Aus Alt mach neues Alt
Die rundenbasierten Kämpfe machen dafür umso mehr Laune und bringen einige sinnvolle Änderungen mit sich. Etwa die titelgebenden »Brave«- und »Default«-Befehle: Geraten wir in ein Gefecht, hat jede unserer Figuren pro Runde einen »Battle-Point«, mit dem wir eine Aktion ausführen können.
Per »Brave« können wir aus diesem Muster ausbrechen und mit einer Figur bis zu viermal je Runde angreifen. Der Haken dabei: Für jede zusätzliche Attacke rutschen unsere »Battle-Points« weiter ins Minus und der Charakter ist in den nächsten Durchgängen so lange wehrlos, bis der Zähler wieder auf null steht.
Es sei denn, wir setzen mithilfe von »Default« einige Runden aus und sparen uns ein paar Punkte an. Während dieses Befehls wechselt unsere Figur in eine Verteidigerstellung, in der wir weniger Schaden abbekommen.
Das Zusammenspiel der beiden Neuerungen ist durchweg sinnvoll - schwache Gegner können wir dank »Brave« schnell besiegen, gegen stärkere Kontrahenten haben wir eine größere taktische Vielfalt. Eine verzichtbare Neuerung sind die »Sleep-Points«.
Mit denen haben wir die Möglichkeit, die Zeit für den Gegner anzuhalten, während wir ungestört weiterkämpfen. Die Punkte erhalten wir nur, wenn wir den 3DS auf Stand-by schalten oder sie für echtes Geld kaufen. Ganz schön dreist, aber immerhin ist diese »Zeit anhalten«-Funktion so optional wie überflüssig.
Tolles Jobsystem, tolle Technik
Abseits der motivierenden Kämpfe fesselt das Rollenspiel vor allem mit dem Charaktersystem. In Bravely Default finden sich 24 verschiedene Jobs, die gleichzeitig das Klassensystem darstellen. Anfangs können wir nur einen Job ausüben, für bezwungene Bosse bekommen wir weitere dazu.
Der Clou dabei ist, dass wir jederzeit mit jeder Figur die Klasse wechseln können. Ein aktiver Job levelt separat zu dem eigentlichen Charakterlevel mit (der erhöht unsere Grundattribute wie Stärke) und schaltet nach und nach spezifische Fähigkeiten frei.
Wenn wir wechseln, bedeutet das aber nicht, dass wir die Fertigkeit nicht mehr nutzen können. Wenn wir als Mönch etwa das Talent »Aufputschen« erspielt haben, können wir es als Hilfsfähigkeit bei einem anderen Job angeben und weiterhin nutzen.
Mit diesen schier endlosen Möglichkeiten entbrennt eine Jagd nach der perfekten Team-Zusammenstellung. Kauf- und sammelbare Ausrüstungsgegenstände, bei denen viele in Kombination mit bestimmten Jobs besonders wirkungsvoll sind, unterstützen diesen Drang.
Die Stärken des Spiels liegen zwar eindeutig in seiner Spielmechanik. Das heißt aber nicht, dass die optische und akustische Darstellung da nicht mithalten kann, im Gegenteil. Mit seinen handgezeichneten Städten und dem tollen Artdesign muss sich der Titel nicht hinter Größen wie Ni No Kuni verstecken.
Kleineren hardwarebedingten Abstrichen wie etwa matschigen Texturen zum Trotz sieht Bravely Default durchgehend wunderschön aus und läuft auch bei eingeschaltetem 3D-Modus stets flüssig. Auf der audiovisuellen Seite gibt es auch wenig zu beanstanden.
So sind alle wichtigen Gespräche gut vertont - wahlweise in englischer oder japanischer Sprache. Der Soundtrack besitzt runherum Ohrwurm-Charakter, hat aber in Summe zu wenige Stücke. Insgesamt schafft es das JRPG durch die vielen kleinen Verbesserungen, den Charme alter Klassiker wunderbar einzufangen, ohne dabei altbacken zu wirken.
Wiederaufbau eines Dorfes: In einem Minispiel können wir ein zerstörtes Dorf wiederaufbauen. Wie in einem Browserspiel weisen wir einer möglichst großen Anzahl an Arbeiten ein zu errichtendes Gebäude zu. Der Bau kann mitunter mehrere Echtzeitstunden dauern. Mehr Beschäftigte bekommen wir ausschließlich per Street-Pass-Funktion. Als Belohnungen winken besondere Ausrüstungsgegenstände. Der Modus ist eine nette Dreingabe, mehr aber auch nicht.
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