte Welt von Ariandel einzutauchen. Dass das Addon auf dem Papier sowohl Single- als auch Multiplayer-Inhalte verspricht, klingt da definitiv nach einem interessanten Paket. Beim Testen setzt allerdings rasch Ernüchterung ein. Ashes of Ariandel hat durchaus seine Stärken, aber unterm Strich zu wenige.
Taugt Dark Souls 3? Hier der Test zum Hauptspiel
Das PvPositive
Reden wir zuerst über die schönen Seiten des Lebens (oder Sterbens) in Ariandel: Die neue Spielwelt sieht richtig klasse aus. Das verschneite Tal der »Painted World of Ariandel« erinnert an den DLC Crown of the Ivory King aus Dark Souls 2, allerdings mit ausladenden Waldgebieten und weniger Festungsanteil. Es gibt ein frostiges Dorf, verschneite Klippen samt Schluchten, alles in allem eine richtig gute Ergänzung zum Landschaftsarsenal des Hauptspiels. Zumal das eiskalte Szenario wunderbar zur Melancholie der düsteren Geschichte passt, in der wir das Schicksal einer irrealen Welt auf den Kopf stellen.
Dark Souls 3 - Screenshots zum ersten DLC »Ashes of Ariandel« ansehen
Auch die neuen Kreaturen und Charaktere, die wir dort treffen, schlagen aufs Gemüt: Missgestaltete Riesenküken, würmerspuckende Blutfliegen, verrückte Forlorn-Wächter - um mal mit minimalen Spoilern drei der neuen Viecher zu benennen. Um diese Monster zu bekämpfen, können wir auch einige neue Waffen auftreiben, darunter eine ziemlich beeindruckende Sichelkombination, neue Wunder sowie ein Mix aus Wurfmesser und Stoßklinge. Die knapp 15 frischen Prügel sind sicherlich nicht alle herausragend innovativ, für Puristen lohnt sich der Marsch durch Ariandel aber sicherlich - allein schon, um das eigene PvP-Moveset durch unbekannte Ausrüstungen zu ergänzen.
Apropos Multiplayer: Ashes of Ariandel führt eine PvP-Arena ein, die das gemeinschaftliche Aufeinanderhauen unter Souls-Fans deutlich vereinfacht. Hier können wir aus einer Reihe von Optionen wählen, beispielsweise »Free for All«-Partien einleiten, »1 vs 1«-Duelle ohne Estus-Flakons oder große Prügleien, bei denen drei Spieler gegen drei andere antreten. Die Gildenzugehörigkeit tritt hier in den Hintergrund, weshalb die Arena tatsächlich eine tolle Alternative für PvP-Enthusiasten ist, die Bock auf gnadenlose Gefechte haben und am liebsten auf den ganzen Invasions-Schnickschnack des Hauptspiels verzichten wollen. Allerdings wird sich zeigen müssen, ob die Arena langfristig häufiger besucht wird als das Pendant in Dark Souls 1, das rasch an Bedeutung verlor.
Unser absolutes Highlight des DLC stellt aber der finale Bosskampf dar. Wir werden hier nichts spoilern, aber der brutale Kampf am Ende von Ariandel gestaltet sich nicht nur angenehm knackig, sondern wird auch spektakulär inszeniert. Genau so muss ein Souls-Gefecht aussehen, hier hat From Software alles richtiggemacht. Leider haben all diese positiven Aspekte mehrere Haken.
Zu viele Appetithäppchen verderben die Mahlzeit
Das grandiose Finale ist nämlich gleichzeitig der einzige bemerkenswerte Bosskampf in Ashes of Ariandel. Ein weiterer, optionaler Boss wirkt eher wie eine nette Dreingabe und lässt sich selbst für nicht eingespielte Souls-Kämpfer leicht erledigen. Generell fällt der Schwierigkeitsgrad des DLCs spürbar moderat aus, selbst im Vergleich zum Hauptspiel. Wer mit einem soliden Soullevel von 80 bis 90 das Addon-Gebiet betritt, dürfte kaum Probleme bekommen. Die neuen Gegner sind lediglich in der Gruppe wirklich gefährlich, und das behaupten wir hier nicht aus einer abgebrühten Veteranenperspektive. Wir hatten uns eigentlich erhofft, dass der DLC genau die Leute abholt, die vom Hauptspiel zu wenig gefordert wurden - ähnlich wie bei Bloodborne und dessen Addon The Old Hunters.
Generell haut Ashes of Ariandel spielerisch an keiner Stelle so richtig vom Hocker. Klar, es erbt logischerweise die Stärken von Dark Souls 3, aber wer sich im Hauptspiel schon ordentlich die Hörner abgestoßen hat, findet hier eher eine nette Dreingabe als eine waschechte neue Mini-Kampagne. Mit einem Umfang von knapp drei Stunden (bei halbwegs geübten Spielern) enttäuscht der DLC im Umfang gemessen am happigen Preis ziemlich - Serienveteranen können sich etwa auf die Länge eines Crown-DLCs aus Dark Souls 2 einstellen, allerdings ohne die verschachtelte Levelarchitektur. Dank zahlreicher Leuchtfeuer läuft man im Prinzip in einem Rutsch durch Ariandel und knackt dann das Finale.
Gut, aber nicht gut genug
Natürlich sollte man den DLC beim Bewerten nicht nur auf seinen Schwierigkeitsgrad festnageln, deshalb formulieren wir es anders: Wer Dark Souls 1 gespielt hat, konnte dort das optionale Gebiet »Painted World of Ariamis« betreten, um in einer erschreckend realen Illusion ein verschneites Schloss zu erobern. Ashes of Ariandel fühlt sich (nicht nur im Namen) ähnlich an, bietet zwar schon einen etwas üppigeren Umfang, aber nicht wesentlich mehr. Nur müssen wir jetzt dafür 15 Euro zahlen und das ist einfach zu viel. Es kann sein, dass der zweite große DLC in puncto Spielzeit so viel rausholt, dass der Season Pass von Dark Souls 3 trotzdem zum coolen Rundum-Paket wird, allerdings hätte dem ohnehin schon recht straffen Hauptspiel eine größere Storykampagne nach all diesen Monat Wartezeit deutlich besser getan.
Nein, beim Durchspielen von Ariandel denkt man an keiner Stelle »Mensch, was für ein Mist«. Die neuen Waffen und PvP-Extras erfreuen Hardcore-Spieler zurecht. Wir langweilen uns beim Laufen durch das Addon-Gebiet auch nicht, genießen hier und da die tolle Optik - Ashes of Ariandel ist definitiv nicht schlecht. Allerdings fehlen abseits des letzten Gefechts eben auch die markanten Highlights, sowohl spielerisch, als auch in puncto Story. Die wenigen (durchaus spannenden) Story-Impulse machen kaum einen Unterschied im nüchternen Gesamtbild. Wäre Ariandel ein Gebiet im Hauptspiel, hätte es sicherlich zu den optisch ansprechendsten gehört. Allerdings sticht es als DLC zu wenig heraus, um einen komplett neuen Durchlauf von Dark Souls 3 zu rechtfertigen. Wer den extra dafür trotzdem auf sich nimmt, wird natürlich nicht bestraft - aber auch nicht sonderlich belohnt.
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